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Author: | Matthiessen, P. F.; Tröger, W. | |
Subject: | Naturheilverfahren, Anthroposophische Medizin, Mistel, Misteltherapie, Mistelextrakte, Literatur zur Mistel, Krebs, biologische Krebstherapie | |
Abstract: | Übersichtsarbeit zur Wirkung der Misteltherapie bei Krebs mit Vergleich von Studien und ausführlichen Literaturangaben | |
Copyright: | Copyright der Texte: Hippokrates Verlag Stuttgart 1995
Copyright der HTML-Gestaltung: Patienteninformation für Naturheilkunde, Berlin 1997 |
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Comment: |
Dieser Text wurde mit freundlicher Genehmigung des Verlages und der Autoren aus dem Buch "Kombinierte Tumortherapie", Hrsg: Wrba, Heinrich, 2. Auflage, Hippokrates Verlag Stuttgart 1995 entnommen und bietet einen guten Überblick über den Forschungsstand zur Misteltherapie bei Krebserkrankungen. [IJBH] | |
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22. Jun. 1998
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Im Folgenden soll ein kurzer Überblick über die Misteltherapie des Krebses gegeben werden.
Einer jeden therapeutischen Strategie liegt eine bestimmte diagnostische Auffassung zugrunde. Beides, diagnostisches Erkennen und therapeutisches Handeln, erweist sich insofern stets als theoriegeleitet. Ihnen liegt also jeweils eine bestimmte Sichtweise und Interpretation des Krankheitsgeschehens zugrunde. So stehen die drei Säulen der modernen Krebstherapie, "Stahl, Strahl und Chemo", auf der diagnostischen Auffassung des Krebses als einem lokalen zellulären Geschehen und dem therapeutischen Ziel der Bekämpfung und Elimination der entarteten Zellen.
Auch der Misteltherapie des Krebses liegt eine bestimmte Sichtweise der Krebserkrankung zugrunde. Die Einführung der Mistel in die Krebstherapie wird nicht einer Zufallsbeobachtung im Rahmen eines Substanzscreenings verdankt, sondern fußt auf der geisteswissenschaftlichen Erkenntnismethodik Rudolf Steiners. Sie versteht sich nicht als eine Alternative, sondern als Erweiterung der naturwissenschaftlichen Erkenntnismethode. In Bezug auf die Tumorerkrankung bedeutet dies, daß ihre Entstehungsbedingungen im Zusammenhang mit der gesamtmenschlichen Individualität zu betrachten ist. Die Aufmerksamkeit richtet sich hier also nicht nur auf die, als Sekundärerscheinungen erachteten, lokalen zellulären Veränderungen, sondern darüberhinaus und im besonderen auf einen Tumormutterboden im Sinne einer Allgemeinkrankheit, der Tumorwachstum möglich macht (148). Dies bedeutet zugleich eine Unterscheidung zwischen Tumor und Krebskrankheit. Der Tumor selbst stellt vor dem Hintergrund einer solchen Sichtweise nicht die Krebskrankheit, sondern lediglich ein Symptom dar.
Die Mistel zeichnet sich durch eine einzigartige Emanzipation und Autonomisierung gegenüber ihrer Umwelt aus (53, 189, 145). "Alles an dieser Pflanze ist anders", vermerkte schon der Botaniker und Biologe Tubeuf in seiner Monographie über die Mistel. Steiner charakterisierte ihr Verhalten im Hinblick auf die regelrechte Evolution als "irrsinnig". Steiner wies besonders auf den Umgang der Mistel mit der Wärme hin. Dieser ermöglicht der Mistel im Winter zu blühen und Frucht zu tragen.
Die Krebserkrankung erscheint andererseits als verhärtendes, erkaltendes, geschwulstbildendes Geschehen am falschen Ort und zur falschen Zeit. Sie steht den entzündlichen, auflösenden Erkrankungen polar gegenüber. Ein Ziel einer Misteltherapie ist es, die Entzündungs- und Erwärmungsfähigkeit des Organismus anzuregen. Tatsächlich läßt sich in der Praxis mit großer Regelmäßigkeit eine Anhebung der mittleren Tageskerntemperatur, eine Vergrößerung der Tagestemperaturamplitude und ein subjektives Erleben des "sich besser Durchwärmtfühlens" unter parenteraler Applikation von Mistelpräparaten beobachten.
