Deutsche Gesellschaft für therapeutische Hypnose und Hypnoseforschung e.V. (GTH)
Autor: GTH
Keywords: Hypnose, Autogenes Training, Suggestion, Entspannung, suggestive Verfahren, Fokalanalyse, situationsanalytisches Verfahren 
Abstract: Darstellung der GTH und eine Einführung in Hypnose und Hypnoseverfahren 

Kontaktadressen
GTH-Geschäftsstelle
Kaiserstr. 2a, 66955 Pirmasens
Tel. 06331/73774; Telefax: 06331/78534
Die Geschäftsführerin der GTH, Frau Ilse Groß, ist telefonisch werktags ab 16.30 Uhr zu erreichen.

GTH-Öffentlichkeitsarbeit:
Karl Strünkelnberg, Therapeut für analytische Hypnose GTH und Vorstandsmitglied der GTH.
Praxisanschrfift: Welfenstr. 2, 88289 Waldburg
Tel. 07529/1748, Fax: 07529/911728
email: struen@t-online.de

Copyright: Deutsche Gesellschaft für therapeutische Hypnose und Hypnoseforschung e.V. (GTH), Stuttgart 1997 

 
 

Deutsche Gesellschaft für therapeutische Hypnose und Hypnoseforschung e.V. (GTH)

Die GTH wurde 1981 gegründet und am 18. April 1984 in das Vereinsregister eingetragen und hat ihren Sitz in Stuttgart. Die Geschäftsstelle befindet sich in Pirmasens.

Die GTH befaßt sich als Verein mit der Erforschung der Hypnose und ihrer therapeutischen Möglichkeiten sowie mit der Aus-. Fort- und Weiterbildung von Hypnosetherapeuten. Die Vereinsarbeit ist als gemeinnützig anerkannt.

Die ordentliche Mitgliedschaft in der GTH setzt voraus, daß die in der GTH-Ausbildungs- und Prüfungsordnung vorgeschriebene Ausbildung mindestens bis zur Grundstufe erfolgreich abgeschlossen wurde oder, daß der vorgeschriebene Ausbildungs- und Kenntnisstand anderweitig erworben wurde und nachgewiesen werden kann. Personen, die noch in Ausbildung entsprechend der Ausbildungs- und Prüfungsordnung der Gesellschaft sind und solche natürlichen und juristischen Personen, die zur Förderung der Gesellschaft beitragen wollen und außerdem ein Empfehlungsschreiben von zwei ordentlichen Mitgliedern besitzen, können die außerordentliche Mitgliedschaft erwerben.

Wichtige Organe der Gesellschaft

  1. Die ordentliche Mitgliederversammlung wird mindestens einmal jährlich einberufen und findet im Rahmen des GTH-Jahreskongresses (im Nov. jeden Jahres) traditionell im Schloß Meersburg/Bodensee statt. Außerordentliche Mitgliederversammlungen können auf Beschluß des Vorstandes oder auf schriftlich begründeten Antrag von mindestens einem Viertel der Mitglieder einberufen werden.
  2. Der Vorstand besteht aus dem 1. Vorsitzenden (derzeit Werner J. Meinhold) und zwei gleichberechtigten stellv. Vorsitzenden (derzeit Katharina Hilger und Karl Strünkelnberg). Die Vorstandsmitglieder werden auf fünf Jahre gewählt, die letzte Wahl fand im Nov. 1996 statt.
  3. Der Beirat berät den Vorstand und nimmt an dessen Sitzungen mit beratender Stimme teil. Die Mitglieder des Beirates werden vom Vorstand auf jeweils zwei Jahre bestimmt. Derzeit gehören dem Beirat an: Dr. J. Derbolowsky, Dr. Ingrid Kojan, Dr. Peter Kreutzer, Hartwig Osswald, Karin Recht.
  4. Internationales Kuratorium: Prof. Dr. Gerhard S. Barolin, Feldkirch/Österreich; Dr. Andrzej Cechnicki, Krakau/Polen; Dr. Udo Derbolowsky, Blieskastel; Dr. Claus A. Egger, Quito/Ecuador; Margarethe Langen, Mainz; Prof. Dr. Frank Schmidt; Somerset/U.S.A.; Bodo Siemieniewski, Köln.
Ethische Grundsätze der GTH für die therapeutische Arbeit
(Auszug aus § 8 der Vereinssatzung):
  1. Hypnosen dürfen nur mit ausdrücklicher Einwilligung der Hypnotisanden durchgeführt werden.
  2. Der Hypnotisand muß über Wesen und Zielsetzung der Hypnose aufgeklärt werden.
  3. Mit der Hypnose dürfen ausschließlich die Absichten und Interessen des Hypnotisierten verfolgt werden. Bei Forschungshypnosen heißt dies, daß der Hypnotisand mit der Forschungszielsetzung und mit dem Sinne der Absätze a) und b) ausdrücklich übereinstimmt.
  4. Alle verwendeten Suggestionsinhalte müssen die Menschenwürde wahren.
  5. Es dürfen keine reinen Unterhaltungsabsichten mit der Hypnose verbunden werden.
  6. Therapeutische Hypnosen dürfen berufs- oder gewerbsmäßig nur bei Erfüllung der entsprechenden, in der Satzung und in der Ausbildungsordnung festgelegten Bestimmungen durchgeführt werden.
  7. Die gesetzlich festgelegte Schweigepflicht ist zu beachten.
  8. Räume, in den therapeutische Hypnosen durchgeführt werden, sollen einen Rahmen bieten, der dem besonderen Vertrauensverhältnis zwischen Therapeut und Patient angemessen ist.
Was ist Hypnose?
Hypnose ist ein besonderer Bewußtseinszustand, der heute gern als "3. Bewußtseinszustand" apostrophiert wird, ein Bewußtseinszustand, der jedermann - auch wenn manche Showhypnotiseure einen anderen Eindruck zu vermitteln scheinen - als alltägliche Erfahrung vertraut ist. Charakteristisch für den Bewußtseinszustand der Hypnose ist, daß unsere bewußte Aufmerksamkeit von irgendetwas weitgehend absorbiert und dafür ein Teil unserer Wahrnehmung wie auch unserer Handlungen vom Bewußtsein abgespalten und unbewußt registriert bzw. durchgeführt werden. Und das hat nichts mit Magie zu tun.

