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Jubiläum
Vier Jahre
Elektrosmog-Report
Der Elektrosmog-Report feiert
mit der Aprilausgabe seinen fünften Geburtstag: Im April 1995 erschien die erste
Ausgabe. Seit nunmehr vier Jahren berichten Wissenschaftler des nova-Instituts
monatlich über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, politische
Entwicklungen, technische Neuheiten und Verbraucherschutz. Dazu kamen
Übersichten und Analysen sowie Beiträge von Fremdautoren unterschiedlicher
Fachrichtungen.
Wir möchten uns bei unseren Lesern für das anhaltende und
wachsende Interesse an unserer Fachzeitschrift bedanken. Über 1.000 Abonnenten bilden eine solide finanzielle Basis und stellen sicher,
dass die Informationen des Elektrosmog-Reports den größten Teil
aller Elektrosmog-Interessierten im deutschsprachigen Raum erreichen. Anlässlich
des 4-Jahre-Jubiläums möchten wir den Elektrosmog-Report mit
einem neuen Layout
optisch attraktiver gestalten. Wir hoffen, dass Ihnen das neue Erscheinungsbild
gefällt!
Des Weiteren möchten wir darauf hinweisen, dass Beiträge von Fremdautoren weiterhin herzlich willkommen
sind! Wenn Sie zu einem wissenschaftlichen, technischen, politischen oder
verbraucherschutzorientierten Thema arbeiten und Ihre Ergebnisse publizieren
möchten, so freuen wir uns auf Ihre Zuschrift. Bislang haben bereits über 20
Wissenschaftler und Techniker Ihre aktuellen Ergebnisse und Einschätzungen im
Elektrosmog-Report veröffentlicht.
Schließlich haben wir das Jubiläum zum
Anlass genommen, EMF-Experten aus dem deutschsprachigen Raum um ein Statement
bzw. einen Diskussionsbeitrag zu bitten:
Was waren Ihrer Meinung nach im Bereich EMF / EMVU / Elektrosmog die wichtigsten neuen Erkenntnisse und neuen
Entwicklungen in den letzten fünf Jahren?
Die
Anzahl der Rückmeldungen war überwältigend. Oft enthielten die Zuschriften
zusätzlich Glückwünsche und anerkennendes Lob, über die wir uns sehr gefreut
haben und für die wir uns herzlich bedanken. Im Folgenden finden sie die
Diskussionsbeiträge in – von wenigen Ausnahmen abgesehen – vollständiger Länge.
Wir danken allen Autoren recht herzlich für ihre Mühe bei der Abfassung der
Beiträge.
Wir wünschen allen Lesern und Leserinnen, dass sie auch zukünftig
die für Sie wichtigen Informationen im Elektrosmog-Report finden!
Ihr Redaktionsteam
Dipl.-Phys. Michael Karus, Dr. med. Franjo Grotenhermen
und Dr. rer nat. Peter Nießen
Die wichtigsten neuen Erkenntnisse und Entwicklungen der letzten fünf Jahre
Die Beiträge in alphabetischer Reihenfolge der Nachnamen:
Prof. Dr. Jürgen H. Bernhardt, ICNIRP-Vorsitzender
Aus Sicht der Internationalen Kommission zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung (ICNIRP):
Der Elektrosmog-Report feiert sein fünfjähriges
Bestehen. Ein durchaus stolzes Jubiläum für die journalistische Betätigung in
einer noch relativ jungen Umweltdebatte, die auf großes Interesse der
Bevölkerung stößt. Durch Ihre Existenz zeigen Sie den kontinuierlichen Bedarf an
wissenschaftlicher Beschäftigung mit dem Thema EMVU auf und tragen ihm Rechnung.
Das Technologiezentrum der Deutschen Telekom AG hat durch sein
Forschungsprogramm zur EMVU ein breites wissenschaftliches Fundament gelegt, auf
das Sie seit den Kindertagen des Elektrosmog-Reports zugreifen können. In der
Wertung unserer und anderer Ergebnisse lagen und liegen wir auseinander, aber
die Diskussion hat sich versachlicht. Allerdings haben wir – so mein Eindruck –
das Potential zur Zusammenarbeit, und besonders zum Konsens, noch nicht
ausgeschöpft. Auch daran müssen wir in den nächsten Jahren arbeiten.
