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Inhalt:
Grenz- und Vorsorgewerte - Neue Grenz- und Vorsorgewerte: Und sie bewegen sich doch
Schweiz
Italien
China
Russland
Hochfrequenz - Beeinflussung des Schlafes durch gepulste EMF
Veranstaltungstipp - Symposium:
Low frequency EMF, Visible Light, Melatonin and Cancer - 4.-/5. Mai in
Köln
Grenz- und Vorsorgewerte
Neue Grenz- und Vorsorgewerte:
Und sie bewegen sich doch
In Italien und der Schweiz
wurden Vorsorgewerte für EMF erlassen, wie sie seit Jahren von Kritikern
gefordert werden. Das Vorgehen sollte Vorbild für die Überarbeitung der
deutschen "Elektrosmog-Verordnung" sein. China und Russland verteidigen ihre
strengen Grenzwerte gegen den Versuch der ICNIRP, die ICNIRP-Empfehlungen zum
weltweiten Standard zu erheben. Wir stellen hier die aktuell in China und
Russland geltenden Grenzwerte zusammen.
Leser, die zu diesem Thema
Hintergrundinformationen suchen und an aktuellen Grenz- und Vorsorgewerten in
anderen Ländern interessiert sind, seien auf die Elektrosmog-Ausgaben Dezember
1998 und Oktober 1999 verwiesen. Ein kompletter und regelmäßig aktualisierter
Übersichtsartikel ist im Internet unter www.nova-institut.de/es-info-grenzwerte.htm zu
finden.
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Der Schweizer Bundesrat hat im Dezember 1999 eine neue
"Verordnung über den Schutz vor nichtionisierender Strahlung (NISV)"
verabschiedet, die am 01. Februar 2000 in Kraft getreten ist. Die Verordnung
unterscheidet zwei Typen von Grenzwerten: Gefährdungs- und Anlagegenzwerte, die
wie folgt definiert werden:
Gefährdungsgrenzwerte: Gefährdungsgrenzwerte
schützen vor wissenschaftlich nachgewiesenen Gesundheitsschäden. Sie
berücksichtigen die gesamte Strahlung, die an einem Ort vorhanden ist. Die
Schweiz orientiert sich hier, wie die Europäische Union und die USA, an den
internationalen ICNIRP-Empfehlungen.
Anlagegrenzwerte: Das Vorsorgeprinzip, wie es im
schweizer Umweltschutzgesetz (USG) verankert ist, verlangt, dass die Belastung
möglichst niedrig sein soll. Anlagegrenzwerte liegen deutlich unterhalb der
Gefährdungsgrenzwerte. Sie gelten für die Strahlung einer einzelnen Anlage und
müssen dort eingehalten werden, wo Menschen sich längere Zeit aufhalten, an sog.
"Orten mit empfindlicher Nutzung". Das sind vor allem Wohnungen, Schulen und
Spitäler. Der Anlagegrenzwert wird entsprechend den jeweiligen technischen
Möglichkeiten festgelegt. Die Erfahrung zeigt, dass die Langzeitbelastung mit
vertretbarem Aufwand weit unter den Gefährdungsgrenzwerten gehalten werden
kann.
Im erläuternden Bericht heißt es: "Die Vorsorge deckt die erwähnten
Lücken der ICNIRP-Grenzwerte ab und ist zukunftsgerichtet. Es geht darum, das
Risiko für schädliche Wirkungen, die zum Teil erst vermutet werden oder noch
nicht absehbar sind, möglichst gering zu halten. Dabei muss nach Artikel 1 USG
eine konkrete Schädigung nicht nachgewiesen sein. Es genügt, wenn die
Einwirkungen auf Grund ihrer Eigenschaften geeignet sind, schädliche oder
lästige Einwirkungen hervorzurufen (...). Vorsorgliche Emissionsbegrenzungen
sind nach USG so weit zu treffen, als dies technisch und betrieblich möglich und
wirtschaftlich tragbar ist. Anders gesagt: Vermeidbare Belastungen müssen
vermieden werden. Emissionsvermindernde Maßnahmen, die praktisch möglich sind,
müssen auch tatsächlich durchgeführt werden. (...) Dabei gelten die
Anforderungen für alte Anlagen in der Regel weniger weit als für neue
Anlagen."
