Elektrosmog-Report
3. Jahrgang / Nr. 12 Dezember 1997
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 Verbraucherschutz
Strahlenbelastung durch verschiedene Handies

Endlich kommen die Strahlenbelastungen der verschiedenen Mobiltelefone ans Licht der Öffentlichkeit. Schon seit Jahren sind den Mobilnetzbetreibern die SAR-Werte (Spezifische Absorptionsrate) der Geräte bekannt. Die Testergebnisse wurden aber wie ein Geheimnis gehütet, der Verbraucher, der seine Strahlenbelastung durch die geeignete Gerätewahl minimieren wollte, kam an die Informationen nicht heran. Nun präsentierte das Fernsehmagazin PlusMinus von der Wirtschaftsredaktion des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) Testergebnisse von 14 häufig benutzten Geräten des D-Netzes. Die Messungen wurden von Prof. Niels Kuster (ETH in Zürich) durchgeführt.

PlusMinus meint: "Mobiltelefone des D- und E-Netzes senden elektromagnetische Strahlen aus, die nicht nur zur Herstellung der Verbindung genutzt werden, sondern auch vom Kopf in Form von Wärme absorbiert werden. Die dadurch bedingten gesundheitlichen Risiken für Handybenutzer sind zwar noch nicht zweifelsfrei wissenschaftlich erforscht, sie können jedoch von Wissenschaftlern nicht ausgeschlossen werden.

Deshalb die Empfehlung, ein möglichst strahlungsarmes Handy zu benutzen. Die auf dem Markt befindlichen Geräte bieten eine große Bandbreite an Strahlungsintensität. Es gibt viel Mobiltelefone mit hoher Strahlenbelastung und nur einige wenige Hersteller scheinen auf eine niedrige Strahlungsbelastung geachtet zu haben. Leider geben die Hersteller in ihren Bedienungsanleitungen keinerlei Aufschluß über die Höhe der Strahlungsbelastung ihrer Geräte."

Tabelle: SAR-Werte verschiedener D-Netz-Mobiltelefone
 
Produkt
SAR-Wert in Watt/kg
Bosch M-COM 906
1,32
Philips Diga
1,06
Nokia 1611
1,06
Philips Genie
1,05
Panasonic EB G500
0,98
Ericsson GH688
0,95
Ericsson GF788
0,91
Sony CMD-Z1
0,88
Motorola d160
0,81
Nokia 8110i
0,73

Gute Werte (Einstufung nach PlusMinus-Magazin):
Siemens S4 Power
0,57
Sony CM DX1000
0,41
Motorola StarTac
0,33
 
Testsieger (Einstufung nach PlusMinus-Magazin):
Hagenuk GlobalHandy
0,28
 

Tabelle: Grenzwerte und Empfehlungen für die Allgemeinbevölkerung
 
ICNIRP 1996
2,0
ANSI 1992
1,6
NCRP 1986
1,6
nova 1996 (Vorsorge)
0,2
 
Die Meßergebnisse stehen in Einklang mit den Ergebnissen der nova-Umfrage Ende 1996 (Elektrosmog-Report, Oktober 1996). Damals wurden alle Unternehmen der Mobiltelefonbranche nach strahlungsarmen Handies befragt. Nur zwei Unternehmen konnten überhaupt strahlungsarme Geräte vorweisen, AEG mit Einschränkungen (Teleport 9050 und 1850) und Hagenuk (GlobalHandy). Beim GlobalHandy wird die geringe Abstrahlung in Kopfrichtung durch eine integrierte Flächenantenne erreicht, die nur vom Kopf wegstrahlt. Es macht auch technisch keinen Sinn, in Kopfrichtung zu senden, da die Strahlung vom Kopf absorbiert wird und damit nicht zur Kommunikationsvermittlung genutzt werden kann.