Allen in der EMVU-Debatte Beteiligten sollte dabei noch mehr bewußt
sein, daß es wissenschaftliche Erkenntnis ist, die das Fundament
und die Entscheidungsgrundlage für politisches und gesellschaftliches
Handeln bildet. Dies zwingt auch den wissenschaftlichen Journalisten zu
besonderer Sorgfalt. Dennoch steht für den Elektrosmog-Report – wie
für die Deutsche Telekom AG – Mensch und Umwelt dort, wo sie richtigerweise
sein sollen: im Zentrum unseres Denkens und Handels.
Dr.-Ing. Gisbert Gralla, Ing.-Büro Dr. Gralla,
Elektromagnetische Umweltverträglichkeit,
Bad-Endorf
Zunächst fällt auf, daß neue Erkenntnisse äußerst rar
sind und sich auf ganz wenige Einzelstudien beschränken (Repacholi 1997,
Schwarzenburg-Studie 1995). Besonders in Erinnerung geblieben ist dabei ein
Treffen der ICNIRP in Neuherberg 1996, auf dem die Mehrzahl der geladenen
Wissenschaftler nicht über Erkenntnisse referierte, sondern darüber, was Sie
sich an Erkenntnissen wünschen würden.
Eine positive Konsequenz hieraus sind
immerhin einige interessante Überlegungen zum Thema Risikowahrnehmung gewesen,
unter anderem auch, daß "gesicherte Erkenntnisse" zur Festlegung von Grenzwerten
gar nicht erforderlich sind, sondern daß Grenzwerte eine politische Entscheidung
darüber darstellen, welches Risiko (beim gegebenen Wissensstand) die Bevölkerung
zu tragen bereit ist.
An positiven Entwicklungen ist ferner festzuhalten, daß sich in
Deutschland eine Gruppe von Fachleuten gebildet hat, die elektromagnetische
Felder weder für die Wurzel allen Übels und das Böse schlechthin
halten, noch die Ängste eines Teiles der Bevölkerung mit der
Bemerkung abtun, Körpererwärmung könne ja auch positiv sein.
Prof. Dr. Günter Käs,
Ingenieurbüro für Radarmeßtechnik, Pfaffenhofen
Besonders bemerkenswert in den letzten fünf Jahren erschien mir bei der Entwicklung der Bewertung der EMVU-Problematik
Die wichtigste Entwicklung der letzten fünf Jahre war m.E. die zielgerichtete Erforschung des Phänomens "Elektrosmog". Die Forschung sollte der Politik belastbare Daten zur Verfügung stellen, damit auf dieser Grundlage verbindliche Grenzwerte festgelegt und gesetzliche Regelungen initiiert werden können. In Deutschland trat aufgrund dessen die "Verordnung über elektromagnetische Felder" am 1. Januar 1997 in Kraft. Außerdem liegt seit Juni 1998 auf europäischer Ebene der "Vorschlag für eine Empfehlung des Rates zur Begrenzung der Exposition der Bevölkerung durch elektromagnetische Felder 0 Hz - 300 GHz" vor, mit dem die neue ICNIRP-Richtlinie umgesetzt werden soll. Damit wird für den gesamten EU-Bereich eine einheitliche Basisempfehlung ausgesprochen. Auch wenn diese Regelungen noch nicht ausreichend sind, so bietet sich jetzt die Chance, auf europäischer und nationaler Ebene den Gesundheitsschutz der Bevölkerung zu verbessern. Die Empfehlungen müssen weiter konkretisiert und der Vorsorgegesichtspunkt muß stärker berücksichtigt werden. Die in der deutschen Verordnung für den HF-Bereich von 0,1 MHz bis 10 MHz fehlenden Grenzwerte müssen umgehend in die Verordnung aufgenommen werden.
