Elektrosmog-Report
5. Jahrgang / Nr. 8 August 1999
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Inhalt:
Epidemiologie-Elektromagnetische Felder und Krebs
Vermeidbare Krebsursachen
Kinderleukämie
Erwachsenenleukämie
Hirntumore
Brustkrebs
Prostatakrebs
Verschiedene Krebsarten
Grundlagenforschung
Methodik der Risikoabschätzung
Politik - Workshop Elektrosmog im Umweltministerium


Epidemiologie
Elektromagnetische Felder und Krebs

Das US-amerikanische Nationale Institut für Umweltwissenschaften stellte Mitte Juni 1999 einen Bericht vor, nach dem die bisherige Forschung wenig hartes Beweismaterial für einen ursächlichen Zusammenhang zwischen niederfrequenten elektromagnetischen Feldern von Stromleitungen und Krebs ergeben habe. Einige Bedenken würden jedoch bleiben. Bemühungen um Reduzierungen der menschlichen Exposition durch EMF sollten daher fortgeführt werden. Die Redaktion des Elektrosmog-Reports hat diesen Bericht zum Anlass genommen, die Studienergebnisse und Untersuchungen der vergangenen 1,5 Jahre zur Assoziation zwischen nieder- und hochfrequenten EMF und Krebs vorzustellen.
"Nahezu alle Laborbefunde mit Tieren und Menschen und die meisten der Zellstudien scheitern an der Unterstützung eines kausalen Zusammenhangs," heißt es in dem Bericht des Nationalen Instituts für Umweltwissenschaften (NIEHS), einer Abteilung der Nationalen Institute für Gesundheit (NIH), an den amerikanischen Kongress (NIEHS 1999). "NIEHS ist der Ansicht, dass die Wahrscheinlichkeit, EMF sei tatsächlich ein gesundheitliches Risiko, zur Zeit klein ist."
Allerdings habe es einige statistische Zusammenhänge zwischen EMF und Kinderleukämie sowie chronisch lymphatischer Leukämie bei beruflich exponierten Erwachsenen gegeben. Die Forschung hinsichtlich dieser "anhaltenden Bedenken" werde fortgeführt und Bemühungen zur Reduzierung der menschlichen EMF-Belastung sollten nicht eingestellt werden.
Bereits vor einem Jahr hatte ein Expertenkomitee der Nationalen Institute für Gesundheit mit 19 zu 9 Stimmen die Ansicht vertreten, dass elektromagnetische Felder als "mögliches menschliches Karzinogen" betrachtet werden sollten.

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Vermeidbare Krebsursachen
Bei der Betrachtung von Krebsursachen lassen sich vermeidbare und nicht vermeidbare Ursachen (z. B. genetische Einflüsse) unterscheiden. R. Doll aus Oxford stellte in einer aktuellen Übersicht vermeidbare Krebsursachen vor und schätzte ihren jeweiligen Beitrag zur Gesamtheit der vermeidbaren Ursachen (Doll 1998). Rauchen sei mit einem Anteil von 29 bis 31 Prozent der wichtigste Faktor, gefolgt von Ernährungsfaktoren (20-50%). Weitere wichtige Faktoren seien Infektionen mit Parasiten, Bakterien und Viren (10-20%), Alkoholkonsum (4-6%), Arbeitsplatzfaktoren (2-4%), Sexualhormone (10-20%) und Umweltverschmutzung (1-5%). Natürliche und künstliche Strahlung sei mit 5 bis 7 Prozent an den vermeidbaren Ursachen beteiligt. Die weitaus größte Bedeutung besitze dabei die ionisierende Strahlung (z. B. Röntgenstrahlung) und die Erhöhung der Hautkrebsrate durch die natürliche UV-Strahlung. Der Beitrag elektromagnetischer Felder sei dagegen gering und die Datenlage unsicher. Es gebe Hinweise auf eine Zunahme des Risikos bei einigen Krebsarten wie Leukämien und Hirntumoren.

