Author: | Weiher, Rainer | |
Subject: | Ernährung | |
Abstract: | Falsche Ernährung als Ursache vieler Zivilisationskrankheiten | |
Copyright: | Patienteninformation, Berlin 1996 | |
Wie
es zu dieser negativen Entwicklung kam
Grundsätze
der Vollwert-Ernährung
40% der erwachsenen Bevölkerung ist leicht, 16% massiv übergewichtig. Zahnerkrankungen, Herzkreislauferkrankungen und Krebs seien die häufigsten Folgen einer einseitigen Ernährung. Zu den ernährungsabhängigen Krankheiten zählen:
Man kann sich nun fragen, warum diese Informationsfülle nicht zu einer guten Ernährung des Einzelnen führt. Die Menschen könnten sich Informationen, die für sie selbst relevant sind, herausfiltern und so zu sichereren Urteilen gelangen. Häufig ist aber das genaue Gegenteil der Fall: die sich großteils widersprechenden Informationen führen zu einer Verwirrung bzw. zu Ängsten (siehe "Prost Mahlzeit! Krank durch gesunde Ernährung").
Diese Ängste spiegeln sich auch in den auftretenden Fragen über Ernährung wieder. Die Angst vor Cholesterin, Eisenmangel, Vitamin B12-Mangel, Eiweißunterversorgung, Umweltschadstoffen und Krebs (s. a. "kritische Nahrungsinhaltsstoffe").
Ratschläge, die gegeben werden, basieren meist auf Verboten: nicht viel Fett, nichts Süßes, wenig Salz, wenig Kalorien, kein Alkohol, kein Fleisch usw. Dadurch bekommt man schnell ein schlechtes Gewissen, weil man oft gegen diese "Ratschläge" von Experten verstößt. Es ist jedoch längst klar, daß das Essen über den Verstand nur sehr bedingt steuerbar ist. Ein für das Überleben so wichtiges Element wie die Ernährung hat die Evolution nicht allein dem leicht manipulierbaren Verstand überlassen. Hier sind auch viele unbewußte Steuerungsmechanismen am Werk.
Wer also extreme Diäten beginnt, muß damit rechnen Schiffbruch zu erleiden. Es kommt eher darauf an, an welche Ernährung der Organismus sich im Laufe der Evolution angepaßt hat, d. h. anhand der Entwicklungsgeschichte der Ernährung wird deutlich, was eine artgerechte Ernährung des Menschen ist. Am besten geeignet für eine gute Nährstoffversorgung erscheinen daher möglichst naturbelassene Nahrungsmittel.
Heute werden jedoch von der Ernährungsindustrie
Nahrungsmittel "designed", die den Ansprüchen
einer biologischen Ernährung nicht im mindesten entsprechen. Und die
daraus resultierende Unterversorgung mit bestimmten Vitalstoffen, z. B.
Vitaminen, sollen dann mit zusätzlichen Vitaminpräparaten
die wiederum einen hohen Umsatz versprechen ausgeglichen werden. Diese
Entwicklung gilt es heute zu durchbrechen, indem man sein eigenes Ernährungsverhalten
überprüft und Nahrungsmittel bewußt einkauft.
Wie
kam es eigentlich zu dieser negativen Entwicklung?
Erklärbar wird dies, wenn man sich die Ursprünge
der Ernährungswissenschaften ansieht. Danach wurden die Nahrungsmittel
nach ihrem Gehalt an den drei Grundnährstoffen
Bis heute drückt sich diese Ernährungslehre in der Nahrungsmittelindustrie durch eine großangelegte Vermarktung mit isolierten Nährstoffen (z. B. Vitamine, Mineralstoffe u. ä. in Pillenform) aus. Auch im sogenannten "alternativen" Bereich, in Naturkostläden und Reformhäusern werden immer wieder Nahrungsmittelkonzentrate, die angeblich alle lebensnotwendigen Stoffe enthalten, angeboten. Dies alles ohne jeglichen Beweis über die versprochenen Wirkungen.
Auch in der Schulmedizin gibt es bis heute viele Anhänger dieser physikalisch/chemischen Betrachtungsweise der Ernährung des Menschen.
Bereits seit Anfang dieses Jahrhunderts gibt es jedoch einen anderen Ansatz in der Ernährungsmedizin, der die Nahrung nicht nach ihrem Energie- und Nährstoffgehalt allein, sondern nach ihrer Naturbelassenheit beurteilt.
