Elektrosmog-Report
4. Jahrgang / Nr. 12 Dezember 1998
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Hochfrequenz

Übersicht über Grenz- und Vorsorgewerte im HF-Bereich

Die meisten Länder der Welt orientieren sich bei ihren Grenzwertfestsetzungen im Hochfrequenzbereich an den Empfehlungen der Internationalen Strahlenschutzkommission für nichtionisierende Strahlung (ICNIRP). So auch Deutschland. Verschiedene Institutionen forden wegen der unsicheren wissenschaftlichen Datenlage mit Hinweisen auf biologische Wirkungen unterhalb der ICNIRP-Werte Vorsorgewerte unterschiedlicher Strenge unterhalb der Grenzwerte.

Die aktuellen Empfehlungen der ICNIRP wurden im April 1998 veröffentlicht und unterscheiden sich nur unwesentlich von älteren Empfehlungen der IRPA bzw. ICNIRP. Eine umfangreiche Diskussion der Empfehlungen findet sich im Elektrosmog-Report, April 1998. Dort heißt es: "Die Grenzwertkonzeption der ICNIRP geht ausschließlich von akuten, thermischen Effekten aus, die erst bei extrem hohen Feldern, wie sie nur bei sehr seltenen Unfällen in der Industrie vorkommen, auftreten und bereits seit Jahrzehnten bekannt und unumstritten sind. Die Forschungsergebnisse der letzten 10 Jahre hinsichtlich Langzeiteffekten bleiben vollkommen unberücksichtigt; sie werden nicht einmal für Vorsorgewerte herangezogen."

Dennoch orientieren sich fast alle Länder an diesen Grenzwertempfehlungen; so auch Deutschland (26. BImSchV) und zukünftig die Europäische Union (Elektrosmog-Report, Oktober 1998).

Es wundert daher nicht, dass kritische, unabhängige Institute und Verbände seit Jahren Vorsorgewerte festlegen, die in der Regel weit unter den ICNIRP-Grenzwertempfehlungen liegen. Solche Vorsorgewerte sollen dem unsicheren Kenntnisstand hinsichtlich athermischer Effekte und möglicher Langzeitschäden Rechnung tragen und den Bürger vor möglichen bzw. vermuteten Gefahren und Beeinträchtigungen bewahren.

Es ist nicht Ziel dieses Beitrags, verschiedene Vorsorgekonzepte miteinander zu vergleichen und ihre naturwissenschaftliche und politische Basis zu diskutieren. Vielmehr soll mit der folgenden Tabelle ein Überblick über die wichtigsten Vorsorgewerte, die in den letzten Jahren in Deutschland präsentiert wurden, für die Frequenzen der wichtigsten Mobiltelefonnetze gegeben werden.

Osteuropäische Grenzwerte

Die Grenzwerte in den Ländern des ehemaligen Ostblocks bzw. der ehemaligen UdSSR folgten einer anderen Philospohie als die in den Ländern der westlichen Welt. So gaben medizinische Wirkungen schwacher HF-Strahlung Anhaltspunkte für die Grenzwerte. In einer, vom damaligen Bundesamt für Post und Telekommunikation in Auftrag gegebenen, umfangreichen Literaturstudie der osteuropäischen Quellen aus den Jahren 1960 und 1992 wurde festgestellt, dass die Grenzwerte deutlich unter den heutigen Empfehlungen der ICNIRP lagen. Kritisiert wurde allerdings von westlicher Seite das fachliche Niveau der zugrunde liegenden, wissenschaftlichen Untersuchungen sowie die Tatsache, dass die strengen Grenzwerte nur selten zur Anwendung kamen (vgl. auch Elektrosmog-Report, September 1996). Zumindest in Moskau gelten auch 1996 Grenzwerte, die weit unter den ICNIRP-Empfehlungen liegen (Moskau 1996).