Auf eine eingehendere Erörterung der theoretischen Voraussetzungen
wird hier jedoch aus Platzgründen verzichtet. Vielmehr sollen die
empirischen Forschungsergebnisse ausführlicher beschrieben werden.
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Schließlich wurden von Selawry (199) im Eluat des Ionentauschers sowie im Hochvakuumdestillat niedermolekulare Tumorhemmstoffe gefunden. Die von Vester isolierten Inhaltsstoffe zeigten im Tierversuch jedoch keine Tumorhemmung.
1942 begann mit den Arbeiten von Winterfeld, Dörle und Kronenthaler (225, 227, 230) die Isolierung der sogenannten Viscotoxine. Der Begriff Viscotoxin wurde erstmals 1949 von Winterfeld und Bijl (226) eingeführt. Dieser Stoffkomplex wurde durch saure Extraktion aus Misteln gewonnen und einer Strukturanalytik unterzogen (233, 231, 232) 1958 zeigte Samuelsson (177), daß Viscotoxin keine Zucker enthält und nur aus Aminosäuren besteht. Er befand sich damit im Gegensatz zur Auffassung von Winterfeld und Heuken (228). Samuelsson (179, 180, 181, 182, 183, 184, 185) konnte jedoch aufzeigen, daß Viscotoxin ein Gemisch aus drei Proteinen darstellt, das wegen Protein-Protein-Wechselwirkung schwer zu trennen war (184). Auch Winterfeld und Kirschbaum (229) schlugen eine Viscotoxin-Fraktionierung vor. Eines der Viscotoxine wurde sequenziert und veröffentlicht (188). Weitere Arbeiten zur Analytik der Struktur der Viskotoxine folgten (187, 158, 159, 114). Schließlich wurde auf die strukturelle und Wirkungsähnlichkeit von Viscotoxin und dem Kobragift verwiesen (165). Als weitere Bestandteile wurden Phoratoxin und Phoratoxin B (149, 150, 186, 209, 210) gefunden.
Neben der intensiven Forschung zur Analytik der Viscotoxine erfolgten erste Hinweise auf ein weiteres Mistelprotein durch Krüpe (118) und Bird (9). Sie fanden eine hämagglutinierende Wirkung der wäßrigen Pflanzenextrakte. Pardoe (160) veröffentlichte 1917 erste Angaben über ein Lektin aus der Mistel, ein galaktosespezifisch reagierendes und sich an bestimmte Tumorzellen bindendes Protein. Auch Luther (140) und andere wiesen auf entsprechende Eigenschaften von Rohextrakten der Mistel hin. Ein Fortschritt bedeutete das Immobilisieren von Immunglobulinen an Trägermaterialien der Chromatographiesäulen. Die Kombination derselben mit einer Affinitätschromatographie an partiell hydrolisierter Sepharose ermöglichte die Isolierung von drei verschiedenen Mistellektinen. Diese Separation geht ebenso wie die Namengebung "Mistellektin I, -II und -III (ML-I, ML-II, ML-III) auf die Arbeiten von Franz und Mitarbeiter in den Jahren 1978-1992 zurück (237, 38). Sie isolierten und untersuchten Struktur und Wirkung auch der A- und B-Kette der Lektine (39, 41). Seitdem gewannen die Lektine zunehmend an wissenschaftlichem Interesse (44, 45, 46, 47, 48, 88, 90, 93, 134, 135, 136, 141, 151, 205, 206, 239, 212). Genauere Ergebnisse von Schink zeigen sogar, daß ML-I aus 25 und ML-III 15 Isolektinen bestehen (191).
Am eingehendsten wurde bisher das ML-I untersucht. Es gehört wie alle Lektine zu den zuckerbindefähigen Proteinen. Im Falle des Mistellektins ist das Lektin die B-Kette eines doppelkettigen Proteins mit der Molekülmasse 60 000. Das ebenfalls häufig vorkommende ML-III hat eine Molekülmasse von 50 000. In Bezug auf die relativen Anteile von ML-I und ML-III lassen sich deutliche Unterschiede und Anhängigkeiten von der Mistelart, der Erntezeit und den einzelnen Organen der Mistel aufzeigen.