Im Niederfrequenzbereich gilt für 50-Hz-Anlagen: "Der Anlagegrenzwert für den Effektivwert der magnetischen Flussdichte beträgt 1 µT." Das sind 1% der
ICNIRP-Grenzwertempfehlung. Für alte Anlagen gilt eine Sanierungsfrist von 3
Jahren.
Im Hochfrequenzbereich wird der Anlagegrenzwert anhand des
Effektivwertes der elektrischen Feldstärke begrenzt. Für Anlagen, die nur im
Frequenzbereich um 900 MHz senden, gilt der Anlagegrenzwert von 4 V/m, für
Anlagen, die nur im Frequenzbereich um 1.800 MHz oder in höheren
Frequenzbereichen senden, gilt 6 V/m. Die Werte liegen bei 10% der
ICNIRP-Grenzwertempfehlungen.
In der Tabelle am Ende
des Artikels sind die genannten Werte noch einmal aufgeführt.
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Ende 1999 wurde in Italien der Entwurf eines Erlasses
für Grenzwerte zum Schutz gegen berufsbedingte und allgemeine Exposition
vorgestellt, der ähnlich scharfe Vorsorgewerte enthält wie die schweizer
Verordnung. Als Grenzwerte ("exposure limits") wurden auch in Italien die
ICNIRP-Grenzwerte übernommen.
Gleichzeitig wurden verschiedene Vorsorgewerte ("attention levels") benannt, um mögliche Langzeiteffekte durch kontinuierliche EMF-Belastung zu vermeiden. In der Nähe von Wohnbebauungen, wo Menschen sich voraussichtlich täglich mehr als 4 Stunden aufhalten, sollte eine magnetische Flussdichte von 0,5 µ
T im Jahresmittel nicht überschritten werden. In keinem Fall sollte jedoch ein Wert von 2 µT überschritten werden
(für jede 0,1 s Zeitperiode).
Als Zielwert ("quality goals") für neue Hochspannungstrassen und neue Bebauungen in der Nähe von Trassen wird ein Wert von 0,2 µT (Jahresmittel)
festgelegt, der insbesondere im Zusammenhang mit sensiblen Nutzungen wie
Schulen, Kindergärten und Spielplätze zur Anwendung kommen soll.
Das oft als "Umweltvorreiter" bezeichnte Deutschland mit
einem Grün besetzten Umweltministerium sollte die politische Gunst der Stunde,
die durch die aktuellen Entwicklungen in der Schweiz und Italien zustande
gekommen ist, nutzen, um bei der aktuellen Überarbeitung der
Elektrosmogverordnung entsprechende Vorsorgewerte zu verankern.
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In China gibt es für den Hochfrequenzbereich zwei Grenzwertsysteme für die öffentliche und berufliche Exposition, eines vom Gesundheitsministerium und eines von der Umweltbehörde. In den nächsten Jahren sollen die Werte harmonisiert werden. Die Grenzwerte des Gesundheitsministeriums für die Allgemeinheit sind laut Microwave News die strengsten in der Welt und basieren laut Ministerium auf medizinischen Untersuchungen und epidemiologischen Studien. Für den Frequenzbereich 1.800 MHz liegen die Grenzwerte für die Leistungsflussdichte (Dauerbelastung) um den Faktor 90 unter den ICNIRP-Empfehlungen (siehe Tabelle). Für kurzzeitige Belastungen gelten etwas höhere Werte, die aber in sensiblen Bereichen wie Wohnungen, Krankenhäusern und Schulen nicht zur Anwendung kommen; hier gelten stets die strengen Werte für Dauerbelastung.