Wilhelm Krahn-Zembol,
Rechtsanwalt, Wendisch Evern
Anfang der 90er Jahre haben wir in vielen Präzedenzverfahren zahlreiche Aspekte potentieller Langzeitgesundheitsgefährdungen eingebracht, welche durch die damals noch ausschließlich angewendete DIN 0848 bei Betrieb EMF-emittierender Anlagen und Geräte nicht hinreichend berücksichtigt erschienen. In den letzten fünf Jahren sind leider in einer Vielzahl von Einzelfällen athermische Schädigungen eingetreten. Ein ausreichendes Wissen zur Vermeidung dieses Leidens war deshalb von Anfang an vorhanden, wurde aber wie in anderen Technikbereichen nicht ausreichend und nicht rechtzeitig genug beachtet.
Betrachtet man die Forschungsanstrengungen, die in den
letzen Jahren weltweit durchgeführt wurden, so ist schon bemerkenswert, daß sich
die Erkenntnislage kaum verändert hat. Auch wenn von einigen Effekten immer
wieder zu hören ist, ändert sich an der Gesamteinschätzung über
elektromagnetische Felder nur wenig. Viele dieser Effekte können aufgrund
unzureichender Dokumentation und Reproduktion nicht berücksichtigt werden.
Dennoch fordern Kritiker des Mobilfunks eine Absenkung der Grenzwerte
um immer größere Faktoren. Fakt ist, daß Mobilfunksendeanlagen
aufgrund der Technikverbesserungen, dort wo sich Menschen aufhalten können,
die gesetzlichen Grenzwerte bereits um mehrere Größenordnungen
unterschreiten. Aber gerade die Sendeanlagen sind Auslöser vieler
Diskussionen um mögliche Wirkungen auf den Menschen – und damit, rein
rational betrachtet, als potentielle Risikoquelle gegenüber anderen
technischen Einrichtungen deutlich überbewertet. Für die Zukunft
wünschenswert wäre deshalb, daß gerade die Wissenschaft
deutlicher kommuniziert, was wissenschaftlich bestätigt und was nur
Hypothese oder gar Spekulation ist. Sonst bleibt am Schluß nur die
Einschätzung, wie sie Montaigne bereits vor über 400 Jahren hatte:
"Die Menschen (...) werden von den Meinungen gequält, die sie von
den Dingen hegen, und nicht von den Dingen selbst."
Dr. H.-Peter Neitzke, ECOLOG-Institut, Hannover
Der Vorsorgegedanke hat verstärkt Eingang gefunden in
die Diskussion über mögliche Auswirkungen elektromagnetischer Felder und
Schutzmaßnahmen (s. deutsche Diskussion um Vorsorgeregelungen im Zusammenhang
mit der Verabschiedung der 26. BImSchV und Vorstoß des Umwelt-Ausschusses des
Europa-Parlaments).
Im Forschungsbereich ist eine deutliche Zunahme der
europäischen Anstrengungen zu verzeichnen, sowohl in Bezug auf die
Bereitstellung von Forschungsmitteln als auch bei der tatsächlichen Forschung.
Es wurden mehrere methodisch deutlich verbesserte und damit
aussagekräftigere epidemiologische Untersuchungen zu möglichen gesundheitlichen
Auswirkungen elektromagnetischer Expositionen im Niederfrequenzbereich
durchgeführt (Krebserkrankungen, neurodegenerative Erkrankungen wie
Alzheimer-Krankheit und Amyotropische Lateralsklerose sowie
Herz-Kreislauf-Erkrankungen).
Die Aussagekraft experimenteller
Untersuchungen insbesondere im Niederfrequenzbereich wurde durch die
erfolgreiche Replikation einiger Experimente verbessert.
Die Zahl der
Untersuchungen zu den Auswirkungen getakteter HF-Felder (Mobilfunk) ist zwar
noch gering, es liegen jedoch bereits einige aussagekräftige Studien vor (z.B.
zur krebspromovierenden Wirkung bei Nagetieren sowie zu Auswirkungen auf
Gehirnpotentiale und Lernvermögen).