Der Arzt Bircher-Benner (1867-1939), der als erster vegetarische, rohe Kost in breitem Umfang therapeutisch einsetzte, und Prof. Dr. Werner Kollath (1892-1970) waren die entscheidenden Vorreiter dieser Bewegung. Heute kennt die von Werner Kollath initiierte Ernährungsform jederman/-frau als sogenannte Vollwert-Ernährung.
Diese Schule geht davon aus, daß neben den lebensnotwendigen Nährstoffen auch gesundheitsfördernde Nahrungsinhaltsstoffe von besonderer Bedeutung sind. Dazu zählen nach heutigem Wissen:
Es hat sich auch ein neuer Forschungszweig aus jüngsten Ergebnissen gebildet: die sogenannte Ernährungspharmakologie oder Chemoprävention. In ihm werden Wirkungen von Phytochemikalien, bioaktiven Substanzen und sekundären Pflanzenstoffen untersucht.
Diese Stoffe - so die bisherige Einschätzung - werden nur als Abwehrstoffe gegen Schädlinge, als Wachstumsregulatoren, Farb-, Duft- und Geschmacksstoffe synthetisiert. Heute mehren sich jedoch Hinweise, daß solche Stoffe das Risiko, an Herz-/Kreislauf-Störungen und Krebs zu erkranken, herabsetzen. Sekundäre Pflanzenstoffe sollen
Die "Gießener Schule" hat das Prinzip der
Ganzheitlichkeit am konsequentesten umgesetzt, da es ernährungsökologische
Forschungsergebnisse berücksichtigt. In der Ernährungsökologie
wird neben einer größtmöglichen Gesundheitsverträglichkeit
auch eine Umwelt- und Sozialverträglichkeit der Ernährung mit
einbezogen.
Grundsätze
der Vollwert-Ernährung
(aus: Koerber K.v., Männle T., Leitzmann C.: Vollwert-Ernährung.Grundlagen
einer Vernünftigen Ernährungsweise. Haug Verlag, Heidelberg,
6. Aufl. 1987)
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Neben dieser Liste von Konzepten gibt es jedoch schon lange die sogenannten Ernährungstherapien. Fast jede Krankheit hatte "ihre eigene" Diät, d. h. die Ernährungstherapien unterschieden sich grundlegend voneinander. Dieser Trend hat sich heute weitgehend verloren. Ein wichtiger Vertreter der Ernährungstherapien aus dem Bereich der Naturheilkunde ist Dr. med. Helmut Anemueller. Er gilt als "Urvater" der Reformbewegung, die sich schon lange vor dem Entstehen der Naturkostbewegung in den Reformhäusern etablierte. Sein Grunddiät-System ist weitgehend übereinstimmend mit der Vollwerternährung nach Leitzmann. Ausgehend von dieser Grunddiät schlägt Anemueller für einzelne Krankheiten gewisse Abänderungen vor, das Grundkonzept bleibt jedoch erhalten.
Eine spezielle Art Ernährungstherapie stellen die verschiedenen Fasten-Therapien (Heilfasten) dar. Dieses Jahrtausende alte Heilverfahren wird von seinen Befürwortern wegen seiner körperlichen, entgiftenden - bei weniger als 500 kcal/Tag schaltet der Körper biochemisch auf Fasten um - und mentalen/spirituellen Wirkungen angewendet.
Anemueller teilt die Ernährungstherapie in 3 Verordnungsbereiche ein:
(aus: Anemueller H.: Ernährungstherapie. In: Schimmel
K.-C. (Hrsg.): Lehrbuch der Naturheilverfahren, Hippokrates Verlag, Stuttgart,
2. Aufl. Band I, 232-263, 1990.)
1.
Spezielle ernährungstherapeutische Regimina:
Buchtip:
Koerber K.v., Männle T., Leitzmann C.: Vollwert-Ernährung.
Konzeption einer zeitgemäßen Ernährungsweise, Haug Verlag,
Heidelberg, 8. Aufl. 1994.
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Informationen zur Vollwert-Ernährung werden gegen Portogebühren vom
Verband für Unabhängige Gesundheitsberatung e. V. - Europa
-
Keplerstr. 1
35390 Gießen
Tel.: 0641/77785
Fax: 0641/78568
verschickt. Geschäftsführer dieses Vereins ist Thomas Männle (s. Literatur).
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