Immer, wenn wir etwas nicht mit bewußter Aufmerksamkeit tun, befinden wir uns in Hypnose bzw., um ein anderes, aber gleichbedeutendes Wort zu nehmen, in Trance. Das ist zum Beispiel bei Handlungen der Fall, in denen wir so geübt und routiniert sind, daß wir sie praktisch "im Schlaf" erledigen können. Am bekanntesten sind vermutlich Trancephänomene beim Stricken oder beim Autofahren. Wer viel auf der Autobahn fährt, kennt das Phänomen, daß man sich zeitweise des Fahrens gar nicht mehr bewußt ist, obwohl man sich verkehrsmäßig völlig korrekt verhält. Lenken, kuppeln, Gas geben, auf die anderen Verkehrsteilnehmer achten - das geht zuweilen fast automatisch. Aber auch, wenn wir uns auf ein hochinteressantes Gespräch, einen aufregenden Film oder ein spannendes Buch einlassen, geraten wir in einen tranceartigen Zustand, der uns die Umwelt vergessen läßt, allerdings sehr unterschiedliche subjektive Qualität haben kann. Man kann total aufmerksam sein wie im Kino oder völlig weggetreten wie zuweilen bei Tagträumen. Es kann sein, daß wir in einem tranceartigen Zustand körperlich sehr aktiv sind, wie zum Beispiel beim Jogging oder beim Skilanglauf, oder auch, daß wir uns in tiefer Entspannung, zum Beispiel beim Hören auf manche Musikstücke, völlig passiv verhalten. Schließlich wird jeder schon einmal erlebt haben, wie er von einem monotonen, sich wiederholenden Geräusch - z.B. vom Ticken einer Uhr - allmählich in Trance versetzt wurde, und viele von uns kennen den tranceartig verschlafenen Zustand, wenn wir uns morgens aus dem Bett wälzen. Aus alledem wird klar, daß Hypnose im Grunde etwas ganz Natürliches und Alltägliches ist. Die therapeutische Hypnose unterscheidet sich von der "alltäglichen" Hypnose lediglich dadurch, daß hier der hypnotische Bewußtseinszustand, der meist als tiefe Ruhe und Gelöstheit empfunden wird, ganz bewußt und gezielt durch bestimmte Techniken herbeigeführt wird.

Übrigens läßt sich der Hypnosezustand auch hirnphysiologisch mit dem EEG nachweisen. Im Zustand der Hypnose sendet das Gehirn vor allem sog. Alpha-Wellen zwischen 8 und 14 Hertz (in besonderen Fällen aber auch Beta-Wellen zwischen 13 und 30 Hertz) aus, während die Wellenlänge des Wachbewußtseins darüber und die des Schlafes darunter liegt. Daraus ergibt sich auch, daß die Hypnosetiefe sehr unterschiedlich sein kann: sie kann sich dem Schlaf annähern, sie kann aber auch so nah am Wachbewußtsein liegen, daß der Betroffene den Eintritt der Trance vielleicht gar nicht mitbekommt. Ein weiterer interessanter neurophysiologischer Aspekt der Hypnose ist die mit dem Eintritt der Hypnose verbundene "vegetative Umschaltung", die sich durch typische Phänomene der "Entspannung" deutlich macht, vor allem durch eine Änderung des Muskel- und Gefäßtonus. Wer die Schwere- und Wärmeübung des Autogenen Trainings kennt, weiß, was damit gemeint ist. Es wird angenommen, daß es im Ablauf einer Hypnose zu einer stufen- und teilweisen Ausschaltung von Großhirnabschnitten zugunsten entwicklungsgeschichtlich älterer Hirnabschnitte kommt. Als Zentrum des Hypnosegeschehens wird die Formatio retikularis im Rautenhirn vermutet. Wahrscheinlich sind dort (dem Großhirn übergeordnete) Engrammkomplexe gespeichert, die bei der Hypnoseeinleitung abgerufen werden können und dann zu einer Änderung des Bewußtseinszustandes führen.