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Kinderleukämie
Die epidemiologische Forschung zum Thema Kinderleukämie wird in Deutschland unter der Leitung von Jörg Michaelis fortgeführt. Auch Japan will sich erstmals in dieser Frage engagieren. Die japanische Regierung hat Gelder für eine dreijährige epidemiologische Studie unter der Leitung von Michinori Kabuto vom Nationalen Institut für Umweltstudien in Ibaraki bereitgestellt.
Vier Studien sind in den vergangenen Monaten erschienen, zwei epidemiologische Untersuchungen aus Kanada und eine aus Großbritannien sowie eine Metaanalyse.
In einer kanadischen Studie mit 399 an Leukämie erkranken Kindern ergaben sich keine erhöhten relativen Risiken für die stärker EMF-belasteten Kinder, weder für die akute lymphatische Leukämie (ALL) noch für alle Leukämien zusammen (McBride 1999). Es wurden eine Anzahl möglicher EMF-Messgrößen für den Vergleich mit gesunden Kontrollen verwendet, darunter 48-Stunden-Messungen mit Personendosimetern, 24-Stunden-Messungen in den Kinderzimmern sowie Verkabelungs-Codes.
In der zweiten Studie von Lois Green und Mitarbeitern von der Universität von Toronto mit 201 leukämiekranken Kindern unter 14 Jahren und 406 Kontrollen, publiziert im International Journal of Cancer und in Cancer Causes and Control, fand sich jedoch eine Assoziation zwischen EMF in der Wohnung und der Krebshäufigkeit (AP vom 16. Juni 1999, Reuters vom 15. Juni 1999). Die stärker exponierten Kinder wiesen ein zwei- bis vierfach erhöhtes Risiko auf als geringer exponierte. "Wurden die Methoden zur Abschätzung der Exposition verfeinert, so fanden wir, dass der Zusammenhang zwischen magnetischen Feldern und dem Risiko, eine kindliche Leukämie zu entwickeln, stärker wurde, besonders bei Kindern, die in einem jüngeren Alter diagnostiziert wurden," erklärte Green in einer Stellungnahme.
Britische Wissenschaftler der Universität Birmingham fanden keinen Hinweis darauf, dass eine stärkere berufliche EMF-Belastung von Frauen einen Einfluss auf die Leukämierate ihrer Kinder hatte (Sorahan 1999). Dazu wurden die Berufe von Müttern, deren Kinder zwischen 1953 und 1981 in Großbritannien an Krebs gestorben waren - insgesamt 15.041 -, hinsichtlich ihrer vermuteten EMF-Exposition in fünf Klassen eingeteilt. Auch andere Krebsarten wiesen keine Abhängigkeit von der geschätzten EMF-Exposition der Mütter auf.
Daniel Wartenberg von der Universität von New Jersey in Piscataway identifizierte in seiner detaillierten Metaanalyse "ein konsistentes Risiko, das nicht durch eine zufällige Variation erklärt werden kann" (Wartenberg 1998). Insgesamt wurden 16 Studien über den Zusammenhang häuslicher EMF und Kinderleukämie in seine Analyse aufgenommen. Die Resultate seien bei Verwendung von Verkabelungscodes, von Entfernungen oder der historisch rekonstruierten EMF-Belastung relativ konstant, homogen und positiv, während die Ergebnisse für direkte Messungen der magnetischen Felder konsistent, homogen und sogar leicht schützend seien. Wartenberg nimmt an, dass Studien mit innovativer Methodik, die sich auf hochbelastete Kinder konzentrieren, am ehesten Aussicht auf "Entwirrung der Thematik" böten.

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Erwachsenenleukämie
Wissenschaftler der Universität Turin führten eine 4.237 Arbeiter einschließende Mortalitätsstudie durch (Pira 1999). Mit Hilfe einer Job-Expositions-Matrix sollte der Einfluss verschiedener Karzinogene auf die Mortalität untersucht werden. Es wurden keine Fälle von Leukämie bei Arbeitern gefunden, bei denen eine vergleichsweise hohe EMF-Exposition angenommen wurde.