Tabelle: Grenz- und Vorsorgewerte für ausgewählte hochfrequente Felder für die Öffentlichkeit (Leistungsflußdichte in Watt pro Quadratmeter) im Überblick
 

 
C-Netz
D1/D2-Netz
Eplus
 
460 MHz
900 MHz
1.800 MHz
Grenzwerte      
Dt. Elektrosmogverordnung 1997 (26. BImSchV)
2,3
4,5
9
       
alte osteuropäische Grenzwerte      
UdSSR
0,05
0,05
0,05
Polen
0,1
0,1
0,1
CSSR
0,24
0,24
0,24
Moskau 1996
0,02
0,02
0,02
       
Grenzwert-empfehlungen      
KATALYSE 1994
1
1
1
ICNIRP 1998
2,3
4,5
9
Australien/ Neuseeland 1998
2
2
2
       
Vorsorgewerte      
ECOLOG 1994
0,11
0,22
0,45
BUND 1997
0,00023
0,00045
0,0009
ECOLOG 1998
0,023
0,045
0,09
nova 1998
0,23
0,45
0,9
Maes 1998
0,0000002-0,00002
0,0000002-0,00002
0,0000002-0,00002

nova 1998
 
 

KATALYSE

Das KATALYSE-Institut, Köln, schreibt zu seinen Grenzwertempfehlungen: "Angesichts der Befunde und Erklärungsmodelle im nichtthermischen Bereich scheint es angebracht, nichtthermische Effekte als potentielle Auslöser gesundheitlicher Störungen ernst zu nehmen. Daraus ergibt sich: Das bisherige Konzept der Aufstellung von Basisgrenzwerten für SAR-Werte muß erweitert werden, da es ausschließlich thermische Effekte erfaßt. Der Grenzwert für die Dauerexposition der Öffentlichkeit sollte über den gesamten HF-Bereich die Leistungsflußdichte auf 0,1 mW/cm2 begrenzen." (KATALYSE 1994) (0,1 mW/cm2 = 1 W/m2)

ECOLOG

Das ECOLOG-Institut, Hannover, orientiert sich bei seinen "Vorsorgegrenzwerten" aus dem Jahre 1994 für den Frequenzbereich bis 400 MHz an den früheren HF-Grenzwerten für die Allgemeinheit in der UdSSR, die Werte oberhalb 400 MHz finden sich in der Tabelle. Aktuell schreibt Peter Neitzke vom ECOLOG-Institut Hannover: "In konkreten Gutachten zu Mobilfunkanlagen (D und höher) empfehlen wir zur Zeit, aus Vorsorgegründen einen Schutzabstand einzuhalten, der mindestens um den Faktor 10 größer ist als der von der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post festgesetzte Sicherheitsabstand. Diese Empfehlung beruht auf Ergebnissen einzelner experimenteller Untersuchungen sowie den neuesten Ergebnissen epidemiologischer Untersuchungen an Radar-, Fernsehsender- und Rundfunksendeanlagen." (Neitzke 1998)

Ein zehnfacher Schutzabstand würde bei isotroper Abstrahlung eine Verschärfung der ICNIRP-Empfehlungen um den Faktor 100 bedeuten (vgl. Tabelle).

nova

Das nova-Institut, Hürth, kommt nach einer umfassenden Auswertung der Fachliteratur zu dem Ergebnis, dass es unterhalb der ICNIRP-Empfehlungen eine Reihe von Hinweisen auf athermische Effekte und Langzeitwirkungen gibt. Die überwiegende Zahl der methodisch sorgfältig durchgeführten Studien findet solche Effekte für Leistungsflußdichten zwischen den ICNIRP-Empfehlungen und einem Faktor 10 unter den ICNIRP-Werten. Mit seinen Vorsorgewerten möchte das nova-Institut diese "Grauzone" von HF-Wirkungen ausschließen. Hieraus ergibt sich ein Vorsorgewert, der um den Faktor 10 unter den ICNIRP-Empfehlungen liegt.

BUND

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) schreibt in seinem "BUND-Programm zur Begrenzung des Elektrosmogs" aus dem Jahr 1997: "Will man in diesem Wirkungsbereich einen gewissen Schutz und auch Vorsorge erreichen, so müssen Immissionswerte der 26. BImSchV größenordnungsmäßig um den Faktor 10.000 (!) gesenkt werden (bei der elektrischen Feldstärke, magnetischen Flußdichte bzw. Leistungsflußdichte) für den Daueraufenthalt in Ruhebereichen."

Auf eine detaillierte Ableitung der Vorsorgewerte wird verzichtet.

Maes

Um das Spektrum abzurunden, sei Wolfgang Maes, als ein Vertreter der Baubiologie, zitiert: "Die baubiologischen Richtwerte, bezogen auf Schlafbereiche für ungepulste Strahlung: keine Anomalie unter 2 nW/cm2, schwache Anomalie 2 bis 50 nW/cm2, starke Anomalie 50 bis 1000 nW/cm2 und extreme Anomalie über 1000 nW/cm2.