Hypnose - ein magisches Machtinstrument?
Obwohl es mittlerweile eine Vielzahl von Publikationen über Hypnose und Hypnosetherapie gibt, begegnet man immer noch einem Hypnoseverständnis, das von sehr alten Vorurteilen getrübt ist, die ihre Wurzeln zum Teil in alten literarischen Horrorszenarien (Dr. Mabuse) haben, zum Teil aber auch vom moderneren Erlebnis der sog. Showhypnose im Fernsehen beeinflußt sind. Da wird dem Hypnotiseur eine gleichsam magische Macht zugeschrieben, deren Wirkung das hypnotisierte "Opfer" hilf- und willenlos ausgeliefert ist. Daran ist nur soviel wahr, daß ein Mensch im Zustand der Hypnose suggestibel, d._h. beeinflußbar, ist und zwar umso mehr, je tiefer der erreichte Trancezustand ist. Außerdem ist im Zustand der Hypnose die Kritikfähigkeit eingeschränkt, so daß der Hypnotisierte grundsätzlich bereit sein kann, auch unsinnige oder lächerliche, weil der Realität nicht angemessene Dinge zu tun, die ihm im Wachzustand nicht unterlaufen würden. Showhypnotiseure machen sich das gern zu Nutzen und veranlassen ihre Opfer zum Beispiel dazu, sich auf offener Bühne auszuziehen, weil sie der Suggestion großer Hitze erliegen. Das ist dann ein höchst fragwürdiger Einsatz der Hypnose, weil er allzu oft darauf hinausläuft, den Probanden öffentlicher Lächerlichkeit preiszugeben. In der therapeutischen Hypnose ist für solche Spielchen natürlich kein Raum.

Die Suggestibilität in Hypnose ist stark, hat aber auch Grenzen: Persönlichkeitsfremde Suggestionen werden höchst selten ausgeführt. Auch der gewiefteste Showhypnotiseur (Showhypnotiseure zeichnen sich meist durch eine besondere Fertigkeit in der Tranceinduktion aus) kann einen Menschen in der Regel nicht dazu bringen, beispielsweise einen Mord zu begehen, den er nicht begehen will. Es ist eher so, daß die Suggestionen im Hypnotisierten einen starken Wunsch erzeugen, dessen Ausführung jedoch davon abhängig ist, daß sie der individuellen Ethik des Betroffenen nicht zuwider läuft. Auf der anderen Seite lassen sich im Krieg und in kriegsähnlichen Situationen Phänomene der Massenhypnose beobachten, die sonst friedfertige Menschen zu unvorstellbaren Greueln veranlassen können, wahrscheinlich, weil sich archaische Aggressionspotentiale des "Reptiliengehirns" dominant verselbständigen. Bei Showhypnosen ist außerdem noch zu beachten, daß die Auswahl der Probanden meist Menschen trifft, die sich besonders leicht und willig hypnotisieren lassen. Erfahrene Showhypnotiseure haben ein besonderes Feeling für solche Menschen oder sie finden sie mit einem Suggestibilitätstest unter Freiwilligen schnell heraus. Es gibt ausgesprochene Trancevirtuosen, die mit Lust jede Gelegenheit wahrnehmen, in Hypnose zu gehen, und es gibt Menschen, die Probleme mit ihrer persönlichen Freiheit haben und sich deshalb willig einem anderen unterordnen. Manchmal trifft beides zusammen. Für alle übrigen aber gilt, daß sie durchaus die Freiheit haben, sich einer Hypnose zu widersetzen, also (in der Regel) nicht gegen ihren Willen hypnotisiert werden können - es sei denn, die Tranceinduktionen dauern so extrem lange, daß die Betroffenen aus purer Ermüdung den Widerstand gegen die Hypnose aufgeben oder sie sind von solcher Wucht (wie bei manchen Massenhypnosen), daß sie den Widerstand des Betroffenen schon im ersten Ansturm überrennen. An dieser Stelle sei auch erwähnt, daß die meisten Hypnoseforscher davon überzeugt sind, daß Fremdsuggestionen nur über Autosuggestionen wirksam werden können, d.h. eine Fremdsuggestion kann nur dann Macht über mich gewinnen, wenn ich sie als Suggestion akzeptiere und in eine Autosuggestion umwandle.

Häufig wird die Sorge geäußert, ein Hypnotisierter könne den Trancezustand, in den er geraten ist, nicht mehr aus eigener Kraft verlassen. Diese Furcht ist im Rahmen der therapeutischen Hypnose unbegründet. Wie beim Autogenen Training kann der (vom Therapeuten angemessen dosierte) Trancezustand jederzeit auch ohne Mitwirkung des Hypnotiseurs unter- oder abgebrochen werden. In der therapeutischen Hypnose wird dies (mit bestimmten Ausnahmen) nur deshalb vermieden, weil stets ein harmonischer Therapieablauf angestrebt wird. Sollte einmal der (sehr seltene) Fall eintreten, daß eine tiefe therapeutische Hypnose in Schlaf übergeht, dann ist der Hypnosezustand automatisch beendet, wenn der Betreffende wieder aus dem Schlaf erwacht.