Schon bevor die in der Tabelle genannten Meßwerte veröffentlicht wurden, sorgten Meldungen über eine Rangliste von SAR-Werten verschiedener Handies für Aufmerksamkeit. Zeitungen in Norwegen und Schweden brachten Titelgeschichten wie "Die Bestseller strahlen am stärksten" oder "Die Telefone mit den schlechtesten Strahlungswerten". Den Berichten nach verursachte das Gerät Nokia 2110 die höchsten SAR-Werte, gefolgt vom Motorola 8200 und dem Ericsson 337 (die Geräte sind in der obigen Tabelle nicht enthalten). Betreiber und Hersteller bemühten sich rasch, die öffentliche Diskussion zu beruhigen. Die schwedische Mobiltelefon-Kommunikationsgesellschaft ist nach Angaben der US-Zeitschrift Microwave News der Ansicht, daß kleine Unterschiede in der gemessenen HF-Strahlungsabsorption verschiedener Geräte "nicht bedeuten, daß Unterschiede in der Sicherheit bestünden". Wegen des "großen Sicherheitsabstandes" zu möglichen gesundheitlich relevanten Effekten hätten "die kleinen Unterschiede zwischen den Produkten eine geringe praktische Bedeutung". Ähnlich Norman Sandler, einer der Direktoren von Motorola, der nach Angaben von Microwave News sagte: "Die Rangliste hat keine Relevanz für die Gesundheit. Die Art und Weise der Präsentation kann die Konsumenten irreführen oder verwirren. Wir weisen jede Vermutung, daß unsere Telefone unsicher sind oder daß andere Geräte sicherer sind, entschieden zurück - solange sie sämtliche anerkannte Espositionsstandards erfüllen."

Sieht man sich die Meßwerte im Vergleich zu den internationalen Grenzwerten an, so fällt auf, wie dicht manche Geräte an den Grenzwerten liegen. Zieht man weiter in Betracht, wie umstritten die geltenden Grenzwerte sind und wie wenig Sicherheit aufgrund fehlender epidemiologischer Erhebungen besteht, so sehen sich Produzenten und Netzbetreiber durchaus zu Recht der öffentlichen Kritik ausgesetzt.

Zunehmend beginnen Produzenten, sich Gedanken um mögliche Belastungsminimierungen zu machen. Neben der Firma Hagenuk, die inzwischen immer offener die Strahlungsarmut ihrer Handies in der Werbung nach vorne stellt ("Antenne? Nein Danke!") und derzeit Werbekampagnen in einer Vielzahl europäischer und asiatischer Zeitungen laufen hat, arbeiten japanische Unternehmen wie Hitachi und Mitsubishi an entsprechenden Modellen und haben bereits Patente angemeldet.

Es wäre sehr zu begrüßen, wenn durch eine regelmäßige Veröffentlichung der SAR-Werte aktueller Mobiltelefone Druck auf die Hersteller ausgeübt würde, die technisch und ökonomisch möglichen Strahlungsminimierungen an ihren Geräten vorzunehmen. So könnte durchaus ein ähnlicher Prozeß ausgelöst werden, wie damals bei den strahlungsarmen Bildschirmen. Was jetzt noch fehlt, ist eine strenge Handy-Norm nach Art der schwedischen MPR-Richtlinie für Monitore.

Die Möglichkeiten der Strahlungsminimierungen zukünftig ernster zu nehmen, könnte auch aus Produkthaftungsgründen geraten sein. Sollte sich später herausstellen, daß heute übliche Handies zu Gesundheitsbeeinträchtigungen führen können, so müssen sich die Produzenten unter Umständen gerichtlich verantworten, warum sie trotz Hinweisen aus der medizinischen Forschung und der technisch-ökonomischen Machbarkeit auf den Einsatz der strahlungsminimierten Technik verzichtet haben.

Quellen:

  1. Die Testergebnisse von PlusMinus stehen auf: http://www.mdr.de/plusminus/test.htm
  2. European SAR Wars: Marketing Low-Radiation Phones. Microwave News 17 (5), S. 1, 12 (1997).
 
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Verbraucheraufklärung

Elektromagnetische Felder in der Umgebung von Mobilfunksendeanlagen

Die Stärke der elektromagnetischen Felder in der Umgebung von Mobilfunksendeanlagen wird in der Öffentlichkeit häufig deutlich überschätzt. Folgender Artikel soll daher anhand eines konkreten Beispiels aus den inzwischen sehr umfangreichen Erfahrungen des Autors auf dem Gebiet der Feldstärkemessung in der Umgebung von Mobilfunksendern typische, im Wohnbereich von Personen auftretende Intensitäten vorstellen und damit einen Beitrag zur Versachlichung der derzeit in manchen Regionen Deutschlands bereits völlig überhitzten Debatte zum Thema Mobilfunk leisten.