Einige Hersteller von Mobilfunk-Endgeräten arbeiten intensiv an
der Entwicklung von Handys, die die NutzerInnen geringer belasten. Bei
einigen Betreibern von Mobilfunknetzen wächst die Bereitschaft, Vorbehalte
von potentiellern AnwohnerInnen neuer Anlagen ernst zu nehmen und Aspekte
der Gesundheitsvorsorge bei der Netz- und Anlagenplanung zu berücksichtigen.
Dipl.-Ing. Gerhard Niemann, Selbsthilfeverein für Elektrosensible e.V., München
Vor 5 Jahren bewegten wir uns "unter uns". In der
Zwischenzeit hat die Bewußtseinsbildung auf breiter Ebene zugenommen:
– Es
gibt einen – beginnenden – Dialog mit Betreibergesellschaften und Herstellern,
nachdem offensichtlich "doch etwas dran sein muß an der
Gesundheitsbeeinträchtigung der EMF" – entgegen den verharmlosenden Äußerungen
offizieller Stellen. Denn: Betroffene Menschen werden vorstellig bei den
Verursachern.
– Die Medien haben sich des Themas angenommen. TV-Sendungen
wurden laufend besser. Pro und Contra sind heute recht gut ausgewogen.
– In
der Medizin wird der Ruf nach einem Paradigmawechsel laut: Verlassen der
mechanistischen Betrachtungsweise, der monokausalen Beziehung; Hinwendung zum
Systemverständnis, zur ganzheitlichen Erfassung.
– Die Zahl der
praktizierenden Ärzte, die sich neuer Methoden bedienen und uns gerecht werden,
hat erfreulich zugenommen.
Nur gewisse Institute und das Bundesamt für Strahlenschutz stehen
nahezu unverändert der Realität fern – oder weiß man schon,
man will/darf es nur nicht sagen?
Dr. rer. nat. Olaf Plotzke, Forschungsgesellschaft für Energie und Umwelttechnologie GmbH, Berlin
Die wichtigste Entwicklung der letzten fünf Jahre war die Verabschiedung der 26. Verordnung zum Bundes-Immissionsschutzgesetz, mit der erstmals in Deutschland gesetzlich verbindliche Grenzwerte für elektromagnetische Felder vorgegeben wurden.
Dipl.-Ing. Holger Oetzel,
Institut für Umweltkrankheiten, Bad Emstal
Das Gebiet des Elektrosmogs hat sich in den letzten Jahren zu einem eigenständigen Markt entwickelt. Dies gilt sowohl für die Industrie, private Haushalte wie auch für die Medizin. In den letzten Jahren wurde viel gemessen, begutachtet und saniert. Aufgrund der hohen Präsenz dieses Themas in den Medien konnte sich kaum jemand der Thematik entziehen. Elektrosmoggutachter sind überall anzutreffen. Die Aussagen über die Gefährlichkeit der Strahlen variieren sehr stark. Was einerseits als fast tödlich angesehen wird, ruft auf anderer Seite nur Unverständnis bzgl. mangelnder Sachkenntnis hervor. Ein wenig Licht in diese Grauzone brachten viele Publikationen auf Forschungsebene. So ist als eine der wichtigsten Entwicklungen der letzten Jahre die Zunahme des Interesses der verschiedenartigsten Medien an diesem Thema zu nennen. Durch derartige Aufklärung verunsichert, können sich auch große Industriekonzerne allein durch Abwiegeln und Theoretisieren nicht aus der Verantwortung stehlen und vergeben mittlerweile Forschungsaufträge an unabhängige Institute.
Dr. Lebrecht von Klitzing, Medizinphysiker,
Medizinische Universität zu Lübeck
Eine zunehmende Anzahl von Erkrankungen mit teilweise
massiven gesundheitlichen Beeinträchtigungen in Zusammenhang mit GSM- und
DECT-Telekommunikationsanlagen zeigt, daß die derzeitige
ICNIRP-Grenzwertregelung für gepulste HF-Felder nicht ausreicht. Vielmehr wird
an diesen technischen Grenzwerten festgehalten, wonach ein biologischer Effekt
nur über den Energieeintrag erklärt wird, mit den möglichen Folgen einer
kritischen Temperaturerhöhung oder Nervenreizung.