Als weitere wichtige Stoffgruppe der Mistel lassen sich hauptsächlich
aus dem Schleim der Beeren Poly- und Oligosaccharide isolieren. Sie bestehen
hauptsächlich aus veresterten Derivaten der Galakturonane in Form
von Arabinogalaktanen (92). Sie finden
sich wegen Zuckerbindungsfähigkeit der Lektine häufig im Verbund
mit diesen.
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In weiteren Arbeiten (1, 74, 91, 34) wurde ein vorübergehend wirkendes Parasympathikomimetikum als blutdrucksenkendes Agens vermutet. In einer Arbeit (230) wird es als Gleichgewicht von Azetylcholin mit seinen Zerfallsprodukten bezeichnet. Müller (154) fand im Gegensatz zu Winterfeld und Kronenthaler (230) auch Propyonylcholin. Samuelsson (178) wies g-Aminobuttersäure als blutdrucksenkenden Inhaltsstoff nach, wies jedoch noch auf eine weitere herzwirksame Komponente. Diese war oral nicht wirksam. Franz (40) nahm an, daß die Autoren Viscotoxine vor sich hatten.
Es war Koch (112, 110, 113), der erste umfangreiche Studien über die Wirkung von Mistelextrakten auf Tumorzellen am Tier durchführte. Er fand unterschiedliche toxische Wirkungen des Mistelextraktes, aber unabhängig vom Wirtsbaum nach der Erntezeit. Koch bestimmte auch eine nekroseerzeugende Komponente quantitativ und schrieb dieser die beobachtete antitumorale Wirkung zu. Bei intra- oder peritumoraler Injektion eines Mistelextraktes beobachtete Koch in 47% der Fälle (Mäuse mit solidem Ehrlich-Karzinom) eine Dauerheilung. Dabei traten Nekrosen im Tumor auf, die nicht wesentlich auf das gesunde Gewebe übergriffen. Diese Untersuchungen wurden von Chernov (22) wiederholt. Er fand eine Verzögerung verschiedener Sarkom- und Ehrlich-Aszites-Karzinomzellinien unter Gabe von Mistelextrakten. Diese Ergebnisse wurden durch weitere Untersuchungen (23, 199) bestätigt. Schließlich beobachtete Buhl (21), daß eine Vor- und Nachbehandlung mit Iscador® bei Mäusen mit solidem Ehrlich-Karzinom zu einer durchschnittlichen Lebenszeitverlängerung von 38 Tagen führte. 1965 zeigte Seeger (196, 197, 198), daß je nach Anzahl der Nekroseeinheiten nach Koch sich ein verimpfbarer Tumor schneller oder langsamer entwickelt, wobei er eine Beteiligung von Lymphozyten vermutete. 1966 wies Zschiesche (238) eine Erhöhung der Phygozytoseaktivität unter i.v.-Applikation von Iscador® nach. 1979 wiesen Bloksma et al. (10) auf einen immunmodulierenden Effekt des Mistelpräparates Iscador® hin. Rentea (162) beobachtete eine Zunahme des Thymusgewichtes bei Ratten und Mäusen nach Iscador®-Gabe. Khwaja (98, 99) stellte mit den von ihm beschriebenen Alkaloiden toxische Wirkungen auf Leukämiezellen und andere Zellen fest. Ulrich (214) und später Hülsen (89) wiesen nach, daß HELIXOR® das Wachstum von HELA- und L-Zellen der Maus stärker reduziert als dasjenige menschlicher Fibroblasten. Sie fanden eine dosisabhängige Reaktion des Zellwachstums und empfahlen, Suspensionszellkulturen menschlicher Leukämiezellen zur Bestimmung der Wirksamkeit von HELIXOR®-Chargen einzusetzen. Vester et al. (216) teilten die Wirkung des Inhaltsstoffkomplexes VP16 in eine zytostatische, eine kanzerostatische und eine toxische Wirkung ein. Sie berichteten von einer Hemmung des Tumorwachstums um 50% bei einer Dosierung von 300 ng VP16 pro kg Körpergewicht des Tieres. Auch Viscotoxine wurde die letale Dosis von 0,8 mg/kg Kaninchen bestimmt. Woynarowski und Konopa (235) untersuchten die Wechselwirkungen von Viscotoxinen und der DNA der Zielzellen und vermuteten hier die Grundlage der zytotoxischen Aktivität.
Die bislang bekanntesten Inhaltsstoffe und ihre Wirkungen in vitro, im Tierversuch und am Menschen sind in Tabelle 3 zusammengefaßt.