Tabelle 1: Grenz- und Vorsorgewerte im 50-Hz-Bereich für die Öffentlichkeit (magnetische Flussdichte in µT)
Werte in µT | |
Grenzwerte |
|
Schweiz 2000 |
100 |
Italien 1999 (Entwurf) |
|
Vorsorgewerte |
|
Schweiz 2000 ("Anlagegrenzwert") |
1 |
Italien 1999 (Entwurf) Jahresmittel / max. Kurzwert / Zielwert |
0,5 / 2 / 0,2 |
Tabelle 2: Grenz- und Vorsorgewerte im HF-Bereich für die Öffentlichkeit (Leistungsflussdichte in W/m2)
C-Netz 460 MHz |
GSM900-Netz (D1/D2) 900 MHz |
GSM1.800-Netz (E-Plus, Viag, D1/D2) 1.800 MHz | |
Grenzwerte |
|||
Schweiz 2000 (wie ICNIRP 1998) |
2,3 |
4,5 |
9 |
China 1999 - Gesundheitsministerium (Dauerbelastung/ kurzzeitig) - Umweltbehörde |
0,1 / 0,4
0,4 |
0,1 / 0,4
0,4 |
0,1 / 0,4
0,4 |
Russland 1999 |
0,1 |
0,1 |
0,1 |
Vorsorgewerte |
|||
Schweiz 2000 ("Anlagegrenzwert") |
- |
0,042 |
0,095 |
Die Umweltbehörde hat auch SAR-Grenzwerte ("Spezifische
Absorptionsrate") festgesetzt, die, bezogen auf eine Ganzkörperbelastung, bei
0,02 (Allgemeinheit) bzw. 0,1 W/kg (beruflische Belastung) liegen. Damit liegen
die Werte um den Faktor 4 unter den ICNIRP-Empfehlungen von 0,08 bzw. 0,4
W/kg.
Die Öffentlichkeit in China ist sehr interessiert an möglichen
Gesundheitsgefahren durch EMF, der zunehmende Ausbau der Mobiltelefonnetze stößt
auch in China auf beträchtliche Widerstände.
In jüngster Zeit hat Dr. Michael Repacholi (WHO) engen
Kontakt zu den chinesischen Institutionen aufgebaut, um sie zur Zusammenarbeit
beim Internationalen EMF-Projekt der WHO zu gewinnen und eine Harmonisierung der
weltweiten EMF-Grenzwerte zu erreichen. Die Chinesen sind an einer engen
Zusammenarbeit interessiert, Harmonisierungen der Grenzwerte sind aber noch
nicht in Sicht.
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Auch in Russland gelten erheblich strengere
HF-Grenzwerte als in den USA und Europa, die sich in den letzten Jahren auf die
ICNIRP-Empfehlungen geeinigt haben. In den hier diskutierten Frequenzbereichen
stimmen sie mit den Grenzwerten des chinesischen Gesundheitsministeriums
überein.
ICNIRP und WHO suchten in letzter Zeit auch einen engen Austausch
mit der russischen Seite, dem "Russian National Committee on Non-Ionizing
Radiation Protection (RNCNIRP), so z.B. auf einer Konferenz in Moskau, September
1999. Die russischen Vertreter widersetzten sich allen Bemühungen, ihre
Grenzwerte an die Empfehlungen der ICNIRP und WHO anzupassen. So meinte Prof.
Yuri Grigoriev (Institut für Biophysik in Moskau), dass die strengeren
Grenzwerte in Russland die größeren Bedenken bzgl. nicht-thermischer Effekte und
subjektiver Symptome widerspiegeln würden. Außerdem müssten mögliche kumulative
Effekte einer wiederholten Exposition mit relativ geringer Dosis berücksichtigt
werden.
Nach Frau Dr. V.N. Nikitina (Nordwest Wiss. Zentrum für Hygiene und
Öffentliche Gesundheit, St. Petersburg) berücksichtigen die russischen
Grenzwerte eine angenommene biologische Wirkschwelle mit einem Sicherheitsfaktor
von 5 bis 10.
In unserer globalen Welt ist es zu begrüßen, wenn alle
nationalen Grenzwertinstitutionen einen engen wissenschaftlichen Austausch
pflegen und mittelfristig auch zu einem einheitlichen Schutz der Weltbevölkerung
vor EMFgelangen.
Ob diese harmonisierten Grenzwerten
aber auf dem Niveau der ICNIRP-Empfehlungen liegen sollen oder eher auf dem
Niveau der russischen undchinsischen Werte, darüber sollte auch von westlicher
Seite unvoreingenommen diskutiert werden. Es sollte zumindest gelingen, , die
russischen bzw. chinesischen Werte weltweit als Vorsorgewerte zu
etablieren.