Es ist die strenge
Periodizität der Modulation (GSM/DCS: 217 Hz), die offensichtlich die
Bioregulation irritiert. Damit spielt nicht mehr die Leistung des HF-Trägers die
alleinige Rolle bei der Bewertung, sondern die Modulationsart. Hier muß aber
auch die hausgemacht Elektrosmog-Quelle des schnurlosen Telefons nach dem DECT-
bzw. GAP-Systems gesehen werden. Diese Anlagen senden ununterbrochen die
100-Hz-Modulation, unabhängig davon, ob telefoniert wird oder nicht. Die Folge:
Schlaflosigkeit, Konzentrationsstörungen, Aggressivität bis hin zum veränderten
Blutbild. Insbesondere Kinder sind bis hinein in die Nachbarwohnung betroffen.
Biologische Wirkungen sind noch bis 10 m Abstand von der DECT-Basisstation
nachgewiesen worden, was einer immittierten Leistungsdichte von ca. 100
Mikrowatt/m2 entspricht. Dieser biologisch eindeutig kritische
Wert sollte bei der Immission durch gepulste Felder nicht überschritten
und als Maßstab bei weiteren Emittenten angesetzt werden. Die Realisierung
ist keineswegs utopisch, wenn darauf verzichtet wird, weiterhin in Wohngebieten
Sendeanlagen zu installieren und der einzelne schon beim Kauf eines entsprechenden
Telefons über mögliche biologische Gefahrenmomente informiert
wird.
Dr. rer. nat. Ulrich Warnke,
Universität des Saarlandes, Saarbrücken
Nach 18monatiger Arbeit einer international besetzten
Kommission von Experten kommt im Juni 1998 das Nationale Institut für
Umweltgesundheitswissenschaften, USA (National Institute of Environmental Health
Sciences NIEHS) zu folgendem Schluß: "Elektromagnetische Felder (Emfs) sind
mögliche Karzinogene für den Menschen". Grundlage für das Bewertungsverfahren
waren die Richtlinien der Internationalen Agentur für Krebsforschung
(International Agency for Research on Cancer IARC). Mit dieser Einstufung
rangiert das elektromagnetische Feld in der gleichen Kategorie wie Chloroform,
DDT, Blei, PBB's, Tetrachlorkohlenstoff.
Nach 9jähriger Arbeit des vom
US-Kongreß beauftragten Sicherheitsrates (National Council on Radiation
Protection and Measurements NCRP), wobei sämtliche wissenschaftlich relevanten
Untersuchungen zum Thema kritisch bewertet wurden, empfiehlt 1995 der Ausschuß
(bestehend aus Epidemiologen, Gesundheitsexperten, Molekular- und Zellbiologen
und Ingenieuren von Stromversorgungsunternehmen) einen Grenzwert bei
niederfrequenten Magnetfeldern von 0,2 Mikrotesla (derzeitige Grenzwert 100
Mikrotesla, früher 400 bzw. 5000 Mikrotesla). Der NCRP tritt dafür ein, diesen
niedrigen Grenzwert ab sofort beim Bau von Kindertagesstätten, Schulen und
Kinderspielplätzen ebenso wie bei der Errichtung neuer Stromversorgungsleitungen
zu beachten.
Da der Mensch ohne Zweifel für seinen eigenen Aufbau und seine
Funktion die gleiche Qualität von elektromagnetischen Kräften verwendet, wie die
außerhalb des Menschen technisch etablierten elektromagnetischen Kräfte, deshalb
ist eine Beeinflussung unumgänglich. Die Verträglichkeit ist noch nicht
ausreichend erforscht worden und wird von uns mit Hilfe einer vergleichenden
Quantenenergie-Betrachtung neu recherchiert.
Angestellte, die seit mehr als
einem Jahr in einem Labor mit vergleichsweise hoher magnetischer Flussdichte
arbeiteten, wiesen eine Verschlechterung vegetativer Größen wie Reizbarkeit,
Depression, Libido und psychische Erschöpfung sowie zum Teil signifikante
Veränderungen von Immunparametern auf. Diese Beobachtungen bestätigen
tierexperimentelle Studien, nach denen eine chronische Exposition mit
elektromagnetischen Feldern die Funktion des Immunsystem beeinträchtigen
kann.