Hirntumore
Einige jüngere epidemiologische Untersuchungen haben sich erneut mit dem Zusammenhang zwischen EMF und bösartigen Erkrankungen des Gehirns beschäftigt. Erstmals wurde auch der Einfluss von Handy-Strahlung auf die Tumorrate untersucht. Bisher gab es nur Untersuchungen zum Zusammenhang von Hirnkrebs und anderen Quellen hochfrequenter Felder, wie beispielsweise Radio- und Fernsehsender oder militärische Radaranlagen, mit gelegentlichen und inkonsistenten Hinweisen auf eine leicht erhöhte Krebsrate.

a) Hirntumore und Hochfrequenz
Die Zeitschrift Microwave News berichtete in Ihrer jüngsten Ausgabe von einer schwedischen und einer amerikanischen Studie über den Einfluss einer Mobiltelefonnutzung auf die Entstehung von Hirntumoren. Beide Studien sind bisher noch nicht in einer Fachzeitschrift publiziert. Die Ergebnisse deuten an, dass Handy-Nutzer möglicherweise etwas häufiger einen Hirntumor auf der Seite entwickeln, auf der sie auch ihr Handy verwenden. Allerdings war das Gesamtrisiko für die Entwicklung eines Tumors auf der linken oder rechten Seite nicht erhöht.
"Ein erhöhtes Risiko wurde sowohl für links- als auch für rechtsseitige Tumoren gefunden," heißt es in dem Manuskript von Lennart Hardell aus Örebo/Schweden, das zur Publikation im International Journal of Oncology angenommen wurde. Allerdings erreichten die erhöhten Risiken von 2,45 für die rechte Seite und 2,40 für die linke Seite keine statistische Signifikanz und die Untersuchung basierte auf kleinen Zahlen von 209 Fällen und 425 Kontrollen. Hardell rät daher zu einer zurückhaltenden Interpretation seiner Befunde, empfiehlt jedoch andererseits das Prinzip der vernünftigen Vermeidung ("prudent avoidance"): "Ich denke, dass es notwendig ist, bis zu einer Lösung dieses Problems etwas vorsichtig zu sein und die Exposition zu reduzieren."
Joshua Muscat von der American Health Foundation in New York führte eine ähnliche, ebenfalls bisher noch nicht veröffentlichte Analyse durch. Auch er fand beim Vergleich von 466 Hirnkrebsfällen und 420 Kontrollen kein insgesamt erhöhtes Hirntumorrisiko, jedoch eine Korrelation zwischen Tumorseite und der Seite, in der das Handy gehalten wurde. Das gleiche Risiko bestand jedoch auch für normale Telefone. Muscat erklärte gegenüber Microwave News, dass es "Inkonsistenzen" in seinen Daten gebe und seine Analyse noch nicht abgeschlossen sei.
Eine weitere epidemiologische Studie aus Dänemark über einen möglichen Zusammenhang zwischen Krebs und Mobiltelefonen befindet sich ebenfalls noch in der Auswertung. Dabei werden Daten von 550.000 Handy-Nutzern von Christoffer Johansen und Kollegen aus Kopenhagen analysiert. Hardell arbeitet zur Zeit an einer Nachfolgestudie mit 1.500 Fällen. Zudem befindet sich eine internationale epidemiologische Studie der Internationalen Agentur für Krebsforschung in Lyon (Frankreich) in Vorbereitung, bei der Hardell der wichtigste Mitarbeiter in Schweden ist. Mit Ergebnissen wird in den Jahren 2003 oder 2004 gerechnet.