Dipl.-Phys. Michael Karus
Redaktion Elektrosmog-Report
Quellen:
Nächste Ausgabe:
In der nächsten Ausgabe wird das Thema Vorsorgewerte und
Expositionen fortgesetzt. Erstmalig werden die neuen Vorsorgewerte des
nova-Instituts präsentiert, die sich nun weitgehend mit den Empfehlungen des
ECOLOG-Instituts im Einklang befinden.
Außerdem wird es einen Überblick über die
Strahlenemissionen aller gängigen Mobiltelefone geben, der große Unterschiede
aufzeigt, sowie aktuelle Vorschläge aus der Schweiz und Kanada, dem Verbraucher
die SAR-Werte von Mobiltelefonen beim Kauf transparent zu machen, damit sich
dieser für ein strahlungsarmes Modell entscheiden kann.
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Hochfrequenz
Beeinflussung des Schlafes durch gepulste
EMF
Schweizer Wissenschaftler fanden bei gesunden Probanden
eine Beeinflussung des Schlafes und der Hirnströme durch gepulste hochfrequente
elektromagnetische Felder, wie sie beim GSM-Standard für Mobiltelefone
Verwendung finden. Der Schlaf wurde verbessert und das Schlaf-EEG
modifiziert.
Bereits früher
waren Studien zum Einfluss elektromagnetischer Felder auf den Schlaf
durchgeführt worden (Pasche 1996, Mann 1996) - mit inkonsistenten Ergebnissen.
So hatte eine Arbeitsgruppe um Boris Pasche von der Firma Symtonic (USA) eine
günstige Beeinflussung von Schlafqualität und Schlafdauer bei experimenteller
Verwendung amplitudenmodulierter Hochfrequenzstrahlung ermittelt, während eine
deutsche Arbeitsgruppe um Klaus Mann von der Universität Mainz eine ungünstige
Beeinflussung der REM-Schlaf-Phase (Traumschlaf) bei Frequenzen, wie sie beim
Mobiltelefonieren Verwendung finden, beobachtet hatte (siehe Elektrosmogreport,
August 1996). Beide Untersuchungen zeigten, dass amplitudenmodulierte
HF-Strahlung mit Intensitäten unterhalb der ICNIRP-Grenzwertempfehlungen
biologische Prozesse des Gehirns beeinflussen kann.
Auch
in der neuen Studie von Alexander A. Borbély und Kollegen vom Institut für
Pharmakologie und Toxikologie der Universität Zürich wurden solche Effekte bei
vergleichsweise geringen Intensitäten nachgewiesen. Die Forscher verwendeten
elektromagnetische Felder, wie sie bei Mobiltelefonen nach dem GSM-Standard
genutzt werden (900 MHz, moduliert mit Frequenzen von 2, 8, 217 und 1736 Hz).
Die maximale Exposition im Kopfbereich blieb sicher unter 1 Watt pro kg,
gemittelt über 10 g (ICNIRP-Grenzwertempfehlungen: 2 W/kg). 24 gesunde männliche
Probanden im Alter zwischen 20 und 25 Jahren, die nach eigenen Angaben gesund
und frei von Schlafstörungen waren, wurden in einer Nacht diesen Feldern
ausgesetzt und in einer anderen Nacht scheinexponiert. Dazwischen lag eine
einwöchige Pause. Weder Untersucher noch Probanden wussten, wann die echte
Exposition erfolgte (doppelblindes Cross-over-Design). Die EMF-Felder wurden
während der untersuchten Zeit zwischen 23 und 7 Uhr automatisch in Intervallen
von 15 Minuten an- und ausgeschaltet, beginnend mit einer An-Phase. Beim EEG
wurden die üblichen Frequenzbänder (Delta, Theta, Alpha, Sigma, Beta) sowie das
10-11 Hz-Band und das 13,5-14 Hz-Band getestet.
Reduzierung der Wachzeit nach Schlafbeginn
Die EMF-Exposition reduzierte die Dauer des Wachseins
nach Schlafeintritt von durchschnittlich 18,2 Minuten auf 12,1 Minuten
(p<0,01). Dieser Effekt war signifikant sowohl für die gesamte Schlafzeit als
auch für das erste und das zweite 4-Stundenintervall. Auffällig war, dass bei
Personen, die zuerst schein- und dann EMF-exponiert wurden, dieser Unterschied
sehr deutlich ausfiel (Scheinexpositon: 23,9 min; EMF-Exposition: 13,4 min),
während bei Personen mit der umgekehrten Reihenfolge kein relevanter Unterschied
auftrat.