Elektromagnetische Felder werden mit verschiedenen neurovegetativen
Beschwerden in Zusammenhang gebracht (Leitgeb 1998). So stehen sie beispielsweise
im Verdacht, Depressionen zu induzieren (Wilson 1998). Eine kausale Beziehung
ist allerdings meistens schwer herzustellen und auch der Wirkungsmechanismus
ist unklar. Störungen des Melatoninhaushaltes könnten zum Teil
für solche Effekte verantwortlich sein. Auch Stress ist in der Lage,
solche Symptome hervorzurufen. Stress kann sich gleichzeitig auch ungünstig
auf das Immunsystem auswirken, so dass ein Nebeneinander von neurovegetativen
und immunologischen Veränderungen ein Indiz für eine Stressreaktion
des Organismus auf elektromagnetische Feldern sein könnte.
Beeinflussung von Neurovegetativum
und Immunsystem beim Menschen
In einer französischen Studie wurden 13 Personen untersucht, die
seit 1 bis 5 Jahren in einem Labor arbeiteten, dass über einem elektrischen
Transformator, einer Hochspannungsleitung und einem Generator lag (Bonhomme-Faivre
1998). Die magnetische Flussdichte betrug unmittelbar über dem Fußboden
1,2 bis 6,6 µT (Mikrotesla) und 1,5 Meter über
dem Boden 0,3 bis 1,5 µT. Zwei Personen arbeiteten
täglich acht Stunden im Labor und die übrigen 11 sowohl im Labor
als auch in anliegenden Büros mit geringeren Expositionsstärken
zwischen 0,1 und 0,3 µT. Diese 13 Personen wurden hinsichtlich
verschiedener Parameter mit 13 normal exponierten Personen aus dem gleichen
Unternehmen mit gleicher Altersstruktur und Geschlechtsverteilung verglichen.
Die Untersuchung umfasste zwei Teile:
Abbildung 1: Häufigkeit einiger subjektiver Störungen (0 = nie, 1 = manchmal, 2 = oft, 3 = sehr oft). Die mit einem Sternchen markierten weisen einen signifikanten Unterschied zwischen den EMF-Exponierten und den Kontrollen auf .
Abbildung 2: Verlauf der Zahl der Leukozyten (=
weiße Blutkörperchen) pro Milliliter und der Untergruppe der
Neutrophilen (=neutrophile Granulozyten) bei einer Person, die chronisch
einem magnetischen Feld ausgesetzt war, über 72 Monate. Nach 40 und
49 Monaten wurde die Exposition jeweils ausgesetzt oder beendet:
0 Monate: vor der
Exposition; 40 Monate: Stop der Exposition;
40,7 Monate: erneute
Exposition; 49 Monate: endgültiger Stop der Exposition
Die EMF-Exponierten schnitten im Fragebogen bei den folgenden Parametern
deutlich schlechter ab: körperliche Müdigkeit, psychische schnelle
Erschöpfbarkeit (Asthenie), Lipothymie, verminderte Libido, Melancholie,
depressive Tendenz und Reizbarkeit.
Bei den beiden Personen, die täglich acht Stunden in dem Raum mit
einer magnetischen Flussdichte zwischen 1,2 und 6,6 µ
T arbeiteten, wurde eine Verminderung der Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen
(=Leukopenie) und eine Verminderung der Zahl einer Untergruppe, der neutrophilen
Granulozyten (=Neutropenie), ermittelt. Innerhalb von 20 Stunden normalisierten
sich die Werte wieder. Kurz nachdem sie wieder in dem belasteten Labor
arbeiteten, trat bei einem der beiden wieder eine Leukopenie und Neutropenie
auf. Die Fluktuationen der Leukozyten- und Neutrophilenzahl dieser Person
über 66 Monate sind in der Abbildung 1 dargestellt. Beide Personen
verließen schließlich dauerhaft das Labor und haben nun normale
Blutwerte. Die Normalisierung der Werte nach Beendigung der Exposition
unterstützt nach Ansicht der Forscher sehr stark die Annahme, dass
der Beginn der Störungen auf die elektromagnetischen Felder zurückzuführen
sei.