Die baubiologischen Richtwerte für niederfrequent gepulste Strahlung: keine Anomalie unter 0,02 nW/cm2, schwache Anomalie 0,02 bis 0,5 nW/cm2, starke Anomalie 0,5 bis 10 nW/cm2, extreme Anomalie über 10 nW/cm2, ebenfalls bezogen auf Schlafbereiche."

Von Vorsorgewerten zu Vorsorgeabständen

Als Faustregel gilt: Wird der Vorsorgewert gegenüber dem ICNIRP-Grenzwert um den Faktor 10 (bzw. 100, 10.000) verschärft, so ergeben sich als Vorsorgeabstände um den Faktor 3 (bzw. 10, 100) kleinere Abstände als nach ICNIRP (mathematisch: Quadratwurzel ziehen!).

Quellen:

1. BUND: Elektromagnetische Felder. Erklärungen, Zusammenhänge und BUND-Positionen zum Thema "Elektrosmog", Bonn 1997.

2. KATALYSE (Hrsg.): Elektrosmog - Gesundheitsrisiken, Grenzwerte, Verbraucherschutz. C.F. Müller Verlag, Heidelberg 1994.

3. Maes, W.: Streß durch Strom und Strahlung, Institut für Baubiologie und Oekologie, Neubeuern 1998.

4. Moskau: The senetary regulations and norms for protection of the population of Moscow-City from electromagnetic fields generated by transmitting radio engineering objects. Moscow 1996.

5. Neitzke, H.-P. u.a.: Risko Elektrosmog? Auswirkungen elektromagnetischer Felder auf Gesundheit und Umwelt. Birkhäuser Verlag, Basel 1994.

6. Neitzke, H.-P.: Persönliche Mitteilungen 1998.

7. Poppei, M., Sass, D., Goldstein, N.: Biologische Wirkungen elektromagnetischer Felder im Frequenzbereich 0 - 2 GHz auf den Menschen (UdSSR/GUS, Zeitraum 1960-1992), Berlin 1993.

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Hochfrequenz

Sender Schwarzenburg - eine abschließende Betrachtung

Um mögliche Gesundheitsstörungen und -beeinträchtigungen im näheren Umfeld des schweizer Kurzwellensenders Schwarzenburg zu untersuchen, wurde eine Serie von Studien durchgeführt. 1992 und 1996 wurden zwei kontrollierte Interviewstudien sowie 1993 eine experimentelle Studie mit dreitägigem Abstellen des Senders während 10 Tagen mit Messung der Melatoninausscheidung im Urin des Menschen und im Speichel bei Kühen durchgeführt.

Über die 92er und 93er-Untersuchungen haben wir bereits im Elektrosmog-Report, April 1996, ausführlich berichtet.

Studie von 1992

Das wichtigste Ergebnis der Studie von 1992 war: Die aufwendige Untersuchung der Universität Bern konnte in der Umgebung des Kurzwellensenders Schwarzenburg zwar keine erhöhte Häufigkeit körperlicher Krankheiten nachweisen, wohl aber eine signifikante Zunahme psychovegetativer Beschwerden wie vor allem Schlafstörungen. Neben den Schlafstörungen zeigten auch Symptome wie Nervösität, allgemeine Schwäche und Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen, die in der Medizin gemeinsam als "psychovegetative Störungen" bezeichnet werden, das gleiche Muster.

Im Elektrosmog-Report, September 1998, berichtete Hans-Ulrich Jakob über die erfolgte Abschaltung des Senders sowie die Geschichte vom Widerstand der Bevölkerung und den genannten Untersuchungen. Eine Tabelle über die festgestellte Häufigkeit verschiedener Krankheiten führte zu Nachfragen von Lesern des Elektrosmog-Reports, da die Tabelle eine deutliche Erhöhung des Krebs- und Diabetesrisikos zeigt und dies im Widerspruch zu Aussagen der Autoren der Studie steht. Über die Interpretation der Ergebnisse gibt es darüber hinaus auch immer wieder Diskussionen in der Öffentlichkeit.

Wir möchten daher das Thema Schwarzenburg noch einmal aufgreifen. Die von Herrn Jakob gezeigte Tabelle stellt eine von ihm durchgeführte Zusammenfassung der wichtigsten Tabelle aus der Orginalstudie dar, eine Zusammenfasung, die methodisch fragwürdig ist. Im Folgenden zeigen wir die Originaltabelle und zitieren die Schlußfolgerung der Autoren. Im Anschluß daran folgt eine Zusammenfassung der Ergebnisse der 96er Studie, die die Befunde der ersten Studie weitgehend reproduzieren konnte.