Hypnose als Tor zum Unbewußten

Es gehört zur Eigenart des Menschen, daß er mit seinem Wachbewußtsein nur einen Teil seiner leib-seelischen Wirklichkeit erfassen kann. Alle anderen seelischen Vorgänge, körperliche Funktionen und Stoffwechselprozesse, die nicht unmittelbar der Selbstbeobachtung zugänglich, aber doch an ihren Wirkungen zu erkennen sind und unter Umständen das bewußte Erleben und Verhalten wesentlich beeinflussen oder gar steuern können, werden dem Unbewußten zugerechnet. Dieses Unbewußte ist Teil unseres Selbst, aber nicht unseres Ichs. Zahlreiche seelische Funktionen, zum Teil auch die zwischenmenschlichen Beziehungen werden durch Einstellungen und Verhaltensweisen diktiert, deren Ursprünge und Motive uns unbewußt sind. Die Wurzeln seelischer Konflikte reichen oft bis in die frühe Kindheit zurück, manches wurde verdrängt, weil es mit dem Selbstwertbedürfnis und den Forderungen der Umwelt nicht in Einklang zu bringen war. Auf der anderen Seite ist das Unbewußte aber auch das Zentrum unserer Vitalität und Kreativität.

Wie oben bereits erläutert, aktiviert der Hypnosezustand stammesgeschichtlich alte Hirnbereiche, die eng mit den vegetativen Zentren unseres Lebens verbunden sind. Das läßt ahnen, in welchem Umfang und in welcher Tiefe der Bewußtseinszustand der Hypnose unsere leib-seelische Existenz erfahrbar und beeinflußbar machen kann. In Hypnose können wir Zugang finden zu verschütteten und verdrängten Erinnerungen, können wir Konflikte, seelische Fehlentwicklungen und Defizite aufspüren, in ihren Zusammenhängen erkennbar und damit der therapeutischen Bewältigung zugänglich machen. In Hypnose werden die Ursachen verstehbar, die hinter so manchem Fehlverhalten stehen. Schließlich können in Hypnose die leibseelischen Wechselbeziehungen bewußt werden, die zur Somatisierung seelischer Belastungen und damit zu den gefürchteten, weil oft therapieresistenten psychosomatischen Krankheiten führen. Und natürlich kann die Hypnose auch dazu eingesetzt werden, die eigenen Ressourcen zu aktivieren.

Gegen die Symptome - Heilhypnose als Suggestivverfahren

Obwohl schon das bisher Gesagte die außerordentlichen diagnostisch-analytischen Möglichkeiten der Hypnose unterstreicht, wird unter Hypnosetherapie oder Heilhypnose sehr oft ein reines Suggestiverfahren verstanden. Der Therapeut verläßt sich auf die Suggestibilität des Patienten in Hypnose und geht die jeweiligen Krankheitssymptome mit gezielten Suggestionen gewissermaßen frontal an. Dieses Verfahren ist nicht selten erstaunlich erfolgreich, birgt aber das Risiko, daß die Krankheitssymptome nur "zugedeckt" und nicht in ihren eigentlichen Ursachen erkannt und aufgearbeitet werden. Wenn das der Fall ist, ist eine Krankheit oft nur scheinbar besiegt. Die Krankheitsursachen bleiben virulent, d.h. im Verborgenen aktiv und suchen sich einen neuen Manifestationsweg, der nicht selten gravierender ist als die ursprüngliche Krankheit. So mag es z.B. gelingen, einen Alkoholiker mittels entsprechender Suggestionen von der Flasche wegzubringen, möglicherweise aber mit der schwerwiegenden Folge, daß ihn sein unbewältigtes Suchtverlangen nun zur Drogenspritze greifen läßt. Ungeachtet dieser Risiken ist die hypnotische Suggestivtherapie weitverbreitet. Zum einen, weil sie auf unbestrittene Erfolge verweisen kann, zum anderen wohl auch - man sollte das ruhig aussprechen - weil sie Therapeut und Patient wenig abverlangt. Die technische Handhabung einer Tranceinduktion ist schnell gelernt, manchen Hypnosetherapeuten genügt ein Wochenendkurs als Ausbildung. Und was den Patienten angeht, dem scheint die rein suggestive Hypnosetherapie die oft mühselige (meist aber notwendige) Aufarbeitung innerer Konflikte und Defizite zu ersparen.

Der Weg zum Glück - Suggestivhypnose als rosarote Brille

Sehr beliebt ist ein Einsatz der Hypnose, der einseitig auf die "Kraftzentrale Unterbewußtsein" (Titel eines entsprechenden Buches) zielt und versucht, deren Ressourcen durch gezielte Suggestionen zu erschließen und die individuelle Lebensführung im Sinne des von Dr. Joseph Murphy propagierten "positiven Denkens" auf Erfolg zu programmieren. Das ist prinzipiell ein legitimer Einsatz der Hypnose, weil in unserem Kulturkreis tatsächlich viele Menschen unter einer negativen und mutlosen Einstellung zu sich selbst und zum eigenen Leben leiden. Jedoch hat auch diese Form der Hypnosetherapie ihre Grenzen. Nicht selten wird dem Patienten eine nebulöse Glücksideologie vermittelt, die ihn verführt oder nötigt, sein ganzes Leben durch eine rosarote Brille zu betrachten und ihn dabei übersehen läßt, daß Mißerfolge, Schicksalsschläge, Verluste, Unglück und Leid nicht nur lästige Begleiterscheinungen einer negativen Lebenseinstellung sind, sondern auch die Aufgabe haben können, den betroffenen Menschen reifen zu lassen. "Wen Gott lieb hat, den züchtigt er", heißt es in der Bibel. Und schließlich läuft auch diese Form der suggestiven Hypnosetherapie Gefahr, nur an den Symptomen herumzukurieren und die Ursachen zu verkennen. Nicht selten verbergen sich hinter einer depressiven Lebenshaltung frühkindlich angelegte autoaggressive Tendenzen, die erkannt und aufgearbeitet werden wollen. Mit dem positiven Denken allein ist es da nicht getan.