 
Situation

Mobilfunksendeanlagen in Wohngebieten sind immer wieder ein Objekt öffentlicher Diskussion. Besorgte Bürger befürchten gesundheitliche Beeinträchtigungen durch die von den Sendeantennen abgegebenen elektromagnetischen Felder.

Einige selbsternannte "Fachleute" verstärken dann die Sorgen der Betroffenen noch, indem sie mit häufig völlig ungeeigneten Meßmitteln "sehr hohe Intensitäten" in deren Wohnräumen feststellen. Zur Belastungsreduzierung werden dann gleich teure Abschirmmaterialien und "Kompensationsgeräte" zum Kauf angeboten, deren Notwendigkeit und Wirksamkeit in vielen Fällen massiv bezweifelt werden muß.

 
Fallbeispiel

Im Frühjahr dieses Jahres wurden von einem Teil der Einwohner einer nordbayerischen Kleinstadt Befürchtungen über die Möglichkeit von gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch einen ca. 40 Meter hohen Sendemast eines D-Netz-Mobilfunkbetreibers immer lauter ausgesprochen. In der örtlichen Presse wurde bereits das Vorhandensein einer "extrem hohen Strahlenbelastung" gemutmaßt.

Zur Klärung des Sachverhaltes gab der Stadtrat umfangreiche Messungen der elektromagnetischen Felder für die Wohnungen in der unmittelbaren Nachbarschaft zur Sendeanlage in Auftrag.

Durchgeführt wurden die Messungen von auf diesem Gebiet erfahrenen Wissenschaftlern der Universität der Bundeswehr München.

Durch die Messungen sollten die betroffenen Bürger ein fachlich fundiertes, wertneutrales Bild über die Größe der Exposition durch die von der Mobilfunksendeanlage erzeugten elektromagnetischen Felder erhalten.

 
Durchführung der Messungen

Mittels eines Spektrumanalysators und einer Meßantenne wurden Frequenz und Empfangspegel der vom Sender abgegebenen Funksignale ermittelt. Unter Zuhilfenahme von Kalibrierdaten der verwendeten Meßantenne konnte somit auf die jeweils am Meßpunkt vorhandene Feldstärke bzw. Leistungsflußdichte geschlossen werden. Neben einer Korrektur der Meßergebnisse durch einen Zuschlagsfaktor, der die bei jeder Feldstärkemessung auftretenden Meßunsicherheiten angemessen kompensieren soll, wurde bei der Auswertung auch berücksichtigt, daß zum Zeitpunkt der Messung die Anlage noch nicht in der geplanten und in der Standortbescheinigung des Bundesamtes für Post und Telekommunikation (BAPT) angegebenen Vollausbaukonfiguration mit 5 Kanälen eingerichtet war. Um eine echte "worst-case-Betrachtung" für die Bürger zu erhalten, wurde aus den Meßwerten jene Leistungsflußdichte ermittelt und im Gutachten angegeben, die bei Vollausbau der Anlage zu erwarten ist. Für diesen Fall beträgt die Maximalleistung des Mobilfunksenders ca. 35 Watt, ein für D-Netz-Sendeanlagen in ländlichem Gebiet durchaus typischer Wert.

 
Meßergebnisse

Als Zusammenfassung aller 43 durchgeführten Einzelmessungen sind in folgender Tabelle die markantesten Resultate aufgeführt:
 

Meßort
Leistungsflußdichte (µWatt/cm2)
Wiese in ca. 100m Entfernung zum Mast
0,014
Höchster im Freien gemessener Wert
0,043
Höchster gemessener Wert im Schlafbereich 
0,0027
Niedrigster gemessener Wert im Schlafbereich 
0,000027
Durchschnittswert im Schlafbereich
0,00058
 
Anmerkung: Bis auf eine Ausnahme hatten die vermessenen Wohnungen eine Entfernung zum Sendemast von ca. 100 - 400 Metern.