Tabelle: Gesamtzahl der Lymphozyten, der Untergruppen von Lymphozyten
und der NK-Zellen pro Milliliter
Mittelwert ± SD | |||
Parameter |
Exponierte (n= 13)</P>< /P> | Kontrollen (n= 13)</P>< /P> |
Signifikanz |
Lymphozyten | 1.709 ± 489 | 2.221 ± 516 | p < 0,05 |
CD2 | 1.395 ± 412 | 1.896 ± 468 | p < 0,05 |
CD3 | 1.159 ± 406 | 1.714 ± 409 | p < 0,01 |
CD4 | 706 ± 351 | 1.095 ± 218 | p < 0,05 |
CD8 | 472 ± 198 | 600 ± 249 | nicht signif. |
CD19 | 224 ± 88 | 246 ± 117 | nicht signif. |
NK | 379 ± 122 | 276 ± 83 | p < 0,05 |
SD = Standardabweichung; NK = natürliche Killerzellen
Abbildung 3: Gesamt der Lymphozyten, der Untergruppen von Lymphozyten und von NK-Zellen pro Milliliter. Signifkanzen sind mit einem Sternchen (*) markiert.
In der exponierten Gruppe war die Gesamtzahl der
Lymphozyten sowie die Zahl der CD2-, CD3- und CD4-Lymphozyten signifikant
vermindert und die Zahl der natürlichen Killerzellen signifikant vermehrt. 7
Exponierte hatten CD4-Werte und 6 Exponierte hatten CD3-Werte unterhalb des
Normalbereiches. 6 Teilnehmer wiesen uübernormale Werte von natürlichen
Killerzellen (NK-Zellen) auf.
Die Autoren der Studie berichten, dass sie nach dieser Entdeckung von
Störungen im Blutbild eine experimentelle Studie mit Mäusen durchführten.
Auch hier seien nach einer 20tägigen Exposition mit niederfrequenten
Feldern von im Mittel 5 Mikrotesla magnetischer Flussdichte signifikante
Verminderungen der weißen Blutkörperchen, der neutrophilen Granulozyten
und der Lymphozyten aufgetreten.
EMF-Wirkungen auf das Blutbild von Affen
Es liegen einige weitere Studien vor, nach denen bei Mäusen oder Ratten nach einer EMF-Exposition Immunparameter verändert waren. So fanden McLean und Kollegen (1991) eine Veränderung der Aktivität der natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) von Mäusen bei einer vergleichsweise starken Magnetfeldexposition von 2 Millitesla. In einigen Studien waren die Effekte auf das Immunsystem jedoch gering oder es fanden sich keine auffälligen Einflüsse (House 1996).
Krishna K. Murty und Kollegen aus San Antonio in Texas publizierten 1995 die bisher einzige Studie über immunologische Wirkungen eines elektrischen und magnetischen 60-Hz-Feldes auf Affen (Murty 1995). Sechs Paviane wurden 5 Wochen lang einem 50 µT starken Feld ausgesetzt. Gegenüber den Werten vor der Exposition nahm die Zahl der CD3- und die CD4-Lymphozyten signifikant ab (p < 0,05), ähnlich wie dies in der Studie mit den Laborangestellten beobachtet worden war. Ebenso nahm die CD8-Konzentration ab, jedoch war diese Verminderung ebenfalls wie in der zuvor vorgestellten Studie nicht signifikant. Zudem war die Bildung des Interleukin-2-Rezeptors vermindert. Interleukin ist ein Botenstoff zwischen Zellen und von immunologischer Bedeutung. In einer Folgeuntersuchung mit einer Kontrollgruppe und einer Exposition mit 100 µ T konnten die Ergebnisse nicht oder nicht in dieser Deutlichkeit bestätigt werden. Die Autoren bemerken, dass sich während der Expositionsphasen keine Verhaltensaufälligkeiten der Affen fanden. so dass die beobachteten immunologischen Veränderungen wohl nicht auf Stress zurückzuführen seien.
