Datadiwan-Therapieführer
 

Patienteninformation für Naturheilkunde e.V.  (Hrsg.)

Umweltmedizin

Beschreibung:
Umweltmedizin wurde begründet durch den amerikanischen Arzt Dr. Theron G. Randolph [1906-1995]. Sie erforscht die Rolle von Umweltfaktoren, insbesondere Allergenen aus der Umwelt und Nahrungsmitteln für Gesundheit und Krankheit. Seit den späten 40er Jahren hatte Randolph beobachtet, daß Patienten auf gewöhnliche Nahrungsmittel überempfindlich reagieren und dann Symptome wie Reizbarkeit, Kopfweh, Ekzeme, Müdigkeit, Arthritis, Depressionen, Verdauungsbeschwerden und Verhaltensstörungen entwickeln können. Etwas später konnte er nachweisen, daß auch Chemikalien in der Umwelt solche tiefgreifenden negativen Reaktionen auslösen können. Nach seiner Auffassung führte die mißlungene Anpassung des modernen Menschen an synthetische Chemikalien zu einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber diesen Substanzen. Er dokumentierte unzählige Fälle und entwickelte erste Behandlungsansätze. Heute gibt es in Deutschland auch eine Zusatzbezeichnung Umweltmedizin für Ärzte.

Anwendungsbereich:
Die Umweltmedizin, auch Klinische Ökolögie genannt befaßt sich in erster Linie mit mit Krankheiten, insbesondere mit chronischen Erkrankungen, die möglicherweise in einem Zusammenhang stehen mit Faktoren aus der Umwelt. Untersucht werden natürliche Substanzen wie Pollen, Schimmelpilze, Gräser, Nahrungsmittel oder chemische wie Pestizide, Herbizide, Kunststoffe aller Art sowie künstliche Nahrungsmittelzusatzstoffe und Schadstoffe aus Holzschutz- und Lösungsmitteln, wie Asbest und Dioxin. Neben diesen Umweltfaktoren gibt es noch physikalische. Hierzu zählen elektromagnetische und geopathische Störfelder.

Praxis:
Während ein Teil von Arbeitsmedizinern und Hygienikern sich auf das klassische Allergiker-Symptombild und Eiweiss-Unverträglichkeiten beschränkt, versucht die klinische Ökologie die Gesamtbelastung des Patienten durch alle Arten von biologischen, chemischen und physikalischen Reizen zu erfassen, die neben den eigentlichen Allergien auch Pseudoallergien, toxikologische Befunde (Schadstoff-Akkumulation, so auch durch Amalgam-Zahnfüllungen) und Chemikalienüberempfindlichkeit (z.B. bei der Multiple Chemical Sensitivity, MCS), Stoffwechselprobleme und die Überempfindlichkeit für elektromagnetische Felder (Elekrosensitivität) einbezieht. Ins Umfeld der MCS gehören auch die ebenfalls umstrittenen Krankheitsbilder der Überempfindlichkeit auf den Pilz Candida albicans, das Chronische Müdigkeits-Syndrom (Chronic Fatigue Syndrome, CFS) und das Sick-Building-Syndrome (Beschwerden, die auf Einflüsse der gebauten Umgebung (Architektur) am Arbeitsplatz und in der Wohnung, von Chemikalien in Baustoffen, künstlicher Beleuchtung, elektromagnetische Felder etc. zurückgeführt werden). Nicht spezifische immunologische Reaktionen, sondern die allgemeine unspezifische Reaktion des Organismus, die zu einem generellen Überlastungsproblem durch die akkumulierten Reize unterschiedlichster Natur führen kann, steht im Mittelpunkt dieses Konzeptes. Dabei postuliert die Klinische Ökologie, daß Substanzen bereits in Dosierungen, die von der Toxikologie als ungefährlich eingestuft werden, durch kumulierte Wirkung mehrerer oder vieler Agentien und durch andauernde Streß-Belastung eine Dysregulation des Immunsystems bewirken und damit krankmachen können. Die Klinische Ökologie berücksichtigt auch den psycho-neuro-immunologischen Reaktionskomplex.
Der Ansatz der Klinischen Ökologie stößt aber sowohl in den USA wie auch in Deutschland immer wieder auf Ablehnung. Es fehlt an einer klaren Definition und eines diagnostischen Tests sowie an Therapieverfahren, die in kontrollierten Studien klinisch geprüft sind. Es gibt kaum gut kontrollierte klinischen Studien, die eine Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen dem Einfluß von niedrigen Intensitäten von Substanzen und der Unzahl von Symptomen zeigen, die gemäß der Klinischen Ökologie von einem solchen Einfluß resultieren. Unbestritten ist, daß es Personen gibt, die allergisch auf Substanzen in Umwelt oder Nahrung reagieren. Umstritten ist jedoch die Behauptung der Klinischen Ökologie, daß solche Reaktionen weit verbreitet und nicht selten seien.


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Synonyme
Medizinische Ökologie, bio-ökologische Medizin; Klinische Ökologie

Quelle
INKE / Datadiwan-Therapieführer

Info Jockey Kommentar
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Bernhard Harrer WissenstransferBHWT