Vergleicht man die Meßergebnisse mit dem derzeit in der Bundesrepublik verbindlichen Grenzwert für die Allgemeinbevölkerung, der nach 26. BImSchV (Bundesimmissionsschutzverordnung) für das D-Netz etwa 470 µW/cm2 beträgt, so ergibt sich im Freien eine Unterschreitung um mindestens den Faktor 10.000. In den Wohnungen wird der Grenzwert durchschnittlich sogar nur zu etwas mehr als einem Millionstel erreicht. Somit wird auch das, von einigen besonders kritisch eingestellten Wissenschaftlern und Gruppierungen aus Vorsorgegründen geforderte deutliche Unterschreiten der gesetzlichen Grenzwerte beim Mobilfunk gewährleistet.

Die hier gefundenen Leistungsflußdichtewerte sind nach Erfahrung der Durchführenden typisch für derartige Mobilfunksender und können in der Größenordnung durchaus auf andere, vergleichbare Standorte übertragen werden.

Messungen bei ähnlichen Anlässen zeigen, daß die meist viel weiter entfernten Sender für Rundfunk- und Fernsehversorgung am Meßort häufig höhere Feldstärken erzeugen, als die lokal vorhandenen Mobilfunkstationen.

Die Messungen bestätigen auch immer wieder die Tatsache, daß das Signal einer Mobilfunk-Basisstation in seinem zeitlichen Verlauf nicht mit der 217-Hz-Pulsung eines Handys vergleichbar ist. Diese Tatsache dürfte Kennern des GSM-Mobilfunkstandards sowieso bekannt sein.

Eine weitere, häufig von Betroffenen gestellte Frage, bezieht sich auf die Intensität der elektromagnetischen Felder im Inneren von Gebäuden beziehungsweise in unmittelbarer Nachbarschaft, wenn die Mobilfunkantenne direkt auf einem Hausdach installiert ist.

Zur Klärung dieser Fragestellung wurden vom Autor in den letzten Jahren ebenfalls umfangreiche eigene Messungen durchgeführt, um auch für solche Fälle auf repräsentative Resultate zurückgreifen zu können. Folgende Tabelle gibt exemplarisch einige typische Ergebnisse derartiger Untersuchungen wieder:
 
Situation
Leistungsflußdichte
Bauernhaus, ca. 10 m hoch; je ein E-und ein D-Netz-System auf dem Dachfirst installiert 
0,05 µW/cm2
(im Freien, ca. 10 m vom Haus entfernt)
Wohnhaus mit einer E-Netz-Antenne auf dem Dach 
0,016 µW/cm2 
(im Dachboden)
0,0006 µW/cm2 
(im Schlafzimmer, 1. Stock)
8-stöckiges Hochhaus mit E-Netz-Antenne auf dem Dach 
0,006 µW/cm2
(Wohnung im obersten Stock)
 
Alle bisher durchgeführten Messungen widerlegen in deutlicher Weise die Behauptung, bei Wohnungen in der unmittelbaren Umgebung von Mobilfunksendern würden "hohe Feldstärkeintensitäten" auftreten. Die gesetzlichen Grenzwerte werden so stark unterschritten, daß selbst den strengen Vorsorgeforderungen, die von einigen besonders kritisch eingestellten Wissenschaftlern und Gruppierungen vertreten werden, Genüge getan ist.

Dipl.-Ing. Matthias Wuschek
Fakultät für Elektrotechnik
Universität der Bundeswehr München
 
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Epidemiologie

 
Kritik an NCI-Studie

Die Schlußfolgerungen aus einer Studie von Mitarbeitern des renommierten nationalem Krebsinstituts in den USA zur Assoziation von EMF und Kinderkrebs, sind international unter Beschuß geraten. Die Autoren schlossen aus ihren Ergebnissen, daß kein Zusammenhang zwischen der Stärke der häuslichen niederfrequenten elektromagnetischen Felder und der Entwicklung einer Kinderleukämie bestehe.

