Elektrosmog Report
Nr. 10 / 2. Jahrgang Oktober 1996 
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Technik & Verbraucherinformation
Und es geht doch: Strahlungsminimierte Mobiltelefone

Bisher zeigten die Hersteller von Mobiltelefonen wenig Interesse, die HF-Belastung beim Betrieb von Handys zu reduzieren. Nun kommen die ersten strahlungsminimierten Mobiltelefone auf den Markt. Wird es eine ähnliche Entwicklung geben wie bei den strahlungsarmen Computerbildschirmen, die heute Standard sind?

Das nova-Institut schickte im Sommer 1996 allen Herstellern von Mobiltelefonen sowie den großen Netzbetreibern einen Fragebogen, der folgende Fragen enthielt:

  1. Stellt (oder vertreibt) Ihr Unternehmen strahlungsminimierte Mobiltelefone her, deren HF-Emissionen im Kopfbereich durch zusätzliche technische Maßnahmen reduziert werden?
  2. Um welche Modelle handelt es sich?
  3. Welche besonderen technisch-konstruktiven Maßnahmen weisen diese Mobiltelefone auf (z. B. eine besondere Antennenform)?
  4. Wie hoch sind die Leistungsflußdichten bzw. SAR-Werte dieser Mobiltelefone im Nutzungsabstand? Um wieviel sind die SAR-Werte im Kopf gegenüber üblichen Mobiltelefonen abgesenkt?
  5. Wie liegt der Preis Ihrer strahlungsminimierten Mobiltelefone im Vergleich zu Standardgeräten?
Alle drei großen Netzbetreiber - DeTeMobil, Mannesmann und E-Plus - schickten den Fragebogen beantwortet zurück. Kernpunkte der weitgehend ähnlichen Antworten waren: Die Hersteller von Mobiltelefonen waren weniger auskunftsfreudig. Die große Mehrzahl der Unternehmen antwortete nicht oder gab telefonisch bekannt, daß sie keine strahlungsminimierten Geräte im Programm habe .

Lediglich zwei Hersteller konnten mit strahlungsminimierten Handys aufwarten, die Firmen AEG und Hagenuk.

Teleport 9050 und Teleport 1850 (AEG)

AEG hebt die Handys Teleport 9050/D-Netz und Teleport 1850/E-Netz besonders hervor. "Unsere konstruktiven Maßnahmen beruhen darauf, daß unsere Mobiltelefone einen Antennenstrahler verwenden, dessen Energiemaximum an einer besonders hohen Stelle auftritt, also vom Kopf weiter entfernt ist. Diese Maßnahmen führen zu zwei wesentlichen Vorteilen:

  1. Die SAR-Werte vermindern sich wegen des etwas größeren Abstandes.
  2. Die SAR-Werte vermindern sich aufgrund der verbesserten Übertragungseigenschaften zur Basisstation. Da im GSM-System die Sendeleistung dynamisch - je nach Übertragungseigenschaft - geregelt wird, kann das Gerät bei verbesserter Übertragungseigenschaft in der Regel auf eine niedrige Leistungsstufe zurückschalten. Dadurch vermindert sich der SAR-Wert."
Leider war auch auf Rückfrage hin noch nicht zu erfahren, wie hoch die resultierenden SAR-Werte tatsächlich sind bzw. zu welcher Reduzierung der EMF-Belastung die beschriebenen Maßnahmen führen. Als Preise für die Geräte wurden marktübliche Preise genannt.
Flächenantenne beim GlobalHandy (Hagenuk)

Die ausführlichste und überzeugendste Antwort erhielt das nova-Institut von der Firma Hagenuk, die im September 1996 mit ihrem GlobalHandy erstmalig ein wirklich strahlungsminimiertes Handy auf den Markt bringt, das die Vorsorgerichtwerte des nova-Instituts (vgl. Elektrosmog-Report 2(5), S. 7-11, 1996) erfüllt. Möglich wird dies durch die Verwendung einer am IMST neu entwickelten Flächenantenne.