Hypnose als Entspannungsübung - eine simple, aber zuweilen höchsteffiziente Form der Hypnosetherapie

Die mit der Hypnose verbundene vegetative "Umschaltung" (s.o.), die physiologisch besonders als Schwere und Wärme erfahren wird, aber oft auch als intensive Beruhigung und Harmonisierung von Atmung und Kreislauf (J.H. Schultz hat aus diesen Begleitphänomenen der Hypnose das Autogene Training entwickelt), kann auch für sich allein genommen schon heilende Wirkung entfalten. Die sog. Leerhypnose, die auf gezielte Suggestionen ebenso verzichtet wie auf analytische Ansätze, empfiehlt sich zum Beispiel bei übernervösen und extrem blockierten Patienten, die kein Entspannungsverfahren gelernt haben und sich deshalb nur schwer selbst helfen können. Die "Leerhypnose" kann vom Therapeuten eingesetzt, aber auch vom Patienten als Selbsthypnose gelernt werden.

Tagaus, tagein in Hypnose: Die Entwicklung des Kindes und die therapeutischen Konsequenzen

Es gehört zu den wichtigsten und weitgehend gesicherten Erkenntnissen der Hypnoseforschung, daß die ersten fünf bis sechs Lebensjahre eines Menschen so gut wie durchgehend im Bewußtseinszustand der Hypnose erlebt werden. Das ist biologisch sinnvoll, weil das Kind durch die hypnotische Bewußtseinslage enorm lernfähig wird. Auf der anderen Seite ist das Kind in seiner unkritischen Offenheit aber auch sehr verletzlich. Defizite, Kränkungen des Selbstwertgefühles oder ein existenzbedrohendes "Nicht-angenommen-werden" werden in der frühkindlichen Hypnose mit einer Wucht erfahren und "gelernt", die uns Erwachsenen kaum noch vorstellbar ist.

Die Phasen der seelischen Entwicklung

Eine wichtige Hilfe zum Verständnis der seelischen Entwicklung im Kindesalter ist das von Sigmund Freud begründete, inzwischen aber wesentlich vertiefte und erweiterte psychoanalytische Phasenmodell, das der Erkenntnis folgt, daß die Entwicklung des Kindes nach der Zeugung nicht nur einem mechanisch-biologischen Ablauf folgt, sondern durch seelisch-geistige Zielkräfte mitbestimmt wird. Das Phasenmodell beginnt mit der Zeugung und mündet über Symbiose, Geburt, orale Phase, erste Reifungsphase, anale Phase und genitale Phase in Individuation und Ablösung, wobei die einzelnen Phasen einander überschneiden können. Jede Phase hat besondere leibliche und seelische Schwerpunkte, deren Kenntnis für den analytischen Hypnosetherapeuten außerordentlich wichtig ist. Defizite oder Fehlprägungen in einer oder mehreren dieser Phasen können zu erheblichen Verschiebungen der Entwicklungsziele führen und unter Umständen in autoaggressive Verhaltensmuster umschlagen, die dem Betroffenen unbewußt bleiben, weil das frühkindliche Erleben bis etwa zum dritten oder vierten Lebensjahr sich in aller Regel der Erinnerung entzieht.

Das besondere Interesse der Forschung gilt dabei der symbiotischen Phase, die mit der Zeugung beginnt und über die Geburt hinaus bis etwa zur Zahnung fortgesetzt wird. In der symbiotischen Phase, die in der individuellen seelischen Entwicklung so etwas wie das Paradies der Schöpfungsgeschichte ist, erlebt sich das Kind in der Geborgenheit einer mehr oder weniger vollkommenen Einheit mit der Mutter. Das Bedürfnis des Kindes in dieser Phase ist das bedingungsslose Geliebtsein, aus dem heraus eine existentielle Grundsicherheit erwächst, von der das Kind lebenslänglich zehren kann. Je mehr die Mutter sich sozial akzeptiert weiß (besonders vom Vater des Kindes) und Freude am eigenen Leben wie an dem ihres (ungeborenen) Kindes hat, desto erfüllter wird diese Phase sein. Da jedoch keine Mutter vollkommen ist, werden auch die Ziele der symbiotischen Phase nur unvollständig erfüllt. Die Regel ist eine "bedingte Akzeptanz", die das Kind bereits in der symbiotischen Phase einem enormen Anpassungsdruck aussetzt. Alle Gefühle der Mutter, ihre Ängste, ihre Sorgen, ihre Wünsche, wie das ungeborene Kind einmal werden soll oder wie es auf keinen Fall werden darf, werden vom Kind unmittelbar miterlebt. Wenn es der Mutter schlecht geht, ganz gleich aus welchen Gründen, geht es im Rahmen der Symbiose auch dem Kind schlecht. Unfähig zwischen dem eigenen Selbst und der Mutter unterscheiden zu können, werden schon im Mutterleib die Weichen gestellt, den (lebensbedrohlichen) Verlust der mütterlichen Zuwendung unbedingt zu vermeiden. Das geht bis zum Verzicht auf abgelehnte, vermeintlich "böse" Wesensanteile. "Böse" ist alles, was die symbiotische Mutter ablehnt, auch wenn die Ablehnung gut gemeint sein mag. In dieser frühen Abspaltung abgelehnter Wesensanteile liegt wahrscheinlich die Wurzel für spätere autoaggressive Tendenzen, möglicherweise wird das abgespaltene "Böse" sogar zum Fundament einer späteren Krebserkrankung, wie es Werner J. Meinhold in seinem hochinteressanten Buch "Krebs - eine mystifizierte Krankheit" beschreibt.