b) Hirntumore und Niederfrequenz
Ylva Rodvall vom Karolinska Institut in Stockholm (Schweden) und Kollegen fanden in einer Fall-Kontrollstudie "etwas Unterstützung für die Hypothese, dass Magnetfeldexposition eine Bedeutung bei der Entwicklung von Hirntumoren spielen könnte" (Rodvall 1998). Sie verglichen 104 Fälle von Hirntumoren (84 Gliome und 20 Meningeome) mit 155 Kontrollen. Dabei wurde mit Hilfe dreier Methoden der Abschätzung der vermuteten EMF-Belastung vor allem die berufliche Belastung mit niederfrequenten Feldern berücksichtigt:

Angesichts dieser Ergebnisse betonen Rodvall und Kollegen die Bedeutung der angewandten Methodik zur Expositionsabschätzung.
Dana Loomis und Kollegen von der Universität von Nord Carolina in Chapel Hill bestätigten unter Anwendung einer neuen Analysemethode frühere Ergebnisse, nach denen beruflich stark EMF-exponierte Personen ein leicht erhöhtes Hirnkrebsrisiko aufwiesen (Loomis 1998). Sie untersuchten wie Rodvall und Mitarbeiter den Einfluss methodischer Faktoren auf die Berechnung des Krebsrisikos. Unter Heranziehung von Daten einer von ihnen selbst durchgeführten Studie wendeten sie für eine neue Analyse alternative Modelle für die Abschätzung der Intensität der historischen Exposition sowie alternative Cut-points für die Einteilung der Exposition an. Mit den neuen Modellen wiesen die meisten exponierten Arbeiter ein erhöhtes Hirnkrebsrisiko zwischen 1,3 und 3,4 auf, was gut mit den Resultaten der früheren Analyse übereinstimmte.
In einer amerikanischen Studie zur Bedeutung verschiedener Arbeitsplatzrisiken für die Entwicklung von Krebsarten des zentralen Nervensystems war die EMF-Belastung am Arbeitsplatz nicht mit der Krebshäufigkeit assoziiert (Cocco 1998). Die Studie umfasste 28.416 Fälle und 113.664 Kontrollen, die aus 4,5 Millionen Todesfällen in 24 US-Staaten ausgewählt worden waren.

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Brustkrebs
Patricia Coogan und Ann Aschengrau von der Universität für öffentliche Gesundheit in Boston fanden keinen Zusammenhang zwischen der Brustkrebshäufigkeit und EMF (Coogan 1998). Sie verglichen 259 Patientinnen mit 738 nicht erkrankte Kontrollen. Es traten keine Auffälligkeiten hinsichtlich einer möglichen beruflichen EMF-Belastung oder einer möglichen erhöhten häuslichen Exposition durch die Benutzung elektrischer Heizdecken auf. Personen, die weniger als 150 Meter von Hochspannungsleitungen entfernt lebten, wiesen ein um 50 Prozent erhöhtes Krebsrisiko auf, was allerdings statistisch nicht signifikant war (95%-KI: 0,6-3,3).
In der Elektrosmog-Report-Ausgabe vom Februar 1999 hatten wir im Zusammenhang mit der jüngeren Melatonin-Forschung bereits auf zwei weitere Studien aus dem Jahre 1998 hingewiesen, eine Studie von Maria Feychting und Kollegen, die ein leicht erhöhtes Brustkrebsrisiko bei Östrogenrezeptor-positiven älteren Frauen gefunden hatten, sowie die Studie von Marilie D. Gammon und Kollegen, die keinen Einfluss der Verwendung von Wasserbetten und elektrischen Heizdecken auf die Brustkrebshäufigkeit ermittelten.

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Prostatakrebs
Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule in Nashville untersuchten den Einfluss von elektrischen Heizdecken und geheizten Wasserbetten auf die Häufigkeit von Prostatakrebs (Zhu 1999). Ein Vergleich von 175 Fällen mit 258 Kontrollen ergab ein leicht erhöhtes Risiko von 1,4 für die Verwendung dieser elektrischen Geräte, was allerdings statistisch nicht signifikant war (95%-KI: 0,9-2,2). Zudem fand sich keine Beziehung zur Dauer der Anwendung.