Die Wirkung der in Mistelextrakten vorhandenen Lektine wurde zunächst als blutkörperchenagglutinierende beschrieben (118, 9, 160). Später beschrieb Luther ihre präzipitierende Wirkung auch auf Mäuse-Aszites-Tumorzellen (139). Die Bindung von Lektinen an Erythrozyten oder Tumorzellen setzt Glykokonjugate an der Oberfläche der Zielzellen voraus. Tatsächlich ergaben elektronenmikroskopische Analysen (222), daß auf Ehrlich-Aszites-Tumorzellen mehr Lektinerezeptoren zu finden sind als auf humanen Erythrozyten. Es wurde vermutet, daß sich das Lektin zwar mit seiner Zuckerbindungsstelle an Glykokonjugate der Zelloberfläche bindet, jedoch die A-Kette, die selbst kein Lektin ist, in die Zelle eingeschleust wird und dort die ribosomale Proteinsynthese hemmt (207). Der zytotoxische Effekt von Mistelextrakten wird daher im wesentlichen den Lektinen zugeschrieben (27). Es wurde beobachtet, daß Humanerythrozyten nur in serumsfreiem Milieu agglutinieren (42). Dies veranlaßte Franz (43) zu versuchen, Mistellektine an immobilisierte Immunglobuline zu binden. Der agglutinierende Anteil des Lektins band völlig an die fixierten Immunglobuline (43, 138). 1985 fand Metzner (151) eine Freisetzung von Interleukinen und eine Aktivierung von Phagozyten unter geringen Dosen der B-Kette von ML-I. Hajto zeigte 1986 (68), daß Iscador® Large Granular Lymphocytes (LGL) und Natürliche-Killer-Zellen (NK) beim Menschen stimuliert. 1990 fanden Hajto und Gabius (65, 66) vergleichbare Stimulierung der LGL und der NK-Zellen von Iscador® am Menschen und nach Lektingaben beim Kaninchen und bestätigten insofern frühere Ergebnisse von Metzner und Franz (151). Für ein Iscador®-Versuchspräparat wurde mittels eines analytischen Verfahrens der Lektingehalt quanitativ bestimmt; die an Tieren gewonnenen Ergebnisse einer lektindosisabhängigen Immunumodulation wurden auf die ermittelte Lektinkonzentration des verwandten Iscador®-Präparates übertragen und daraus ein Dosisoptimum für die Iscador®-Gabe am Menschen abgeleitet. Die Bildung von Antikörpern unter Misteltherapie wurde durch die Arbeitsgruppe um Berg (203) eingehend untersucht. Danach neutralisieren Antikörper, die sich unter Misteltherapie entwickeln, die toxischen Wirkungen von Mistelextrakten, was die Verträglichkeit von Mistelextrakten auch in hohen Dosen erklärt. Auch die Notwendigkeit einer "Einleitungstherapie" mit niedrigen Dosen und langsamer Dosissteigerung erhält hierdurch ein Rationale. In einer weiteren Arbeit wies Schultze (194) erstmals auf die individuell unterschiedliche Fähigkeit der Lymphozyten verschiedener Patienten hin, auf Mistelextraktgabe zu reagieren. Neuere Arbeiten (120, 121) beschäftigen sich mit einem Peptid des Molukulargewichts 5000 Da, das ähnliche immunologische und cytotoxische Wirkungen wie die Lektine entfaltet. Anwendungen von reinem Lektin am Menschen wurden von Beuth (8) durchgeführt, und bestätigten die von Hajto und Gabius beschriebenen immunmodulatorischen Effekte. Die Forschungen von Hajto (68) ergaben eine optimale Dosierung von 1 ng ML-I/Kg Körpergewicht, die er an vier Mäusen und drei Kaninchen mit reinem ML-I und an neun Tumorpatientinnen mit einem Versuchspräparat nachgewisen hat. Diese Arbeiten wurden nicht fortgeführt, so daß weitere Untersuchungen zur Dosisoptimierung noch ausstehen. Trotzdem folgten den Forschungen von Hajto (68) immunologische Untersuchungen mit der von Hajto angegebenen optimalen Dosierung. Da der Beobachtungszeitraum dieser Untersuchungen kaum länger als vier bis sechs Wochen betrug, wurden von den Autoren auch keine Antikörperreaktionen auf Mistelextraktgabe beschrieben, die eine Dosierungssteigerung möglich machen.