Auch bei den folgenden Entwicklungsphasen lassen sich charakteristische Störzonen beobachten. So wird der (vom Kind miterlebte) Geburtsvorgang wesentlich von den Umständen der Geburt beeinflußt. Ob die Mutter sich auf das Kind freut oder ob sie sich in Ängsten vor der Geburt verzehrt, ob das Kind in einer sterilen und kalten Atmosphäre zur Welt kommt oder ob es gleich nach der Geburt liebevoll der Mutter auf den Bauch gelegt wird, damit es in Wahrnehmung der mütterlichen Herztöne die durch die Geburt kurz unterbrochene symbiotische Verbundenheit mit der Mutter wieder aufnehmen kann - all das kann das Geburtserlebnis wesentlich prägen und unter Umständen lebenslang virulent bleiben. Menschen, die über eine ausgeprägte "Angst vor Enge" klagen, zu psychogener Atemnot neigen und sich schwertun mit allen Übergangsphasen und -symbolen (Pubertät, Brücken), leiden nicht selten an einem Geburtstrauma.

In der oralen Phase, die schon im Mutterleib beginnt und ihren Höhepunkt etwa im siebten Lebensmonat erreicht, konzentriert sich das Kind vor allem auf seine sinnlichen Wahrnehmungen. Das Bedürfnis nach liebevollem Hautkontakt, nach lustvoll erlebter Brustnahrung und körperlicher Nähe zu den Bezugspersonen steht im Vordergrund. Wird die Umwelt diesem Bedürfnis nicht gerecht, z.B. durch häufiges Alleinlassen des Kindes, wenig Hautkontakt und sinnlicher Zuwendung, hinterläßt das beim Kind charakteristische Defizite. Menschen mit einer unbefriedigend verlaufenen oralen Phase zeichnen sich oft durch eine suchthafte Nahrungsaufnahme aus (oder durch eine betont asketische Lebensweise), sie neigen zur Angst vor Dunkelheit und Einsamkeit. Häufig leiden sie unter Erkrankungen der Sinnesorgane, besonders des Mund- und Rachenraumes. Als typisch orales Problem gilt auch die Schwierigkeit, von anderen etwas anzunehmen. Zu beachten dabei ist allerdings, daß Störungen in der oralen wie auch der nachfolgenden Phasen oft in Defiziten der symbiotischen Phase begründet sind: Wenn das erste Knopfloch falsch geknöpft ist, sind es automatisch alle anderen Knopflöcher auch.

Wenig erforscht ist bisher die sog. Phase der 1. Reifung, die ihren Höhepunkt zwischen dem 14. und 21. Lebensmonat hat, und in der das Kind erste Schritte zur Selbständigkeit unternimmt, den eigenen Körper und dessen Fähigkeiten entdeckt und meist erstmals das Wort "Ich" gebraucht. Wenn es der Mutter gelingt, ihrem Kind bei diesen ersten Ablösungsschritten hilfreich zur Seite zu stehen, läuft diese Phase mit einem Gefühl der Grundsicherung ab, das die weitere Ich-Entwicklung entscheidend fördern kann. Überfürsorgliche und klammernde Mütter, aber auch solche Mütter, die "Hänschen klein" nicht mehr so richtig annehmen mögen, wenn es von seinen Ausflügen heimkehrt, erschweren dagegen die Ich-Bildung und Ablösung ihres Kindes. Manche Krankheiten der Bewegungsorgane, aber auch spätere Borderline-Tendenzen der Ich-Struktur werden mit Störungen in dieser Phase in Verbindung gebracht.

Das Wesen der analen Phase, die ihren Höhepunkt vom 21. bis zum 28. Lebensmonat hat, ist inzwischen mehr oder weniger gut auch Laien vertraut. Seit Freud wissen wir, daß das Kind in dieser Phase alle Ausscheidungsvorgänge lustvoll erlebt und bei der Kontrolle über Abgeben und Behalten erste Machtgefühle erfährt. Es geht um Kreativität und Willensentwicklung, Verstand und Sprache formen sich. Wenn die Entwicklung in dieser Phase durch eine allzu frühe oder zwanghafte Reinlichkeitserziehung behindert wird, wenn die Phantasieentwicklung des Kindes zu wenig Raum erhält (Fernsehen tut kleinen Kindern nicht gut), wenn Eltern versuchen, den Willen des Kindes (Trotzalter) zu brechen und seine Selbstverantwortung nicht fördern, dann kann das schwerwiegende Störungen nach sich ziehen. Überzogenes Leistungsdenken oder Leistungsverweigerung, generelle Zwanghaftigkeit, Geiz oder Verschwendung, Unterwürfigkeit oder Machtgehabe sind typische Kennzeichen eines "analen" Charakters. Auf der körperlichen Seite werden oft Krankheiten der Ausscheidungs- und Bewegungsorgane beobachtet.