"Es handelt sich um das neue GSM-Handheld 'GlobalHandy', das im September auf den Markt kommen wird. Im Gegensatz zu herkömmlichen Mobiltelefonen, die über eine feste oder ausziehbare Außenantenne verfügen, ist beim GlobalHandy die Flächenantenne - für den Benutzer unsichtbar - in der Rückseite des Gehäuses integriert. Dadurch können die Funkwellen auf einen Winkel begrenzt werden, der die zum Benutzer gewandte Seite weitgehend ausspart. Die SAR-Werte des Hagenuk GlobalHandys sind im Mittel zwischen Faktor 3 und 6 geringer als die üblicher Außenantennen." Der Preis des Handys liegt in der Preisklasse von hochwertigen Handhelds, "ein Preisaufschlag aufgrund der 'Weltneuheit' dieser integrierten Hochleistungsantenne besteht nicht."

Die Firma Hagenuk hat die SAR-Werte des neuen Gerätes am IMST mit dem bekannten SAR-Meßsystem von Nils Kuster messen und die Meßergebnisse dem nova-Institut zukommen lassen. Das GlobalHandy führt unter allen Nutzungsbedingungen zu einem maximalen SAR-Wert von ca. 0,18 W/kg (nach ANSI-Norm gemittelt über 1 g Gewebe). Zur Einschätzung dieses Wertes folgende Tabellen:

Tabellen: Teilkörper-SAR für den Kopfbereich bei Verwendung von GSM-Mobiltelefonen in W/kg
Grenzwerte und Vorsorgeempfehlungen (Allgemeinbevölkerung) 
SAR (W/kg) 
ICNIRP 1996  2,0
ANSI 1992  1,6
NCRP 1986  1,6
nova 1996 (Vorsorge)  0,2
 
Typische SAR-Werte heutiger Mobiltelefone 
Handy mit Stummelantenne (Helixantenne)  1,0 (0,84-1,05) 
Handy mit ausziehbarer Antenne  
(Bester Fall) 
0,28 (0,28-0,58) 
GlobalHandy (Hagenuk)  0,18 (0,05-0,18) 
Erläuterungen zu den Tabellen: Alle SAR-Werte wurden über 1 g Gewebe gemittelt, außer bei ICNIRP 1996; dort wurde über 10 g Gewebe gemittelt.

Die SAR-Werte der Mobiltelefone sind maximale SAR-Werte, gemessen am IMST mit dem DASY-Meßsystem der ETH-Zürich, publiziert von der Firma Hagenuk. Die Werte vor der Klammer geben die SAR-Werte für den Fall an, daß das Handy so am Kopf gehalten wird, wie vom Hersteller vorgesehen. Die Werte in der Klammer sind die SAR-Werte für verschiedene andere Nutzungspositionen, z. B. den Fall, daß das Handy den Kopf berührt sowie verschiedene abgewinkelte Positionen. Die Werte wurden einer graphischen Darstellung entnommen.

Die Tabellen zeigen, daß das GlobalHandy unter allen Nutzungsbedingungen die nova-Vorsorgewerte, die auch die nicht-thermischen Effekte zu berücksichtigen versuchen, unterschreitet.

Fazit

Die Herstellung von strahlungsminimierten Mobiltelefonen ist also möglich und zwar ohne relevante Mehrkosten. Es wäre unter dem Gesichtspunkt des Verbaucherschutzes sinnvoll, wenn in zukünftigen Handy-Vergleichstests (z. B. Stiftung Warentest) die SAR-Werte als Kriterium mit aufgenommen würden. Nur so kann der Verbraucher, der Wert auf möglichst geringe HF-Belastungen im Kopfbereich legt, strahlungsarme Geräte ausfindig machen.

Es ist zu hoffen, daß das GlobalHandy für andere Hersteller zum Ansporn wird, bei ihren Geräten entsprechende Strahlungsminimierungen vorzunehmen. Dies könnte durch ein Gütesiegel ähnlich wie die MPR- und TCO-Normen bei Computerbildschirmen merklich beschleunigt werden.

[Zitierweise dieses Artikels: Nova-Institut: Und es geht doch: Strahlungsminimierte Mobiltelefone. Elektrosmog-Report 2 (10), S. 5-6 (1996)]
 
 
 
 
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Epidemiologie

Erhöhtes Leukämierisiko
bei Elektroarbeitern

In einer Studie von Forschern der Universität Toronto in Kanada wurden die Krebsraten von ca. 31.000 Elektroarbeitern untersucht. Überraschenderweise war sowohl ein erhöhtes magnetisches als auch ein erhöhtes elektrisches Feld mit einer Zunahme von Leukämien assoziiert. Bei gleichzeitig erhöhtem elektrischem und magnetischem Feld ergab sich in der am stärksten belasteten Gruppe ein Risiko, das um den Faktor 11 gegenüber der am geringsten belasteten Gruppe erhöht war.