Zellstudien, Kalzium und Enzyme
In einer Anzahl von Studien mit immunkompetenten Zellen wie beispielsweise Lymphozyten und Makrophagen (=Fresszellen) fanden sich vielfältige Einflüsse unterschiedlicher Formen elektrischer und magnetischer Felder auf ihre Funktion. So wurde in einer jüngeren kanadischen Studie von Denis Flipo und Kollegen die Fressaktivität von Makrophagen und die Teilungsrate von Lymphozyten auf einen entsprechenden zur Teilung anregenden Reiz durch ein starkes statisches Magnetfeld von 25 bis 150 Millitesla vermindert (Flipo 1998). Diese verminderte Teilungsrate war mit einem vermehrten Kalziumeinstrom in die Lymphozyten verbunden.
Der intra- und extrazellulären Kalziumkonzentration bzw. dem Kalziumeinstrom in die Zelle kommt die Funktion einer Signalübermittlung zu. Seit längerem wird vermutet, dass die Beeinflussung der zellmembranvermittelten Kalzium-Signalfunktion bei den EMF-Effekten auf das Immunsystem beteiligt sein könnte (Wallaczeck 1992). Beispielsweise ist der Kalziumtransport durch die Zellmembran ein fundamentaler Schritt bei der Aktivierung von Lymphozyten. Auch bestimmte Enzyme, also Katalysatoren von chemischen Reaktionen in der Zelle, können durch elektromagnetische Felder beeinflusst werden. So wurden in einer Untersuchung Einflüsse eines 100 Mikrotesla starken 60-Hz-Feldes auf die Aktivität des Enzyms LYN-Kinase in bestimmten Lymphozyten untersucht (Dibirdik 1998). Dieses Enzym spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bei der zellulären Signalübermittlung. Die Aktivität dieses Enzyms wurde durch EMF innerhalb einer Minute um ein Vielfaches gesteigert, nach Aussage der Autoren ein Hinweis, dass elektromagnetische Felder wichtige regulatorische Prozesse in diesen Immunzellen beeinflussen können.
Fazit
Die Beeinträchtigung von Immunfunktionen könnte ein weiterer Baustein für die Erklärung von vermuteten oder beobachteten EMF-Effekten sein. Ein geschwächtes Immunsystem kann ebenso wie Störungen im Melatoninhaushalt sowohl verschiedene vegetative Symptome wie etwa eine schnelle Ermüdbarkeit als auch eine Zunahme der Krebsinzidenz erklären. Auf der zellulären Ebene beeinflussen elektromagnetische Felder verschiedene Prozesse der Signalübermittlung, deren klinische Relevanz für Expositionen wie sie im häuslichen oder beruflichen Umfeld auftreten können, noch nicht geklärt ist. Die Autoren der eingangs vorgestellten französischen Studie warnen vor einer Überinterpretation ihrer Beobachtungen am Menschen. Diese müssten erst in größeren Studien überprüft werden. Bemerkenswert sind allerdings einige Übereinstimmungen mit einer früheren Studie an Affen.
Literatur:
Impressum
–
Elektrosmog-Report im Strahlentelex
Erscheinungsweise: monatlich im Abonnement mit dem Strahlentelex
Verlag und Bezug: Thomas Dersee, Strahlentelex,
Rauxeler Weg 6, D-13507 Berlin,
( + Fax 030 / 435 28 40.
Jahresabo: 98,- DM.
Herausgeber und Redaktion:
nova-Institut für
politische und ökologische Innovation, Hürth
Michael Karus (Dipl.-Phys.)
(V.i.S.d.P.), Dr. med. Franjo Grotenhermen, Dr. rer. nat. Peter Nießen
(Dipl.-Phys).
Kontakt: nova-Institut GmbH,
Abteilung Elektrosmog,
Goldenbergst. 2, 50354 Hürth,
( 02233 / 94 36 84, Fax: / 94 36 83
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