Diese frühesten Phasen der Entwicklung wurden deshalb etwas breiter dargestellt, weil sie in einer normalen analytischen Gesprächspsychotherapie in der Regel nur indirekt (über Träume, Imaginationen etc.) erreicht werden können. Wie schon gesagt, reicht unser Erinnerungsvermögen nur selten in die Zeit vor Vollendung des dritten bis vierten Lebensjahres zurück. In der Hypnose jedoch ist ein unmittelbarer Zugang in die Erlebniswelt des Kleinkindes, ja sogar des Fetus möglich und damit auch die therapeutische Bewältigung von Defiziten, Konflikten und Traumen der frühen Entwicklungsphasen. Einfach deshalb, weil diese Defizite, Konflikte und Traumen auch vom Kind in Hypnose erfahren wurden. Die Aufarbeitung und Auflösung der seelischen Probleme erfolgt auf derselben Ebene, auf der sie entstanden.

Was der Pawlowsche Hund mit der Hypnosetherapie zu tun hat?

Anfang des 20. Jahrhunderts führte der russische Physiologe Iwan Pawlow seine berühmt gewordenen Experimente mit Hunden durch, an denen er zeigte, wie sich ein "bedingter Reflex" entwickelt. Wenn Pawlow seine Hunde füttern ließ, ertönte jedesmal ein Klingelzeichen. Wurde der Versuch einige Male wiederholt, so produzierten die Hunde - wie die Kontrolle mittels einer Sonde ergab - die dem Freßvorgang entsprechende Magensaftmenge auch dann, wenn nur die Klingel ertönte und kein Futter verabreicht wurde. Dieses Phänomen, daß auf einen Teilreiz (z.B. auf ein "Stichwort") hin der Gesamtkomplex eines Gedächtnisinhaltes abgerufen wird und zu bestimmten unkontrollierten Reaktionen nötigt, steht hinter zahlreichen emotionalen Störungen, z.B. hinter manchen Ängsten, Schuldgefühlen und Aggressionen, zuweilen aber auch hinter psychosomatischen Erscheinungen, z.B. plötzlichen Schweißausbrüchen oder Herzrasen. Diese bedingten Reflexe laufen völlig automatisch ab, ihre Ursache ist tief im Unbewußten verborgen. In der Regel stehen hinter solchen Reflexen traumatisierende Ereignisse, die (wie alle dramatischen, erschreckenden oder auch faszinierenden Geschehnisse) im Zustand der Hypnose erlebt wurden. Man könnte solche bedingten Reflexe auch mit posthypnotischen Suggestionen vergleichen, laufen sie doch immer nach dem Muster ab: "Immer, wenn dies und jenes geschieht, kommt es zu dieser und jener Reaktion" - obwohl das Verhalten oft in keinerlei Zusammenhang mit dem auslösenden Reiz zu stehen scheint. Wenn der Patient in Hypnose in das Ereignis zurückgeführt wird, das den Reflex begründete, erkennt er die Zusammenhänge und damit verschwindet auch die verhängnisvolle Reaktion. Hier wird die Hypnose also paradoxerweise zur Dehypnotisierung eingesetzt.

Psychotherapeutische Hypnosetherapie: eine Übersicht über die Verfahren

Die psychotherapeutischen Verfahren in Hypnose lassen sich grob in zwei Hauptgruppen einteilen:

a) Die tiefenpsychologisch orientierten analytischen Verfahren, die vor allem von der GTH entwickelt worden sind und von den GTH-Therapeuten praktiziert werden

Dazu gehören die "lebensgeschichtliche Analyse in Hypnose", bei der die ganze Lebensgeschichte analytisch-therapeutisch in Hypnose durchlaufen wird. Unbewußte Ursachen von Erkrankungen werden verdeutlicht und aufgearbeitet. Die Zielsetzung liegt dabei vor allem auf der Selbsterkenntnis und der gesunden, kreativen Selbstentwicklung, die an die Stelle schädigender seelischer und körperlicher Störungen treten soll. Der Einsatzbereich umfaßt grundsätzlich alle psychischen und psychosomatischen Krankheitsbilder, wenn auch für manche Krankheitskomplexe eine klinische Therapie empfohlen wird. Obwohl es das aufwendigste Therapieverfahren in Hypnose ist, liegt die durchschnittlich erforderliche Sitzungszahl noch im Bereich der Kurztherapieverfahren. Da die analytische Psychotherapie in Hypnose auf die eigentlichen Ursachen zielt, besteht gute Aussicht auf dauerhafte Gesundung.

Bei der Fokalanalyse in Hypnose, die im Schnitt mit 5 bis 20 Sitzungen auskommt, steht ein "Fokus", d.h. ein Brennpunkt (zum Beispiel eine Spinnenphobie), im Mittelpunkt der Behandlung. Die Fokalanalyse ist besonders indiziert bei isolierten seelischen oder psychosomatischen Störungen bei ansonsten guter Lebensbewältigung. Trotz der relativ kurzen Behandlungsdauer besteht gute Aussicht auf endgültige Problemlösung.

b) Suggestion, Verhaltenstherapie und Situationsanalyse in Hypnose.