Tabelle: Erkrankungshäufigkeiten in verschiedenen Entfernungen vom Sender
 

Chronische Erkrankung
Zone A
Zone B
Zone C
Diabetes mellitus, Erwachsenenform
5
5
5
Diabetes mellitus, juvenile Form
1
1
0
Glaukom
1
1
2
Katarakt
1
6
5
Brustkrebs (Frauen)
1
1
1
Gebärmutterkrebs
1
1
1
Hodenkrebs
2
0
0
Blasenkrebs
0
0
1
Affektive Psychose
4
5
2
Andere nichtorganische Psychosen
2
1
1
Nervosität
1
0
0
Senile und präsenile organische Psychose
0
1
0

Die anwohnende Bevölkerung wurde, je nach Exposition, in die Zone A (hoch exponiert), Zone B (mittel exponiert) und Zone C (unbelastete Kontrollgruppe) eingestuft.

Zusammenfassend heißt es: "Es wurde eine signifikante Zunahme an Schlafstörungen in der exponierten Bevölkerungsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe festgestellt. Keine anderen "gesundheitlichen Beschwerden" wiesen einen relevanten Zusammenhang auf. Entweder verlor die Assoziation ihre Signifikanz, wenn Zone C herausgenommen wurde (z. B. Nervosität, Gliederschmerzen etc.) oder es fanden sich keine signifikant unterschiedlichen Verhältnisse zwischen den Zonen (z. B. Husten und Auswurf). Die Schlafstörungen zeigten einen Dosis-Wirkungsbeziehung mit der EMF-Feldstärke auch nach Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Anteil des möglichen Gesundheitsrisikos des Senders bezogen auf die Lebensspanne, die dort verbracht wurde. Graphische Modelle legen nahe, daß Schlafstörungen, insbesondere Durchschlafstörungen, eine Schlüsselrolle bei der Beziehung zwischen psychovegetativen Beschwerden und den Senderfeldern spielen. (...)

Ernsthafte Erkrankungen und schlechter Gesundheitszustand wie etwa Krebs, Herzkreislauferkrankungen ohne Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Glaukom, Katarakt und psychiatrische Störungen wurden in der nicht exponierten Kontrollgruppe nicht häufiger angetroffen als in Zone C. Aufgrund der Fallzahl von n=404 bleiben die Schlußfolgerungen allerdings begrenzt, da nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann, dass doch ein echtes Risiko existiert, das mit dem elektromagnetischesn Feld des Senders in Verbindung stehen könnte."

Soweit die Ergebnisse der 92er Studie.

Wiederholungsstudie von 1996

Die Ergebnisse der Wiederholungsstudie von 1996 wurden von den Autoren wie folgt zusammengefaßt:

"Die Resultate (der 1. Studie) legen nahe, dass v.a. Schlafstörungen in der Nähe des Senders gehäuft auftreten. Dieser Befund aus dem Jahr 1992 konnte im Rahmen der Nachfolgeuntersuchung 1996 bestätigt werden. Folgende Elemente sprechen für eine kausale Beziehung zwischen Durchschlafstörungen und senderbedingten elektromagnetischen Feldern: Häufung der Beschwerden in Sendernähe, Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen EMF-Feldstärke und Häufigkeit von Durchschlafstörungen, Wiederholbarkeit des Befundes 4 Jahre später. Ein wesentliches Element der Beweisführung fehlt jedoch: der Nachweis eines biophysikalischen Mechanismus. Die experimentelle Studie 1993 ergab keinen Zusammenhang zwischen EMF-Feldstärke und Melatoninausscheidung beim Menschen. Bei Kühen hingegen besteht der Verdacht, dass die elektromagnetischen Felder in der exponierten Gruppe zu einer Phasenverschiebung des Melatoninzyklus geführt haben."

Bei der Interviewstudie 1996 wurden grundsätzlich vergleichbare Fragen gestellt wie in der 92er Studie. Der Fragenkatalog wurde aber um spezifische Fragen im Zusammenhang mit Schlafstörungen erweitert. Außerdem wurde bei jeder Person der Blutdruck gemessen. Neben der bereits 1992 befragten Population wurde die Bevölkerung im Westen der benachbarten Gemeinde Rüeggisberg mit eingeschlossen. Es handelt sich um eine Bevölkerung, die den Sender sieht und bzgl. der Exposition zwischen den Zonen B und C liegt.