Diese Beobachtung einer Reduzierung der
Wachzeit nach Schlafbeginn wurde in dieser Studie erstmals gemacht. Die Forscher
vermuten, dass die EMF-Exposition den leichten Schlafstörungen entgegenwirkt,
die mit der ungewohnten experimentellen Umgebung zusammenhängen.
Beeinflussung des Elektroenzephalogramms (EEG)
Die EMF-Exposition beeinflusste die mit dem EEG
gemessenen Hirnströme während der Nicht-REM-Phasen, also den Phasen des
Schlafes, die traditionell als die Phasen ohne Träume (bzw. geringerer
Traumintensität) gelten. In der Spektralanalyse des EEG wurden zwei Spitzen der
Aktivitätszunahme ermittelt, bei 10-11 Hz und bei 13,5-14 Hz. Die erste Spitze
fällt in den Bereich der Alpha-Aktivität der Hirnströme und der niederfrequenten
Schlafspindeln, die zweite Spitze korrespondiert mit hochfrequenten
Schlafspindeln. Bei der Testung der fünf traditionellen Frequenzbänder fiel eine
signifikante Zunahme im Alpha-Band (8-12 Hz) und im Sigma-Band (12-15 Hz) auf.
Die REM-Phasen wurden nicht durch eine EMF-Exposition beeinflusst.
Es ist bekannt, dass die Amplitude im hier betroffenen
13,5-14 Hz-Band, die das Auftreten 'schneller Spindeln' wiederspiegelt, leicht
von einer Vielzahl pharmakologischer und physiologischer Faktoren beeinflusst
werden kann, beispielsweise durch Kaffeegenuss oder den Menstruationszyklus.
Offenbar können auch hochfrequente Felder von Mobiltelefonen einen messbaren
Effekt ausüben. Auffällig war, dass eine EEG-Beeinflussung bereits während der
ersten 15-30 Minuten der EMF-Exposition feststellbar war. Es wurden eine Anzahl
weiterer detaillierter Studienergebnisse beschrieben, deren Darstellung hier zu
weit führen würde.
Kurzzeitige Expositionen reichen für messbare Effekte aus
Zusammenfassend stellten die Autoren fest, dass es unwahrscheinlich ist, dass die Veränderungen auf thermischen Effekten beruhten, da die Zunahme der Hirntemperatur sicher unter 0,1 ºC blieb. Bereits eine kurze Exposition von 15 Minuten könne zu messbaren Effekten führen. Im Schlafverlauf trat eine gewisse Abnahme der EMF-Effekte auf, was auf einen Adaptationsmechanismus schließen lasse. Da keine relevanten Unterschiede der Veränderungen der Hirnstromaktivitäten zwischen den An- und Auszeiten auftraten, sei zu vermuten, dass die elektromagnetischen Felder eine Kette biologischer Ereignisse auslösten und nicht eine direkte und sofortige Wirkung.
Literatur:
Veranstaltungstipp
Symposium: Low frequency EMF, Visible
Light, Melatonin and Cancer - 4./5. Mai in Köln
Die Organisatoren des internationalen
Melatonin-Symposiums, das erstmalig die Spitzen der Melatonin und EMF-Forschung
in Deutschland vereint, beschreiben einige Hintergründe zu diesem wichtigen
Ereignis der Elektrosmog-Forschung.
Ausgangspunkt
Niedrigfrequente elektromagnetische Felder
(ELF-EMF) wurden 1998 aufgrund der Einschätzung von internationalen
Krebsforschern durch das National Institute of Environmental Health Studies
(NIEHS) der USA als mögliches Humankarzinogen eingestuft (2).
Warum ist die EMF-Forschung wichtig
und warum ist sie schwierig?
Aufgrund der universellen Verbreitung und Verwendung elektrischer Energie in praktisch allen Lebensbereichen des Menschen ist die Beantwortung der Frage, ob niedrigfrequente elektromagnetische Felder (ELF-EMF) und/oder sichtbares Licht zur Krebsentwicklung beitragen können, von besonderer Bedeutung für die öffentliche Gesundheit (3). Tatsächlich werden neben relativ
seltenen Erkrankungen wie Leukämien im Kindesalter auch häufige
Krebserkrankungen wie der weibliche Brustkrebs mit EMF in Verbindung gebracht.