Andere Arbeiten (3,31) betonen, daß eine individuell optimale Dosierung des Patienten nach seinen klinischen und immunologischen Reaktionen vorteilhafter sei.
Die unter Mistelextraktgabe zu beobachtende Veränderung der Anzahl von Immunzellen im peripheren Blut im Sinne einer deutlichen Immunmodulation ist in Bezug auf ihre therapeutische Relevanz derzeit noch nicht abschließend interpretierbar.
Es folgten 48 Publikationen, von denen 13 von Ergebnissen aus prospektiven
Studien berichten. Die Patienten in neun kontrollierten Studien zeichneten
sich in der Kontroll- sowie in der Mistelgruppe durch eine ausreichende
prognostische Vergleichbarkeit aus. Das Ergebnis ergab einen statistisch
signifikanten Vorteil der Therapie mit Mistelextrakten (100,
101). In diesen neun Studien wurden
über 3000 Patienten berücksichtigt, die mit Mistelextrakten behandelt
wurden. Insgesamt sind es jedoch über 10000 Patienten, die in fast
50 wissenschaftlichen Untersuchungen über die Therapie mit Mistelextrakten
Eingang fanden. Die hohe Patientenzahl rührt allerdings auch daher,
daß einige Studien Vergleichsgruppen der Literatur entnommen haben,
deren Patientenanzahl hier eingegangen ist. Die Studien und Ihre Ergebnisse
sollen hier nicht im einzelnen besprochen werden. Tabelle 4 enthält
die wichtigsten Daten und Merkmale der publizierten Studien. In Tabelle
4 kann festgestellt werden, daß häufig ein Therapievorteil für
die Mistelextrakte von den Untersuchern gesehen wird, auch wenn unabhängige
Metaanalytiker zu dem Schluß kommen, daß die Aussagekraft der
Studie fehlt. Dies rührt daher, daß auch bei gleichen, oder
nicht signifikant höheren Überlebenszeiten und Remissionsraten
von den behandelnden Ärzten am Einzelfall Verbesserungen gesehen wurden,
die wegen ihres individuellen Charakters nicht für eine Patientengruppe
beschreibbar waren. Zusammenfassend kann den Ergebnissen entnommen werden,
daß eine Therapie mit Mistelextrakten geeignet ist, das Befinden,
die Lebensqualität und den klinischen Befund des Patienten zu verbessern.
Neben einer Verlängerung der Überlebenszeiten wurde auch eine
verminderte Rezidiv- und Metastasenrate gefunden. Bei inoperablen Tumoren
sowie bei kontinuierlich oder phasenweise progredienten Tumoren wurde eine
Verlängerung der Stillstandszeiten oder eine Verminderung der Progredienz
festgestellt. Untersuchungen zur intrapleuralen Instillation von Mistelextrakten
zur Austrocknung der Ergüsse zeigten eine konventionellen Behandlungsverfahren
gleichwertige Erfolgsrate bei fehlenden Nebenwirkungen. Fälle von
schwerwiegenden Nebenwirkungen liegen nicht vor. Interessanterweise finden
sich auch unter hochdosierten Mistelinfusionstherapien (bis zu 7 g/d) klinisch
keine Toxizitätshinweise, während bei Verabreichung der Einzelsubstanz
in einer entsprechenden Dosis hochtoxische Wirkungen zu erwarten wären.
Da Mistelextrakte entsprechend ihrem therapeutischem Rationale nicht tumorspezifisch,
sondern nach den oben skizzierten Gesichtspunkten allgemein bei einer "Krebserkrankheit"
eingesetzt werden, sollte das Gesamtergebnis der vorliegenden Studien in
der Lage sein, auch denjenigen zu beeindrucken, der sich nicht mit den
der Misteltherapie des Krebses zugrundeliegenden theoretischen Gesichtspunkten
auseinandergesetzt hat.
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Aufgrund der bisherigen Erfahrungen und imunstatusgestützten Verlaufsbeobachtungen zeigt sich immer deutlicher, daß es in Bezug auf die Miteltherapie für jeden Patienten eine individuell optimale Dosis herauszufinden gilt.
Die bisherigen Erfahrungen zeigen, daß Totalremissionen unter Misteltherapie zwar immer wieder beobachtet, aber insgesamt selten sind. Häufig wird jedoch eine Verzögerung der Intervalle bei rezidivierenden Tumoren und ein Wachstumsstillstand oder eine Verkleinerung von Metastasen beobachtet.
