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Das Online-Magazin
des DATADIWAN
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Ausgabe Nr. 2 / November 1998 - ISSN 1435-1560
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Beurteilungsmöglichkeiten
einer Einzelfallstudie aus homöopathischer Sicht
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Autor: |
Dr. André Thurneysen |
Keywords: |
Methodologie, Methodology, monophasische prospektive Einzelfallstudie,
single-case studies, Wirksamkeitsnachweis, Naturheilkunde, Naturopathy,
unkonventionelle Therapierichtungen, randomisierte placebokontrollierte
Doppelblindstudie, Homöopathie |
Abstract: |
Darstellung von Instrumenten der systematischen und kritischen
Beurteilung der homöopathische Praxis |
Copyright: |
Patienteninformation für Naturheilkunde
e.V., Berlin 1998 |
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Startseite
Symposium Rosenfeld
Bei dem folgenden Text handelt es sich um eine erweiterte und überarbeitete
Fassung des Kurzreferates, das Herr Dr. Thurneysen auf dem Kreativsymposium
in Rosenfeld gehalten hat:
Die homöopathische Praxis
orientiert sich, wie allgemein bekannt, a priori an der Individualität
des Patienten, weshalb die klinische Einzelfallstudie den Bedürfnissen
homöopathischen Denkens sehr entspricht. Trotzdem entbindet diese
Tatsache den Homöopathen nicht von einer systematischen und kritischen
Beurteilung seiner Tätigkeit und insbesondere des Verlaufs einer Behandlung
beim jeweiligen Patienten. In den 200 Jahren der homöopathischen Praxis
haben sich infolge dessen einige Instrumente entwickelt, die dieser Forderung
nachzukommen helfen.
Im Rahmen der üblicherweise eingehenden ersten Fallaufnahme begegnen
sich zwei Menschen, der Patient und der Therapeut, als offene Systeme.
Es geht darum, hier schon die fassbaren Daten sowohl der körperlichen
und technischen Untersuchungen (Status, Labor, Röntgen, etc.) wie
auch der umfassenderen Wahrnehmung nach homöopathischen Gesichtspunkten
zu ordnen.
Tabelle 1:
Krankheit, Symptome, Person
Bei dieser ausgiebigen Fallaufnahme, welche zudem minuziös zu protokollieren
ist, weil dadurch die für die weitere Verlaufsbeurteilung wichtige
Ausgangssituation und -dokumentation erstellt wird, kann es zum sogenannten
Resonanzphänomen kommen. Dies ist ein Moment intuitiver Synchronizität
beim Patienten und Homöopathen, wenn beide auf ihre individuelle Weise
und gegenseitig spüren, dass eine Aussage des Patienten zentrale Wichtigkeit
hat, d.h. mit dem Kernproblem der Krankheit des Patienten in Beziehung
steht.Diese Thematik ist dann in der Arzneimittelwahl unbedingt zu berücksichtigen.
Das Auftreten dieser intuitiven Synchronizität ist allerdings erst
möglich, wenn zwischen Arzt und Patient eine diesen Namen verdienende
Beziehung besteht, welche zudem mit der Bereitschaft des Patienten für
eine anstehende Änderung gleichzusetzen ist.
Dieses Phänomen ist grundsätzlich methodenunspezifisch, wird
aber durch die Intensität der homöopathischen Fallaufnahme sicher
gefördert. Die vom Patienten geschilderten Symptome lassen sich nun
ordnen und hierarchisieren und in Anlehnung an die Miasmenlehre von Samuel
Hahnemann (1755-1843, Begründer der Homöopathie) in drei Kategorien
gruppieren, welche den drei Strategiestufen des menschlichen Organismus
entsprechen.
Tabelle 2:
Phase I Elimination,
Ausleitung
Phase II Kontrolle,
Abwehr, Abschottung, Flucht
Phase III Zerstörung,
Vernichtung
Ein weiteres wichtiges Instrument sind die sogenannten Hering'schen Regeln,
benannt nach dem Hahnemann Schüler Constantin Hering (1800-1880),
welche besagen, daß eine Besserung oder Heilung von oben nach unten,
von innen nach aussen und in der umgekehrten zeitlichen Reihenfolge des
Auftretens der Symptome ablaufen sollte.
Tabelle 3 :
Hering - Regeln
1. oben ----> unten
2. innen ----> aussen
3. Chronologie-Umkehr
Von diesen Regeln ausgehend, hat sich aus der homöopathischen Praxis
der letzten 200 Jahre zudem eine Hierarchie der Systeme im Menschen formulieren
lassen entsprechend ihrem abnehmenden Bedrohungsgradienten.
Tabelle 4 :
Hierarchie der Systeme
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| ZNS
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| Herz - Kreislauf
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| Leber -
Verdauung
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| Lunge
- Atmung
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| Niere
- Ausscheidung
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(Männl./Weibl.) - Fortpflanzung
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Skelett
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Muskulatur
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Haut
Faßt man nun alle diese Regeln und Hierarchien zusammen, so ergibt
sich die Möglichkeit, einen prognostisch verwendbaren Raster zu erstellen,
in welchem der Vektor der gesundheitlichen Entwicklung darstellbar ist.
Tabelle 5:
I
Elimimation II Abwehr III Zerstörung
-
ZNS
-
Herz - Kreislauf
-
Leber - Verdauung
-
Lunge - Atmung
-
Niere - Ausscheidung
-
(Männl./Weibl.) - Fortpflanzung
-
Skelett
-
Muskulatur
-
Haut
Der Vektor eines günstigen Verlaufs geht demnach von rechts nach links
(III bis I) und von oben nach unten, oder als Resultante von oben rechts
nach links unten. Dieser Raster ist als Denkhilfe gedacht und hat keinerlei
Beweischarakter, aber er kann prognostisch hilfreich sein.
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