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Verschiedene Krebsarten
In einer brasilianischen Studie wurde der Grund einer Krebshäufung unter jungen Indianern untersucht (Koifman 1998). Sie lebten in einem Dorf am Amazonas in der Nähe einer Hochspannungsleitung (500 kV), die zu einer niederfrequenten EMF-Belastung der Dorfbewohner bis zu 9,5 Mikrotesla führte. Neben den EMF kamen möglicherweise auch Umweltgifte für die Krebshäufung in Frage.
In einer holländischen Studie wurde der Zusammenhang zwischen der Krebsinzidenz in der Stadt Odijk in den Jahren 1985 bis 1999 und einer in den fünziger Jahren verlegten Hochspannungsleitung untersucht (Hady 1998). Es wurde keine Häufung ermittelt.
In einer dänischen Kohorten-Studie mit 30.006 Beschäftigten von Zuliefererbetrieben fand sich kein Zusammenhang zwischen der Krebshäufigkeit und einer vermuteten stärkeren EMF-Belastung (Johansen 1999).

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Grundlagenforschung
Wissenschaftler der Universität von Nord-Carolina untersuchten den Einfluss eines kontinuierlichen niederfrequenten EMF-Feldes von 100 Mikrotesla auf verschiedene Zellarten - Krebszellen von Eierstock, Prostata und Gebärmutterschleimhaut sowie Stützzellen der Gebärmutter und Epithelzellen des Eierstocks (Watson 1998). Ergebnis: Das elektromagnetische Feld verstärkte das Wachstum von zwei Prostata- und drei Gebärmutterschleimhaut-Krebszelllinien, aber nur von einer Eierstock-Krebszelllinie. EMF verstärkte die Stoffwechselaktivität der Krebszellen und deren absolute Zellzahl, als Hinweis auf einen möglichen tumorpromovierenden Effekt.

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Methodik der Risikoabschätzung
Joyce McCann und Kollegen vom Electric Power Research Institute in Palo Alto untersuchten die theoretischen Anforderungen an eine Abschätzung des Einflusses niederfrequenter elektromagnetischer Feldern auf die Krebshäufigkeit. Sie gelangen zu folgenden Empfehlungen:

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Schlussfolgerung
Kinderleukämie und Hirnkrebs zählen zu den bösartigen Erkrankungen, die im Zusammenhang mit EMF immer wieder auffällig werden. Jedoch bleiben die Befunde widersprüchlich. Man darf hier insbesondere auf die Ergebnisse weiterer Forschung über den Einfluss von Handy-Strahlung gespannt sein. Auch Östrogenrezeptor-positive Brustkrebsformen sind möglicherweise betroffen, wenn es um einen Einfluss magnetischer Felder geht.
Neben wenigen neuen epidemiologischen Studien wurden in den vergangenen Monaten methodische Fragen der Expositions- und Risikoabschätzung untersucht. Der Einfluss elektromagnetischer Felder auf die Krebshäufigkeit ist danach - soweit er tatsächlich besteht - im Vergleich mit anderen Einflussfaktoren sicherlich gering. Da EMF jedoch die gesamte Bevölkerung betriftt, wäre auch ein kleiner Effekt von Bedeutung, insbesondere bei einer häufigen Krebsart wie dem Brustkrebs.
Ein Beispiel aus einem anderen Forschungsgebiet kann die Relevanz gering erhöhter Risiken unterstreichen. So führten Forscher der Universität von New Orleans jüngst eine Metaanalyse 18 epidemiologischer Studien zum Zusammenhang zwischen dem Passivrauchen und der koronaren Herzkrankheit durch (He 1999). Sie ermittelten ein um den Faktor 1,25 erhöhtes Risiko gegenüber nicht exponierten Nichtrauchern. In einem Kommentar im Deutschen Ärzteblatt vom 30. Juli 1999 heißt es dazu: "Auch wenn Passivrauchen nur zu einem geringfügigen Risikoanstieg für eine koronare Herzkrankheit führt, sollten die Daten bei der hohen Prävalanz [Häufigkeit] des Zigarettenrauchens doch Konsequenzen im Gesundheitssystem nach sich ziehen."
Bis zur weiteren Klärung unbeantworteter Fragen sollten daher weiterhin wirtschaftlich vertretbare Bemühungen zur Minimierung der Exposition mit elektromagnetischen Feldern unternommen werden. Der Vorsorgeaspekt sollte außerdem bei regulatorischen Maßnahmen berücksichtigt werden.