Aufgrund der Schwierigkeit, möglicherweise ubiquitäre
relevante Expositionen messen zu müssen, ist die Beantwortung der Frage, ob
exponierte Personen gegenüber weniger exponierten Personen ein erhöhtes
Krebsrisiko haben, aber methodisch schwierig, zeit- und kostenintensiv. Eine
Abschätzung des exakten Risikos kann aufgrund der Tatsache, dass es
möglicherweise keine nicht-exponierten Menschen gibt, grundsätzlich unmöglich
sein.
Warum das Symposium?
Es gibt hochaktuelle
Forschungsergebnisse aus experimentellen und epidemiologischen Studien, die
durch weltweit führende Wissenschaftler vorgestellt und in einer öffentlichen
Diskussion bewertet werden sollen: Über neue Erkenntnisse zu
magnetfeldvermittelten Einflüssen auf Krebserkrankungen hinaus gibt es Hinweise,
daß die Wirkungen elektrischer Felder möglicherweise unterschätzt worden sind
und daß sichtbares Licht Krebsentwicklungen beim Menschen möglicherweise negativ
beeinflussen kann. Im Mittelpunkt der Diskussion, welche Mechanismen für diese
Assoziationen verantwortlich sein könnten, steht häufig das "Dunkelheitshormon"
Melatonin.
Was erwarten die Organisatoren von dem
Symposium?
Wir erwarten am 4. und 5. Mai sehr lebhafte
Diskussionen zwischen den Tagungsteilnehmern, die in Deutschland in einer
Vielzahl von Disziplinen in der EMF-Forschung engagiert sind, und den geladenen
Sprechern und Diskutanten aus England, Schweden, Finnland und den USA.
Die
neuen Forschungsergebnisse werden insbesondere mit Blick auf ihre biologische
Plausibilität diskutiert, und es wird abgewogen werden, wie zukünftige Studien
gestaltet werden sollten, um eine kausale Beziehung zwischen elektromagnetischen
Feldern und Krebserkrankungen zu bestätigen oder auszuschließen.
Die fünf Tagungsabschnitte Background, Electric Fields, Visible
Light, Magnetic Fields -
Experiments und Magnetic Fields - Epidemiology werden Grundlagen für die abschließende Session Perspectives legen, in der die Standpunkte führender
Krebsforscher wie Dr. David Horrobin, Dr. Russel Reiter und Dr. Christopher
Portier in offener Diskussion in Frage gestellt bzw. unterstützt werden
können.
Hinweise:
Referenten und Teilnehmer:
Russel J. Reiter, Anders Ahlboom, Richard G. Stevens,
Maria Feychting, Wolfgang Löscher, Denis Henshaw, Jörg Michaelis, Joachim Schüz,
David Horrobin, Christopher Portier und andere.
Kontakt und Anmeldung:
Dr. med. Thomas
Erren
Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin der Universität
zu Köln
Joseph-Stelzmann-Str. 9
D-50924 Köln
Tel.: 0221 4785819
Fax: 0221
4785119
Impressum – Elektrosmog-Report im Strahlentelex
Erscheinungsweise: monatlich im Abonnement mit dem
Strahlentelex
Verlag und Bezug:
Thomas Dersee, Strahlentelex, Rauxeler Weg 6, D-13507 Berlin, ( + Fax 030 / 435 28 40.
Jahresabo: 98,- DM.
Herausgeber und Redaktion:
nova-Institut für
politische und ökologische Innovation, Hürth
Michael Karus
(Dipl.-Phys.) (V.i.S.d.P.), Dr. med. Franjo Grotenhermen, Dr. rer. nat. Peter
Nießen (Dipl.-Phys).
Kontakt: nova-Institut GmbH, Abteilung Elektrosmog,
Goldenbergst. 2, 50354 Hürth, ( 02233 / 94 36 84, Fax: / 94 36 83
E-Mail: nova-h@t-online.de; http://www.nova-institut.de ;
http://www.datadiwan.de/netzwerk/
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