In die Studie von Anthony B. Miller und Mitarbeitern wurden männliche Arbeiter von Ontario Hydro einbezogen, die seit dem 1.1.1973 bis zum 31.12.1988 mindestens ein Jahr dort beschäftigt waren. Zudem wurden Rentner (ehemalige Beschäftigte) aufgenommen. Nur 13% der Untersuchten hatten weniger als 10 Jahre in diesem Betrieb gearbeitet. Insgesamt waren 1.484 Krebserkrankungen aufgetreten, die in einer Fall-Kontrollstudie mit den Daten von anderen 2.179 Krebserkrankten aus dem Krebsregister von Ontario verglichen wurden.

Messung der Exposition

Die Studie wertet einen Teil einer umfangreichen französisch-kanadischen Untersuchung an drei großen Elektrobetrieben neu aus, neben Ontario Hydro waren dies Hydro Quebec und Electricité de France. Die Ergebnisse der Gesamtstudie waren bereits 1994 veröffentlicht worden.

Die Abschätzung der Exposition gegenüber einem 60 Hertz-Feld erfolgte anhand einer Matrix, in die die Berufsgruppenzugehörigkeit, der Ort der Beschäftigung und die Dauer eingingen. Diese Expositionsmatrizen wurden auf der Basis von direkten Messungen an 895 Arbeitern während 5 Arbeitstagen entwickelt, so daß eine ausgezeichnete Abschätzung der elektrischen und magnetischen Belastung der berücksichtigten 31.543 Arbeiter möglich war. Insbesondere fiel den Forschern die besondere Bedeutung des Arbeitsplatzes auf, der über die Berufsbezeichnungen nur ungenügend erfaßt werden kann. Den höchsten Expositionen waren Arbeiter ausgesetzt, die für die Instandhaltung von Hochspanungsleitungen verantwortlich waren oder in der Nähe elektrischer Generatoren und Starkstromtransformatoren arbeiteten. Die elektrische und magnetische Belastung wurde für die Berechnungen kumuliert zu Volt/Meter-Jahren und Mikrotesla-Jahren.

Ergebnisse

Das Risiko, an einer Leukämie zu erkranken, war - nach Korrektur von anderen möglichen Einflußfaktoren - in der elektrisch am stärksten belasteten Gruppe um den Faktor 4,5 (KI: 1,0-19,7) und in der magnetisch am stärksten belasteten um den Faktor 1,6 (KI: 0,5-5,1) erhöht. Bei Arbeitern, die sowohl der am stärksten elektrisch, als auch der am stärksten magnetisch belasteten Gruppe angehörten, fand sich eine Odds Ration (geschätztes relatives Risiko) von 11,2 (KI: 1,3-97,2). In dieser Gruppe waren 17 Arbeiter an Leukämie erkrankt.

Problematik der Klassifizierung anhand von Berufsgruppen

Insgesamt sehen die Untersucher frühere Beobachtungen, daß elektromagnetische Felder am Arbeitsplatz mit einer leicht erhöhten Leukämierate assoziiert sind, bestätigt. Sie machen auf die Problematik aufmerksam, Klassifizierungen der EMF-Belastung nur anhand von Berufsgruppen vorzunehmen. Dies habe sicherlich nicht selten zu Fehlklassifikationen geführt. Bereits bei der Untersuchung von Birgitta Floderus vom nationalen Institut für das Arbeitsleben (NIWL) in Solna/Schweden über EMF-exponierte Eisenbahner (siehe: "Krebshäufigkeit bei Eisenbahnern") aus dem Jahre 1993 war ein Widerspruch zu früheren Untersuchungen von Siv Törnquist aufgefallen. Während Floderus eine erhöhte Krebsrate fand, war dies bei Törnquist nicht der Fall. Beide Forscher untersuchten die Ursache für diesen Widerspruch und fanden, daß sich die Tätigkeit der Eisenbahner im Laufe der Jahre verändert hatte. Während in frühen Jahren zwei Eisenbahner einen Zug führten, war es später nur noch einer. Der andere arbeitete nunmehr an einem weniger belasteten Arbeitsplatz, behielt jedoch seine Berufsbezeichnung. Bei erneuter Analyse der Daten fand sich dann auch eine erhöhte Rate von chronisch lymphatischen Leukämien unter Lokomotivführern für die Jahre 1961 bis 1969, aber keine für die Jahre 1970 bis 1979.