Dr. med. Franjo Grotenhermen
Redaktion Elektrosmog-Report

Literatur:

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  10. Koifman, S., Ferraz, I., Viana, T. S., Silveira, C. L., Carneiro, M. T., Koifman, R. J., Sarcinelli, P. N., Mattos, R. de C., Lima, J. S., Silva, J. J., Moreira, J. C., Ferreira, M. de F., Fernandes, C., Bulcao, A. C.: Cancer cluster among young Indian adults living near power transmission lines in Bom Jesus do Tocantins, Para, brazil. Cad Saude Publica 14 (Suppl 3):161-172 (1998).
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  19. Watson, J. M., Parrish, E. A., Rinehart, C. A.: Selective potentiation of gynecologic cancer cell growth in vitro by electromagnetic fields. Gynecol. Oncol. 71:64-71 (1998).
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Politik
Workshop Elektrosmog im Umweltministerium

Am 19. und 20. Oktober veranstaltet das Bundesministerium für Umwelt in Bonn einen Workshop zum Thema Elektrosmog, auf dem unter anderem die Entwürfe von zwei neuen Verordnungen diskutiert werden sollen. Der "Bundesverband gegen Elektrosmog e.V." möchte die Entwürfe im Vorfeld diskutieren und das weitere Vorgehen koordinieren, damit der kritische Ansatz nicht durch "viele verschiedene Vorschläge" unnötig geschwächt wird.
Kontakt: Bundesverband gegen Elektrosmog e.V., politische Sprecherin Dr. Birgit Stöcker, Herzog-Arnulf-Str. 43, 85604 Zorneding, Tel.: 08106-20220 oder 089-23 33 75 01.

Veranstaltungshinweis
16.09.1999: Elektrosmog - Elektrische und magnetische Felder, Karsdorf/Unstrut

Themen: Verordnung über elektrische und magnetische Felder (26. BImSchV), Berechnungsgrundlagen, Messung der Feldstärke, Auswirkungen auf die Schutzgüter, Verminderung und Vermeidung der Belastung durch elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder sowie elektromagnetische Strahlung.
Ort: Hotel Trias, 06642 Karsdorf/Unstrut
Teilnahmegebühr: 95,00 DM
Veranstalter:Umweltbildungszentrum Saale-Unstrut e.V. Nebra, Schloßhof 3, 06442 Nebra, Tel. 034461 22089, Fax 034461 22090, E-Mail: ubz@ubz-nebra.de.

Impressum Elektrosmog-Report im Strahlentelex
Erscheinungsweise: monatlich im Abonnement mit dem Strahlentelex
Verlag und Bezug: Thomas Dersee, Strahlentelex, Rauxeler Weg 6, D-13507 Berlin, ( + Fax 030 / 435 28 40.
Jahresabo: 98,- DM.
Herausgeber und Redaktion:
nova-Institut für politische und ökologische Innovation, Hürth
Michael Karus (Dipl.-Phys.) (V.i.S.d.P.), Dr. med. Franjo Grotenhermen, Dr. rer. nat. Peter Nießen (Dipl.-Phys).
Kontakt: nova-Institut GmbH, Abteilung Elektrosmog,
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Layout: Bernhard Harrer Wissenstransfer 1999-2001 eMail:webmeister@datadiwan.de