Die Studie von Dr. Martha S. Linet und Kollegen vom NCI (National Cancer Institute) in Bethesda/USA mit 638 leukämiekranken Kindern war Anfang Juli im New England Journal of Medicine publiziert worden (Elektrosmog-Report, August 1997). Man habe ein "leicht erhöhtes, aber statistisch nicht signifikantes Risiko" für akute lymphatische Leukämien bei Kindern mit einer häuslichen Belastung von mehr als 0,2 Mikrotesla im Vergleich zu gering belasteten Kindern gefunden. Es habe sich kein statistisch gesicherter Trend für ein erhöhtes Risiko mit zunehmender Belastung gefunden. Die Studie wurde von den Autoren als Beleg für einen fehlenden Zusammenhang zwischen Kinderleukämie und niederfrequenten elektromagnetischen Feldern gewertet.

Dr. Edward Campion forderte in einem Editorial derselben Ausgabe der Zeitschrift gar ein Ende der Forschung zu diesem Thema: "Es ist Zeit, die Verschwendung unserer Forschungsmittel zu stoppen. Wir sollten sie wieder einer Forschung zuführen, die in der Lage ist, die wirklichen biologischen Ursachen" von Kinder-Leukämie aufzudecken. Die Studie fand einige Resonanz in der Presse, die diesen Tenor aufgriff: "Kinder sind nicht gefährdet - Amerikanische Studie räumt Zweifel aus" (Die Welt, 25. Juli 1997).

Die Schlußfolgerung der NCI-Forscher wurde von einer Anzahl Forscher geteilt, andere zeigten sich überrascht. So meinte beispielsweise Richard Stevens von den Battelle Pacific Northwest Labs in Richmond/USA: "Es ist verblüffend, wie ein Epidemiologe sich die Daten des NCI-Papiers anschauen und dann sagen kann, es ist völlig negativ." Er wird unterstützt von Nancy Wertheimer, die die drei ersten Studien zur Kinderleukämie geleitet hatte, und David Savitz von der Universität von North Carolina, der ebenfalls zu diesem Thema publiziert hat. "Die Daten weisen auf einen Trend hin," wird Anders Ahlboom vom Karolinska Institut in Stockholm/Schweden zitiert.

Die Kritik konzentriert sich auf zwei methodische Aspekte:

  1. Die Studie hatte bei der Berechnung des Trends einen sogenannten zweiseitigen statistischen Test angewendet, der im allgemeinen dann angewandt wird, wenn die Richtung des erwarteten Trends offen ist. Die Eingangshypothese der Autoren war allerdings, daß das Risiko mit zunehmender Belastung zunehmen würde. In diesem Fall hätte jedoch ein einseitiger Test Anwendung finden müssen, meint Stevens und erhält Unterstützung von Robert Tarone vom EMF-Programm von Kalifornien. Die Irrtumswahrscheinlichkeit hätte sich dann von 9 % auf 4,5 % halbiert und der Trend wäre damit auf dem üblichen 5 %-Signifikanzniveau statistisch signifikant gewesen.
  2. Bei einer Belastung von mehr als 0,2 Mikrotesla war das Risiko für die Entwicklung einer Kinderleukämie nicht signifikant um 24%, bei einer Belastung von mehr als 0,3 Mikrotesla jedoch signifikant um 73% erhöht. Das zweite Ergebnis war im Rahmen einer explorativen Analyse aufgefallen, diese Grenze war also vorher nicht festgelegt worden. Savitz weist daraufhin, daß bei einem vor Beginn der Studie festgelegten Schwellenwert von 0,3 Mikrotesla das Ergebnis der Studie anders gelautet hätte. Es erscheint jedoch auch jetzt recht abenteuerlich, aufgrund der erhobenen Daten einen Zusammenhang zwischen EMF und Kinderleukämie völlig zu negieren.
In einem Kommentar des Ständigen Komitees für Epidemiologie der ICNIRP (Internationale Kommission zum Schutz vor nicht-ionisierender Strahlung) heißt es, daß die NCI-Befunde für die gemessenen Felder eine positive Assoziation andeuteten. Im Gegensatz zum Editorial im New England Journal of Medicine meint das Expertengremium des ICNIRP, daß die NCI-Resultate "einige Rechtfertigung für weitere Studien liefern."

Martin Blanck von der Columbia Universität von New York, Präsident der Bioelectromagnetics Society von 1997-1998, empfahl dem New England Journal of Medicine, die Wahl der Mitglieder zur Überprüfung der Artikelqualität und insbesondere die Wahl der Kommentatoren zu überdenken. "Dr. Campions inkompetente Beherrschung bioelektromagnetischer Grundlagen ist offensichtlich."