Bedeutung elektrischer Felder

Miller und Kollegen diskutieren zudem die Frage, ob nicht auch bei früheren Arbeitsplatzuntersuchungen wie die von Birgitta Floderus und Mitarbeitern (1993) oder die von David Savitz (1995) erhöhte Krebsraten nicht nur auf das Konto magnetischer sondern auch auf das elektrischer Felder gehen.

Die Ergebnisse der Ontario-Hydro-Studie wirft erneut die Frage auf, was wirkt und was gemessen werden soll. Elektrische Felder, die seit Mitte der achtziger Jahre aus dem Blickfeld verschwanden, rücken möglicherweise nun wieder verstärkt ins Bewußtsein der Forscher.

Quellen:

  1. Floderus, B., et al.: Occupational exposure to electromagnetic fields in relation to leukemia and brain tumors. A case-control study in Sweden. Cancer Causes Control 4, 465-476 (1993).
  2. Floderus, B., Törnquist, S., Stenlund, C.: Incidence of selected cancers in swedish railway workers 1961-79. Cancer Causes Control 5, 189-194 (1994).
  3. Miller, A. B., et al.: Leukemia following occupational exposures to 60-Hz electric and magnetic fields among Ontario electric utility workers. Am. J. Epidemiol. 144, 150-160 (1996).
  4. Savitz, D. A., Loomis, D. P.: Magnetic field exposure in relation to leukemia and brain cancer mortality among electric utility workers. Am. J. Epidemiol. 141, 123-134 (1995).
 
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Krebshäufigkeit bei Eisenbahnern

Eisenbahner sind einer erhöhten Belastung durch Magnetfelder ausgesetzt. In einer schwedischen Studie fand sich bei Schaffnern und Lokomotivführern eine Verdoppelung der Rate lymphatischer Leukämien. Für alle Tumoren zusammen genommen lag die Krebsrate bei diesen beiden Berufsgruppen etwa so hoch wie in der schwedischen Allgemeinbevölkerung.

Eine jüngst veröffentlichte Studie von Lars Alfredsson und Mitarbeitern untersuchte die Krebshäufigkeit bei 2.272 Schaffnern und 7.466 Lokomotivführern zwischen 1976 und 1990. Dabei fand sich ein Hinweis auf einem Zusammenhang zwischen der magnetischen Belastung und der Leukämierarte.

Die Studie baut auf der Untersuchung von Birgitta Floderus auf, die 1993 veröffentlicht worden war. Bei alleiniger Betrachtung der 20 bis 64jährigen fand sich für beide Berufsgruppen zusammen ein relatives Risikos für lymphatische Leukämien von 2,3 (KI: 1,3-3,2). Überraschenderweise war die Lungenkrebsrate leicht erniedrigt mit einem relativen Risiko von 0,6 (KI: 0,4-0,9). Die Untersucher weisen daraufhin, daß insgesamt 14 Leukämien festgestellt wurden, so daß durch die elektromagnetische Belastung in der untersuchten Gruppe insgesamt nur wenige zusätzliche Leukämiefälle aufgetreten waren - dies bei einem großen Kollektiv über einen Beobachtungszeitraum von 14 Jahren.

Auf der 18. Tagung der BEMS in Kanada hatte Ingrid Nordenson vom nationalen Institut für das Arbeitsleben in Schweden Untersuchungen vorgestellt, nach denen es zu einer leicht vermehrten Zahl von Chromosomenbrüchen bei Eisenbahnern kommt.

Quellen:

  1. Alfredsson, L., et al.: Cancer incidence among male railway engine-drivers and conductors in Sweden, 1976-90. Cancer Causes Control 7, 377-381 (1996).
  2. New support for railway exposure-leukemia link. Microwave News 16(4), S. 5 (1996).
 
 
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Tagungsbericht
BEMS-Highlight 1996

Die 18. Tagung der Bioelectromagnetics Society fand vom 9. bis 14. Juni 1996 in Victoria/Kanada statt. Wie im letzten Jahr trafen sich etwa 500 Wissenschaftler, die sich mit der Erforschung biologischer Wirkungen elektromagnetischer Felder befassen (Elektrosmog-Report 1(9), 1995).