Diese Therapieformen sind besonders darauf ausgerichtet, Krankheitserscheinungen oder besser: Krankheitssymptome zu beseitigen bzw. erwünschte Verhaltensweisen zu unterstützen. Grundproblem dieser ansonsten durchaus effizienten Verfahren ist, daß die ursächlichen Faktoren oft unberührt bleiben und im Unbewußten weiterwirken, so daß es zu Rückfällen oder zur "Symptomverschiebung", d.h. zur Ausbildung anderer, neuer Krankheitsbilder kommen kann. Außer im Notfall sollten diese Verfahren daher nur eingesetzt werden, wenn zuvor eine analytische Klärung erfolgt ist.

Suggestive Verfahren zählen zur einfachsten und häufigsten Form der Hypnosetherapie. Dabei werden in Hypnose Suggestionen direkt gegen ein Symptom oder Beschwerdebild oder zur Unterstützung eines angestrebten Zieles eingesetzt. Der Anwendungsbereich der rein suggestiven Hypnosetherapie ist begrenzt, da die Gefahr der Rückfälle oder Symptomverschiebungen relativ hoch ist.

Verhaltenstherapeutische Verfahren: Erwünschte Verhaltensmuster werden mit Hilfe der Hypnose eingeübt, um sie an Stelle von unerwünschten Verhaltensweisen zu setzen. Der Einsatzbereich ist groß, jedoch sollte ggfs. auch eine ursächliche Behandlung angestrebt werden.

Situationsanalytische Verfahren: Auf der Basis der gegenwärtigen Lebenssituation werden einzelne Haltungen oder Verhaltensmuster gezielt als krankheitsbezogen verdeutlicht und mit Hilfe der Hypnose verändert sowie brachliegende Potentiale erschlossen. Der Einsatzbereich ist groß. Bei ungenügender Aufarbeitung ursächlicher Faktoren können diese jedoch weiterwirken und zur Symptomverschiebung führen.

Eine Sonderstellung nimmt die "Hypnotherapie nach Erickson" ein, die auf den amerikanischen Psychiater Milton H. Erickson (1901 - 1980) zurückgeht, der als einer der genialsten psychotherapeutischen Praktiker unseres Jahrhunderts gilt. Begabt mit einem seltenen Maß an Intuition und Empathie und ausgerüstet mit einem Schatz tiefer Einblicke in den Mechanismus schwerer eigener Beeinträchtigungen, verstand sich Erickson auf den Umgang mit sprachlichen und nichtsprachlichen Widersprüchen, auf das positive Umdeuten von Krankheitssymptomen, auf das Erkennen und Nutzen von Tranceelementen und den gezielten Einsatz eigener Tranceinductionen. Immer wieder gelangen ihm verblüffend einfache, oft scheinbar unlogische Interventionen im Therapiegespräch, die sich als eminent wirkungsvoll erwiesen. Erickson ist damit zum Vorbild vieler Therapeuten und auch einiger therapeutischer Schulen geworden, die in der Regel den situationsanalytischen Verfahren zuzuordnen sind und deren Grenzen meist nicht überschreiten.

Möglichkeiten und Grenzen der Hypnosetherapie

Die Indikationsliste der (kombiniert analytischen, suggestiven und verhaltenstherapeutischen) Hypnosetherapie ist ungewöhnlich lang. Sie umfaßt Ängste, Allergien, Autoimmunerkrankungen, Hautkrankheiten, Magen- u. Darmerkrankungen, seelische Störungen (z.B. Neurosen, verschiedene Depressionsformen, Verhaltensstörungen), Migräne, Rheuma, Schlafstörungen, Schmerzzustände, sexuelle Störungen, Sprachstörungen und verschiedene Suchtkrankheiten (bes. Fettsucht, Nikotin- und Medikamentenabhängigkeit). Darüber hinaus wird die Hypnose mit Erfolg als unterstützende Therapie in der Rehabilitation eingesetzt (z.B. bei Lähmungen nach Schlaganfall). Zu großen Hoffnungen berechtigt die Hypnosetherapie auch als unterstützende Therapie bei Krebs. Soweit die Hypnosetherapie allerdings als psychotherapeutisches Verfahren eingesetzt wird, gelten auch die üblichen Regeln und Bedingungen der Psychotherapie, die jedem Patienten ein hohes Maß an engagiertem Mittun, Geduld und Bereitschaft zur Veränderung abverlangt - Psychotherapie ist Arbeit und kein Honigschlecken. So gesehen ist auch die Hypnosetherapie kein Wundermittel, und sie kann auch nicht konsumiert werden wie etwa eine Vitaminkur. Sich erkennen, sich verändern, reifen: diesen Entwicklungsprozeß strebt jede psychotherapeutische Behandlung an, auch die "lebensgeschichtliche Analyse in Hypnose", wie sie von der Deutschen Gesellschaft für Hypnosetherapie und Hypnoseforschung (GTH) entwickelt worden ist. Dessen ungeachtet ist dieses Therapieverfahren äußerst effizient, da es bis zu den, sonst kaum erreichbaren frühkindlichen Wurzeln seelischer und psychosomatischer Störungen vordringen kann und deshalb auf "Symptombekämpfung" verzichtet. Ziel der Behandlung ist weniger das objektive Krankheitsbild als die Befreiung des subjektiven Menschen von den Fesseln und Altlasten seiner Vergangenheit.


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