Quellen:

  1. Campion, E. W.: Power lines, cancer, and fear [editorial; comment]. N. Engl. J. Med. 337, 44-46 (1997).
  2. Linet, M. S., et al.: Residential exposure to magnetic fields and acute lymphoblastic leukemia in children. N. Engl. J. Med. 337, 1-7 (1997).
  3. NCI dismisses leukemia risk for children living near power lines. Microwave News 17 (4), S. 1, 10-12 (1997).
  4. Postscripts to the NCI Study. Microwave News 17 (5), S. 6 (1997).
 
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Bekannter Epidemiologe
zu geringen Risiken

In einem Kommentar zu Studien, die einen schwachen Zusammenhang zwischen zwei Parametern finden, wies Sir Richard Doll, der bekannteste Epidemiologe Großbritanniens, im Radiological Protection Bulletin, das von der NRPB (National Radiological Protection Board, britische Strahlenschutzbehörde) herausgegeben wird, auf die mögliche Bedeutung solcher Ergebnisse hin. Zusammenhänge mit niedrigen relativen Risiken könnten "sozial von großer Bedeutung sein" und "wichtige Möglichkeiten für die Verbesserung der öffentlichen Gesundheit bieten". Ein Beispiel sei der Zusammenhang zwischen elektromagnetischen Feldern (EMF) und Krebs.

Schwache Zusammenhänge seien meistens zufälliger Natur, basierten auf systematischen Fehlern oder dem Einfluß weiterer Einflußgrößen. Sie spiegelten im allgemeinen nichts Wichtiges wider. Er warnte allerdings, daß diese Tatsache "Wasser auf die Mühlen jener Propagandisten seien, die, aus welchen Gründen auch immer, eine schwache Assoziation zu diskreditieren suchen, welche nahelege, daß ein bestimmtes Produkt gefährlich sein könne".

Er nahm eine EPRI (Electric Power Research Institute) - Metastudie von Arbeitsplatzstudien, die eine Erhöhung der Hirntumorrate um 10% bei erhöhter elektromagnetischer Belastung nachwies, "als ein Modell für das, was mit publizierten epidemiologischen Daten getan werden könne". Wenn einige wenige weitere große Arbeitsplatzstudien ein erhöhtes Risiko zeigten, so "könnte dies für eine starke Schlußfolgerung mit einem Handlungsbedarf ausreichen, selbst wenn es keinen plausiblen Mechanismus dafür gäbe, wie die Felder diese Erkrankung auslösen". In ähnlicher Weise äußerte sich Doll zum Thema Kinderleukämie und elektromagnetische Felder.

Doll war der erste Epidemiologe, der in den fünfziger Jahren einen Zusammenhang zwischen Tabakrauchen und Lungenkrebs annahm, lange bevor die biologische Wirkungsmechanismen geklärt waren.

Quelle: Microwave News 17 (5), S. 2 (1997).
 
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Fragebogen zum Phänomen der Elektrosensibilität

Sind elektromagnetische Felder, wie sie etwa in der Nähe von Elekroinstallationen, elektrischen Haushaltsgeräten, Hochspannungsleitungen und Sendeanlagen auftreten, mögliche Verursacher von Befindlichkeitsveränderungen bis hin zu schweren Krankheitsbildern?

Am Fachbereich Statistik der Universität Dortmund läuft derzeit eine Untersuchung, in der in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis für Elektrosensible e.V., Bochum, dieser Frage nachgegangen wird. Mit dem umfangreichen Fragebogen - 38 Fragen auf 12 Seiten - "soll Ihre eigene Einschätzung in Bezug auf Ihre Belastung durch elektromagnetische Felder, .... , sowie die Selbsteinschätzung Ihrer Befindlichkeit erfaßt werden".

Die Umfrage findet unter den Vereinsmitgliedern des Arbeitskreises für Elektrosensible "sowie weiteren Personen, die in Kontakt zum Arbeitskreis stehen oder gestanden haben".

Elektrosensible, die noch an der Umfrage teilnehmen möchten, wenden sich bitte an:

 
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Layout: Datadiwan eMail: webmeister@datadiwan.de