Besondere Aufmerksamkeit erzielte der Vortrag von Ross Adey vom VA-Hospital in Loma Linda/USA. Er hatte in Zusammenarbeit mit Nils Kuster von der ETH in Zürich erstmals die Wirkung langzeitiger Exposition mit hochfrequenten Feldern auf die Beeinflussung der Entwicklung von Hirntumoren bei Tieren untersucht. Überraschenderweise wurde ein tumorhemmender Effekt gefunden. Die fünfjährige Studie war vom Mobilfunkhersteller Motorola finanziert worden.

Ratten waren in vier Gruppen mit einer jeweiligen Größe von etwa 60 Tieren aufgeteilt, von denen zwei die krebserzeugende Substanz ENU (Ethylnitrosoureat) erhielten. Eine der so behandelten Gruppen und eine unbehandelte Gruppe wurde zusätzlich einem hochfrequenten gepulsten 836-MHz-Feld ausgesetzt (0,58 bis 0,75 W/kg), wie es von bestimmten amerikanischen Mobiltelefonen emittiert wird. Die EMF-Gruppen wurden zwei Stunden pro Tag an vier Tagen in der Woche für eine Dauer von 23 Monaten dem Feld ausgesetzt. Dabei wurde das Signal alle 7,5 Minuten ein- und ausgeschaltet, so daß die wöchentliche Expositionsdauer 4 Stunden betrug.

Nur 4 Ratten der Gruppe, die sowohl ENU als auch HF-Strahlung erhielten, entwickelten Tumoren des Gehirns oder des Rückenmarks gegenüber 13 Ratten in der Gruppe, die nur ENU erhielten (9 Gehirn- plus 4 Rückenmarkstumoren). In den beiden Gruppen, die kein ENU erhielten, entwickelten unter Mikrowellen 2 Ratten Tumoren gegenüber 7 in der nicht EMF-exponierten Gruppen. Die Größe der Tumoren in den EMF-exponierten Gruppen war kleiner als in den beiden anderen.

Diese Resultate sind in zweierlei Hinsicht bemerkenswert: Einerseits übte die verwendete gepulste Hochfrequenzstrahlung einen biologische Effekt aus, offenbar einen tumorhemmenden. Andererseits ist der Wirkungsmechanismus unbekannt und es bleibt unklar, was bei anderen Frequenzen geschieht. Auf der Tagung spekulierte Adey über mögliche Gründe für das Ergebnis. Eine mögliche Ursache könne eine Verstärkung der Reparaturmechanismen der Erbsubstanz DNA sein, so daß Veränderungen der Erbsubstanz schneller und kompletter von der Zelle repariert werden und nicht zur Tumorentartung führen.

Bei der Präsentation der Studie im Rahmen des BEMS-Treffens verzichtete Adey entgegen einer früheren Kurzfassung der Ergebnisse auf die Einbeziehung der 4 Rückenmarkstumoren und berücksichtigte nur die 9 Gehirntumoren in der nur-ENU-Gruppe, so daß sich bei der geringen Anzahl der Tiere kein statistisch signifikanter Unterschied zu den insgesamt 4 Tumoren in der EMF-und-ENU-Gruppe ergab. Unter Einbeziehung der Rückenmarkstumoren wäre der Unterschied jedoch signifikant gewesen. Nach Adey macht die Einbeziehung der Rückenmarkstumoren Sinn, da die Tumoren alle von dem gleichen Zelltyp (Gliazellen) abstammen und auch das Rückenmark der Strahlung ausgesetzt war.

Motorola-Mitarbeiter waren nicht durchweg erfreut, ob der Nachricht eines möglicherweise tumorhemmenden Effekts des Mobilfunks. Schließlich kann gepulste Hochfrequenzstrahlung im athermischen Bereich nicht mehr so einfach als offensichtlich biologisch unwirksam angesehen werden. Auch ein tumorerzeugender Effekt bei anderen Frequenzen erscheint nicht mehr unwahrscheinlich. Die Studie ist allerdings wegen der kleinen Fallzahlen insgesamt mit Vorsicht zu interpretieren. Weitere Untersuchungen werden notwendig sein, um biologische Effekte gepulster HF-Strahlung im athermischen Bereich nachzuweisen bzw. auszuschließen.