Sehr gut dokumentiert finden sich die zuverlässigen Erfolge bei intrapleuraler Instillaion von Mistelextrakt zu Autrocknung maligner Ergüsse (11, 12, 13, 170, 208). Erwähnenswert ist die sehr geringe Nebenwirkungsrate bei dieser Applikation.
Die große Mehrzahl der Patienten berichtet über eine Zunahme der Leistungsfähigkeit und des Appetits, über eine Verbesserung des Schlafvermögens, eine angenehme Durchwärmung und einen Rückgang der Infektanfälligkeit unter Misteltherapie.
Im Blutbild läßt sich mit großer Regelmäßigkeit
ein Anstieg der Leukozyten und Lymphozyten sowie eine Erhöhung des
T4/T8-Verhältnisses beobachten.
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Zur Prozeßstandardisierung gehören ein konstantes Verhältnis und festgelegte Mengen der verwendeten Pflanzenteile sowie definierte Erntezeitpunkte und Mischungsverhältnisse der von der Jahreszeit abhängig gewonnenen Mistelsäfte. Die Kenntnis der Inhaltsstoffmengen und -verhältnisse der verschiedenenr jahrszeitabhängigen Ernten und der verschiedenen Pflanzenarten und -teile (männliche und weibliche Pflanze, Blätter, Knospen und Beeren) sind zur Erreichung einer Chargenkonstanz unentbehrlich. Darüberhinaus vermögen in-Prozeß-Kontrollen die Inhaltsstoffkonstanz beträchtlich zu erhöhen. Eine Prozeßstandardisierung ermöglicht also auch eine Konstanz von Inhaltsstoffen, die noch nicht bekannt oder in ihrer pharmakologischen Wirkung noch nicht erforscht sind. Zudem bleibt hier das Verhältnis von Inhaltsstoffen zueinander unverändert. Für eine valide Prozeßstandardisierung ist zu fordern, daß die Ergebnisse mit jenen der Inhaltsstoffstandardisierung vergleichbar sind. Tatsächlich hat sich die Prozeßstandardisierung einer Standardisierung auf einen einzelnen Inhaltsstoff als mindestens ebenbürtig erwiesen. Messungen zehn aufeinanderfolgender Chargen eines Mistelpräparates (76) ergaben minimal 8% Abweichung in der Lektinkonzentration, obwohl durch die Prozeßstandardisierung während der Herstellung nicht explizit auf Lektine standardisiert werden konnte.
AbnobaViscum® ist ein Präparat aus den Preßsäften der Mistel. Die Misteln werden zu definierten Jahreszeitpunkten geerntet und verarbeitet. Durch ein spezielles Mischverfahren mit anschließender besonderer Sterilfiltrierung wird eine stabile kolloidale Lösung erhalten, die eine gelbgrüne Farbe hat. Das Herstellungsverfahren ist prozeßstandardisiert. Das Präparat wird anschließend nach eigenem Verfahren rhythmisch in Dezimalstufen potenziert. Die Zulassung nach dem neuen Arzneimittelgesetz für den Tannenmistelextrakt der Potenzen D2 bis D5 wurde 1985 erteilt. Alle anderen Wirtsbäume und Verdünnungen wurden 1992 zur subkutanen Injektion zugelasssen. Es stehen acht verschiedene Wirtsbaummistelpräparate in den Verdünnungsstufen 2 bis 6, 10, 20 und 30 zur Verfügung.
Eurixor® ist ein wässriger Extrakt aus Mistelkraut (1:1,3). Dieses Präparat ist ein Lizenzprodukt und geht auch auf Untersuchungen von Fr. E. Koch zur nekroseerzeugenden Wirkung der Mistelextrakte zurück. Es wird die Standardisierung auf Mistellektin I angestrebt. Das Präparat ist als Phytotherapeutikum erhältlich. Die Indikationen sind degenerativ entzündliche Gelenkerkrankungen (intrakutane Injektion) und Malignome (intravenöse Applikation). Es ist in einer Stärke erhältlich.