Ein wichtiges Ergebnis der 96er-Studie lautet: Entfernt man sich von 100 m auf 1.000 m vom Zentrum der sternförmigen Vorhangantenne, so sinkt die Chance für Durchschlafstörungen um den Faktor 0,26 (95% Konfidenzintervall: 0,12 bis 0,56). Dies entpricht weitgehend dem Befund von 1992, wo ein Faktor 0,12 mit einem 95%-Konfidenzintervall von 0,05 bis 0,30 gefunden wurde. Wer nah am Sender lebte, wies also ein vier- bis achtfach erhöhtes Risiko für Durchschlafstörungen auf.

In der neuen Studie fiel auf, daß Einwohner der exponierten Zone mit Schlafstörungen, die ihre Wohnzone verließen, bereits nach ein bis zwei Tagen signifikant seltener an Schlafstörungen litten (OR = 5,4), als dies bei Einwohnern mit Schlafstörungen der Vergleichzone C der Fall war. Die Einwohner der exponierten Zone nahmen häufiger Schlafmittel ein als in der nicht-exponierten Zone und aßen seltener eine schwere Mahlzeit am Abend; d. h. in der exponierten Zone betrieben die Einwohner mit Schlafstörungen offensichtlich Schlafhygiene.

Bzgl. der Melatoninbefunde aus dem Jahre 1993 diskutieren die Autoren als Möglichkeit für die Erklärung der negativen Befunde beim Menschen, dass nur der morgendliche und nicht der abendliche Urin gesammelt wurde. Eine Studie von Pfluger und Minder bei Lokomotivführern wies nach, dass die abendliche Ausscheidung von Melatonin durch die 16 2/3-Hz-Felder beeinflusst wurde, nicht aber der Morgenurin.

Resümierend heißt es: "Obwohl zur Zeit unklar ist, ob die Beziehung zwischen Sender und Beschwerden der Bevölkerung ein biophysikalisches oder psychisches Phänomen ist, sollten durch die Vollzugsbehörde Massnahmen getroffen werden, die die Emissionen der Senderanlage und die Immissionen der Bevölkerung auf ein Minimum reduzieren; denn mehrfache Arten von Fragestellungen und Analysen bestätigen das Vorhandensein eines engen Zusammenhangs zwischen Betrieb des Senders und Schlafstörungen."

Quellen:

1. Altpeter, E.S. et al.: Study on Health Effects of the Shortwave Transmitter Station of Schwarzenburg, Berne, Switzerland (Major Report). BEW Publication Series, Study No. 55, Universität Bern, Institut für Sozial- und Präventivmedizin, 08/95.

2. Altpeter, E.S., Abelin, Th.: Schlafstörungen in der Nähe des Kurzwellensenders Schwarzenburg. In: Tagungsband "Elektrosensibilität: Standortbestimmung eines Phänomens", ETH Zürich, Institut für Hygiene und Arbeitsphysiologie, 04.07.1997.

3. Pfluger, D. H., Minder, Ch. E.: Effects of exposure to 16.7 Hz magnetic fields on urinary 6-hydroxymelatonin sulfate excretion of Swiss railway workers. J Pineal Res, 21:91:100, 1996.

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Politik

Treffen des Bundesverbandes
gegen Elektrosmog

Am 7. November 1998 fand in Hanau ein bundesweites Treffen der Bürgerinitiativen gegen Elektrosmog statt. Der 1994 gegründete Bundesverband fordert staatliche Forschungsmittel für unabhängige Gutachten über biologische Schäden durch elektromagnetische Felder und eine Überprüfung der seit 1997 in Deutschland geltenden Grenzwerte. Die Grenzwerte für die Errichtung von Sendemasten für den Mobilfunk seien beispielsweise noch immer um mindestens das Hundertfache zu hoch, erklärte der Bundesvorsitzende des Verbandes, Manfred Fritsch, vor rund 130 Teilnehmern, die ca. 300 Bürgerinitiativen mit insgesamt 1.500 Mitglieder repräsentierten. Zur dringenden Gesundheitsvorsorge sollten die Grenzwerte vorab gesenkt werden, da immer mehr neue international veröffentlichte Forschungsergebnisse den Nachweis über den Zusammenhang von künstlich erzeugten elektromagnetischen Feldern und biologischen Wirkungen aufzeigten.