Quellen:

  1. Surprising results in first cellular phone animal study: digital signals appear to protect against brain tumors. Microwave News 16(3), S. 8 (1996).
  2. Motorola keeps a low profile on Adey animal study showing tumor-inhibiting effect of cellular phone radiation. Microwave News 16(4), S. 11 (1996).
  3. Meyer, R.: BEMS 1996: Neue Erkenntnisse zur Wirkung elektromagnetsicher Felder auf Tier und Mensch. Newsletter 4(4), S. 4-14 (1996).
 
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Elektrische Heizdecken und
Kinderkrebs

In einer jüngeren Studie von Susan Preston-Martin und Mitarbeitern (Universität von Südkalifornien in Los Angeles) fand sich kein Zusammenhang zwischen Gehirnkrebs und der Verwendung von elektrischen Heizdecken bzw. elektrischen Wasserbetten während der Schwangerschaft. Das Forscherteam hatte 540 Kinder unter 19 Jahren von der Westküste der USA untersucht, bei denen zwischen 1984 und 1991 Krebs diagnostiziert worden war. Es fand sich kein Unterschied bei der Tumorrate in Abhängigkeit vom Trimester der Schwangerschaft, in der eine Exposition erfolgte. Zudem fand sich kein Unterschied in der Rate der Hirntumoren im Vergleich zu einer 801 Kinder großen Kontrollgruppe. Diese Ergebnisse stehen im Widerspruch zu einer sechs Jahre zuvor ebenfalls in den USA durchgeführten Studie von David Savitz und Mitarbeitern. Savitz hatte eine Erhöhung der Rate an Hirntumoren um das Zweieinhalbfache gefunden, wenn Kinder während der Schwangerschaft elektromagnetischen Feldern von elektrischen Heizdecken ausgesetzt waren.

Quelle: Mothers' use not linked to childhood cancer. Microwave News 16(4), S. 16 (1996).
 
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Referenzbuch für CE-Kennzeichnung

Mehr als 100.000 Unternehmen sind seit dem 1.1.1996 zur CE-Kennzeichnung verpflichtet (vgl. Elektrosmog-Report 1(9), S. 8, 1995). Alle elektrischen Geräte, die in Europa auf den Markt gebracht werden, müssen EMV-geprüft sein und das CE-Zeichen tragen.

Das 400-Seiten starke EMV Kompendium 1996 gibt umfassend Hilfestellung bei der Bewältigung dieser komplexen Problematik. Fast 100 Autoren aus Industrie und Wissenschaft handeln technische, rechtliche und organisatorische Fragestellungen zur EMV-Prüfung und CE-Kennzeichnung ab.

Das Buch ist zum Preis von 149,80 DM zu beziehen über den Buchhandel oder direkt beim KM Verlag & Kongreß in München, Tel.: (089) 5439782.
 
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Bücher zum Thema Elektrosmog

Die IZE (Informationszentrale der Elektrizitätswirtschaft e. V.) hat unter dem Titel "Zwischen Hokuspokus und Wissenschaft" eine "kritische Sichtung" von zwanzig - und damit praktisch allen am Markt erhältlichen - deutschsprachigen Büchern zum Thema Elektrosmog vorgelegt. Auch wenn der Grundtenor der Rezensionen von dem Leitmotiv geprägt ist, daß " - von unrealistischen Extremfällen abgesehen - bisher keine Anhaltspunkte für ein gesundheitliches Risiko gefunden" wurden und dementsprechend Vorsorgewerte kritischer Institute als "extrem" und "überzogen" eingestuft werden, finden sich in den sehr ausführlichen Besprechungen etliche nützliche Hinweise auf Ausrichtung, Niveau und Gebrauchswert der Bücher.

Bezug über die IZE, Adresse: Postfach 70 05 61, 60555 Frankfurt.

Veranstaltungshinweis

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) veranstaltet in Neuherberg am 20. und 21. November 1996 ein internationales Seminar mit dem Titel "Biological Effects on Non-Thermal Pulsed and Amplitude Modulated RF Electromagnetic Fields and Related Health Hazards". Referenten: T. Tenforde, N. Kuster, N. Leitgeb, M. Repacholi u.a. Infos bei Herrn Matthes, BfS, FAX (089) 31 60 32 89.


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Layout: Datadiwan eMail: webmeister@datadiwan.de