Helixor® ist ein kaltwässriger Frischpflanzenextrakt. Die Misteln werden zu vier verschiedenen, definierten Zeitpunkten im Jahr geerntet und verarbeitet. Die Mischung der Sommer- und Wintersäfte geschieht in speziellen rotierenden Gefäßen, in denen auch die Verdünnungen hergestellt werden. Das Herstellungsverfahren ist prozeßstandardisiert. Die Zulassung nach dem neuen Arzneimittelgesetz wurde schon 1982 für alle Präparationen und Verdünnungen erteilt. Zusätzlich wurden sieben verschiedene Parameter, die Inhaltsstoffgruppen und Eigenschaften messen, beim Bundesgesundheitsamt angemeldet. Das Präparat ist zur subkutanen Injektion zugelassen. Es stehen drei Präparationen verschiedener Wirtsbaummisteln gemäß den drei verschiedenen botanischen Subspecies der Mistel zur Verfügung. Sie sind in den Verdünnungen 0.01mg, 0.1mg, 1mg, 5mg, 10mg, 20mg, 30mg, 50mg und 100mg erhältlich.
Iscador® ist ein wässriger Extrakt, der einer Milchsäuregärung unterworfen wird. Die Misteln werden im Sommer und im Winter geerntet. Die Mischung des Extraktes aus der Winter- und der Sommermistel geschieht in einer äußerst hochtourig rotierenden Maschine. Anschließend wird verdünnt. Das Präparat ist zur subkutanen Injektion bestimmt. Es stehen vier Präparationen verschiedener Wirtsbaummisteln zur Verfügung. Zusätzlich werden die Präparationen mit Metallzusätzen angeboten. Die Präparate sind in den Konzentrationen 0.0001mg, in Dezimalschritten bis 10mg und 20mg, 30mg und 50mg in 1 ml Ampullen erhältlich.
Iscucin-Viscum® ist eine auf den Arzt Köller zurückgehende Präparation, die auf einer persönlich gegebenen Anregung Steiners aus dem Jahre 1924 basiert. Die Mischung von Sommer- und Winterextrakten der Mistel erfolgt auch mit Hilfe einer speziellen Apparatur. Das Präparat ist zur subkutanen Injektion bestimmt. Es stehen acht verschiedene Präparationen verschiedener Wirtsbaummisteln zur Verfügung. Das Präparat ist in Konzentrationen 20-1 bis 20-6, 20-8 und 20-10 erhältlich.
Isorel® (in Deuschland: Vysorel®) ist ein kaltwässriger Frischpflanzenextrakt, der sich ebenfalls aus Extrakten der Sommermistel und der Wintermistel zusammensetzt. Nach dem Mischprozeß wird eine Sterilfiltration durchgeführt. Das Herstellungsverfahren ist prozeßstandardisiert. Das Präparat ist seit 1986 nach dem neuen Arzneimittelgesetz in der Bundesrepublik Deutschland zur subkutanen Injektion zugelassen. Es stehen drei Präparationen verschiedener Wirtsbaummisteln gemäß den drei verschiedenen botanischen Subspecies der Mistel zur Verfügung. Die Präparate sind in der Stärke 60 (60mg/1ml) erhältlich.
Plenosol® ist ein auf Untersuchung von Fr. E. Koch zur nekroseerzeugenden Wirkung der Mistelextrakte zurückgehendes Präparat. Es handelt sich um einen wässrigen Extrakt aus Mistelkraut (1:1,3). Um gleichbleibende Qualität gewährleisten zu können, wird auf Nekroseeinheiten standardisiert. Das Präparat ist als Phytotherapeutikum erhältlich. Die Indikationen sind degenerativ entzündliche Gelenerkrankungen (intrakutane Injektion) und Malignome (intravenöse Applikation). Es ist in der Stärke N erhältlich.
Ist nach einigen Monaten eine Dosierung gefunden worden, unter der sich der Patient sich subjektiv wohl fühlt, und eine Erhöhung der Körperkerntemperatur sowie der Tagestemperaturamplitude bleibend eingetreten, beginnt die Erhaltungstherapie. Diese beginnt definitionsgemäß auch dann, wenn ein- oder mehrmals die Dosis reduziert werden mußte, weil die Temperaturreaktion oder die immunologischen Werte wieder abgesunken sind. Die für das Stadium der Krebserkrankung des Patienten notwendige oder zu erreichende Dosis der Erhaltungstherapie kann auch aus den Angaben der Hersteller entnommen werden. Diese Dosierungsorschläge stellen algemeine Erfahrungswerte dar, die gegebenenfalls auf den einzelenen Patienten hin zu indvidualisieren sind.