Der Bundesverband fordert weiter, dass die Hersteller von Mobiltelefonen verpflichtet werden, auf ihren Geräten die Abstrahlwerte der elektromagnetischen Felder anzugeben. Das Bundesbaugesetzbuch sollte zugunsten einer klaren Baugenehmigungspflicht für die Errichtung neuer Sendeanlagen geändert werden.

Der Bundesverband setzt sich für ein Verbot von Mobilfunkanlagen in Wohngebieten und der Verlegung von Starkstromtrassen aus Wohngebieten ein. Zudem fordert er ein Mitspracherecht der Bürger bei der Standortauswahl geplanter Mobilfunk- und Sendeanlagen in den jeweiligen Gemeinden. Die juristischen Chancen stünden gut: Das gerichtliche Vorgehen von Bürgerinitiativen habe bereits in mehreren hundert Fällen dazu geführt, dass solche Anlagen nicht wie geplant im Wohnumfeld errichtet worden seien.

Der Bundesverband wird seine Forderungen ausarbeiten und im Bundesumweltministerium vorlegen und erläutern.

Kontakt: Bundesverband gegen Elektrosmog e.V., Festerbachstr. 16, 65329 Hohenstein, Tel: (06120) 91 00 08, Fax: 91 00 09.

Quellen:

- Pressemitteilung des Bundesverbandes gegen Elektrosmog e.V. vom 11.11.1998.
- "Biologische Schäden durch Elektrosmog?", Heimat-Rundschau, 08.11.1998, http://www.main-echo.de/HTML/lok/hei/0811smog.html
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Biologie

Fische mit Organ zur Elektroortung

Einige Tiere scheinen neben dem visuellen und auditorischen Sinn noch einen dritten, den elektrischen Sinn, zu besitzen, mit dem sie sich räumlich in ihrer Umwelt orientieren können. Dieser Sinn funktioniert anders als alle bisher bekannten Sinne.

Nach den Untersuchungen von Georg von der Emde und Stephan Schwarz vom Institut für Zoologie der Universität Bonn und ihren Kollegen erfolgt diese sensorische Tiefenwahrnehmung nicht wie bei Menschen und den meisten Tieren mit den Augen, sondern durch aktive Elektroortung. Die afrikanischen "elektrischen" Fische erzeugen mit Hilfe eines speziellen Organs elektrische Signale, mit den sie ihre Umwelt elektrisch "abtasten". Jedes Objekt in der Umgebung der Fische wirft auf die Fischoberfläche eine Art "elektrischen Schatten", dessen Größe und Eigenschaften von Elektrorezeptoren in der Fischhaut wahrgenommen werden. Die Fische erhalten so ein dreidimensionales Abbild ihrer Umwelt.

Eine der Besonderheiten an diesem bisher unbekannten Mechanismus zur räumlichen Tiefenwahrnehmung ist die Abbildung der dreidimensionalen Umwelt auf einer zweidimensionalen Rezeptoroberfläche, von der dann das Fischhirn die Umwelt dreidimensional rekonstruiert.

Diese bisher unbekannte biologische Methode ermöglicht auch neue technische Anwendungen. Die Bonner Zoologen arbeiten an der Entwicklung von Sensoren, die unter extremen Umweltbedingungen, wie beispielsweise verschmutzten Gewässern, Objekte erkennen und dreidimensional darstellen können.

Quelle: Spektrum Ticker vom 29.10.1998 (http://www.spektrum.de/ticker/)
 
 
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Unfallrisiko durch Mobiltelefone

Auf einem Workshop der italienischen Luftfahrtgesellschaft Alitalia anläßlich der EMC'98 in Rom berichtete Herr F. De Donno darüber, dass die HF-Emmissionen von portablen Elektronikgeräten der Passagiere, ein ernst zu nehmendes Problem seien. Die Störungen des Navigationssystems moderner Flugzeuge hätten in den 90er Jahren markant zugenommen.

So berichtet die bislang unveröffentlichte Alitalia Pilotendatenbank von 600 Störungen bei 1 Million Flügen - ein inakzeptabel hohes Risiko für kommerzielle Airlines. Alitalia schätzt einen 25prozentigen Anstieg der Unfallrate auf Grund von internen HF-Störungen, in 80 Prozent durch Mobiltelefone.

Quelle: Hansen, D.: Mobiltelefone im Flugzeug. In: EMC Journal 4/98, S. 63.
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Layout: Datadiwan eMail:webmeister@datadiwan.de