Je nach Verträglichkeit und Stadium des Krankheitsgeschehens werden verschiedene Injektionsrhythmen vorgeschlagen. Sie reichen von 1-2 Applikationen pro Woche über 6 Wochen mit 14-tägigen mit Therapiepausen bis zu Injektionen ohne Pause.
Es bestehen Hinweise, daß mit Mistelextrakten in niedrigen Dosen immunmodulierend therapiert wird, in hohen Dosen jedoch cytotoxisch. So ließ sich unter hochdsierter Infusiosntherapie häufig ein Abfall der Immunparameter beobachten, obwohl klinisch eine Besserung erreicht werden konnte (95). Die Empfehlungen der Hersteller zur Anwendung der verschiedenen Wirtsbaummistelpräparate sind ähnlich: Beim Mamma-Karzinom der Frau wird in der Regel die Apfelbaummistel verwendet; beim Bronchialkarzinom des Mannes die Tannen- oder Eichenmistel.
Unterschiede in den Angaben der Hersteller finden sich bezüglich der Behandlung von Leukämien und intrakraniellen Tumoren. Während für Helixor® detaillierte Angaben zur Therapie von Leuämien gemacht werden, raten andere Hersteller von einer begleitenden Therapie bei Leukämien ab (192,77,62). Die Hersteller von Iscador®, Iscucin® und Plenosol® empfehlen bei der Behandlung intrakranieller Tumoren die orale Gabe.
Die Therapie mit Mistelextrakten ist keineswegs auf die behandlungsfreie Zeit in der Nachsorge oder auf "austherapierte" Fälle beschränkt. Neben der Behandlung von Präkanzerosen erfolgt die präoperative Medikation unter dem Aspekt einer Immunstimulierung. Bei adjuvanter Behandlung wird über eine Verminderung der Nebenwirkungen und eine Verbesserung der Lebensqualität berichtet (64). Besonders nach Beendigung einer Chemo- oder Bestrahlungstherapie lassen sich verstärkte Reaktionen auf Mistelextraktgaben beobachten, die durch den Wegfall der durch die Primärtherapie bedingten Immunsuppressionen bedingt sind. Alle Hersteller weisen darauf hin, daß nicht in Bestrahlungsfelder injiziert werden sollte. Ebenso ist die Injektion in bestehende oder nicht ganz abgeklungene Lokalreaktionen kontraindiziert. Bei präfinalen und finalen Zuständen der Krebserkrankung ließ sich für die Hochdosisinfusion von Mistelextrakten eine schmerzlindernde Wirkung aufzeigen (95, 103, 234, 107). Bei Patienten im finalen Stadium, die eine Therapie mit Mistelextrakten beginnen wollen, kann das Ziel der Therapie jedoch nur in eine schonenden Roborierung bestehen.
Aus den einleitend skizzierten Gesichtspunkten lassen sich zugleich auch Kontraindikationen und Nebenwirkungen einer Misteltherapie ableiten. Da Mistelextrakte eingesetzt werden, um die Körpertemperatur des Patienten zu erhöhen, sind fieberhafte Infekte oder fieberhafte Zustände anderer Genese als Kontraindikationen anzusehen. Da die Behandlung mit Mistelextrakten zudem auf eine Verstärkung der bei Krebspatientn in der Regel brachliegenden Fähigkeit zu entzündlichen Reaktionen abzielt, läßt sich unter Misteltherapie oftmals ein Übergang chronischer Entzündungen in ein akutes Stadium beobachten. Kontraindiziert sind auch entzündliche Venenerkrankungen und -aus Sicherheitsgründen- die Schwangerschaft.
Die Dauer der Therapie ist wegen der fehlenden Toxizität der Mistelextrakte nicht prinzipiell begrenzt. Sie sollte sich in der Nachsorge nach dem Rezidivrisiko richten. Im allgemeinen wird empfohlen, nach fünf Jahren die Pausen zu verlängern und die Therapie auszuleiten. Bei Verschlechterung der immonologischen Daten, Anstieg der Tumormarker sowie besonderen psychosozialen Belastungen oder lebensgeschichtlich einschneidenden Ereignissen sollte die Therapie wieder aufgenommen, eventuell stattfindende Therapiepausen abgebrochen oder während der Erhaltungstherapie die Dosis erhöht werden.
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